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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ihn
mit einem Vorsprung von genau dreizehn Hundertstelsekunden
geschlagen.«
»Nicht viel«, bemerkte Robb. Er stand auf und streckte
seine ermüdeten Muskeln.
»Genug für den Sieg«, sagte Ames. »Und es wird noch
besser. Wenn du dran bleibst und nicht locker läßt, kannst du
dich weiter steigern.«
Als Robb ein paar Minuten später zum Duschraum ging,
war ihm klar, daß er dranbleiben würde; denn er wußte, wie
gern er gewann.

5
    CHARLOTTE LACONNER WUSSTE , daß ihr Mann nicht billigen
würde, was zu tun sie im Begriff war, und sie zweifelte nicht
daran, daß er davon erfahren würde. In Silverdale wußte jeder
zu jeder Zeit, was jeder andere tat. Nicht, daß sie entschiedene
Einwände gegen die allgegenwärtigen Augen und Ohren einer
Kleinstadt gehabt hätte, standen ihnen doch die Vorteile der
Überschaubarkeit und der Geborgenheit in der Gemeinschaft
gegenüber; aber hin und wieder – in Zeiten wie gerade jetzt –
hätte sie ein wenig mehr Zurückgezogenheit zu schätzen
gewußt.
    Sie drückte die Eingabetaste an ihrem Datenanschluß, um
die letzten Teile der vierteljährlichen Ausgabenstatistik zu
schreiben, die sie für die Abteilung Rechnungswesen
zusammenstellte, wartete, bis das Gerät anzeigte, daß die
Verbindung mit dem Datenspeicher des Tarrentech-Computers
hergestellt war, dann machte sie sich an die Arbeit.
    Charlotte arbeitete erst seit wenigen Monaten im Rahmen
eines Experiments, das Tarrentech durchführte und das, wenn
erfolgreich, allen Frauen in Silverdale Gelegenheit geben
sollte, zu Hause Teilzeitarbeit zu übernehmen. Einstweilen war
das Experiment auf die Ehefrauen von Firmenangestellten
begrenzt; nur ein Mann nahm daran teil – Bill Tangen, dessen
Frau Irene ausgebildete Pharmazeutin war und ganztags
arbeitete, während Bill für ihre Tochter sorgte, die noch im
Säuglingsalter war. Für Charlotte bildete das Programm eine
ideale Ergänzung. Sie entdeckte, daß sie gern allein arbeitete
und in einigen Stunden mehr bewältigte, als sie je geschafft
hätte, wenn sie ganztags in der Rechnungsabteilung gearbeitet
hätte. An diesem Tag fiel es ihr jedoch schwer, sich auf die
Arbeit zu konzentrieren, und sobald sie die Ausgabenstatistik
fertiggestellt hatte, ließ sie es für diesmal genug sein.
    Es waren die Gedanken an Rick Ramirez, die ihr nicht aus
dem Kopf wollten und ihre Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigten; tatsächlich war der verletzte Junge ihr nicht mehr
aus dem Sinn gegangen, seit sie von seinem Schicksal erfahren
hatte. In ihrem Haus freilich war das Thema nach der zornigen
Szene, in deren Verlauf Jeff hinausgestürmt war, gänzlich tabu.
Weder wurde der Name des Jungen erwähnt, noch wollten
Chuck oder Jeff mit ihr über den Fall sprechen.
    Und das störte und beunruhigte Charlotte am meisten. Ihr
Mann und ihr Sohn hatten den schrecklichen Vorfall offensichtlich aus dem Bewußtsein verdrängt und taten, als sei
überhaupt nichts geschehen. Sie selbst aber war außerstande
gewesen, das Bild des bewegungslos im Gras liegenden
Fairfield-Spielers aus der Erinnerung zu bannen, und war an
diesem Morgen mit dem Entschluß erwacht, zum Krankenhaus
zu gehen und sich zu erkundigen, wie es ihm ging.
    Aber warum plagte sie dabei ein Schuldgefühl? Was konnte
Unrecht daran sein, einen verletzten Jungen zu besuchen?
Vor ihrem inneren Auge erschien Chuck und blickte sie mit
jenem eigentümlichen Ausdruck an, der ihr verriet, daß er ihre
Denkprozesse nicht ergründen konnte, und daß sie darum nicht
in Ordnung sein konnten. Und sie hörte seine Stimme in
seinem logischen Ton, wie sie es nannte, sagen: »Aber verstehst du nicht? Wenn du ins Krankenhaus gehst, ist es
gleichbedeutend mit dem Eingeständnis, daß Jeff in irgendeiner
Weise für das, was geschehen ist, die Verantwortung trägt. Und
selbst wenn er dafür verantwortlich wäre – was er nicht ist –,
würde es ein Fehler sein. Mit so etwas können die Anwälte
Heu machen.«
Aber war es wirklich Chucks Stimme, die sie hörte? Würde
er das wirklich sagen, oder waren es ihre eigenen Überlegungen und Befürchtungen?
Es spielte keine Rolle. Richtig oder falsch, sie mußte es tun.
Dreißig Minuten später, nachdem sie sich gezwungen hatte,
nicht nach links oder rechts zu sehen, um sich zu vergewissern,
wer sie beobachten könnte, stieß sie die Glastüren zur
Eingangshalle des kleinen Bezirkskrankenhauses auf und ging
zum Aufnahmeschalter. Anne Carson lächelte ihr durch die
Glasscheibe zu, verdrehte die Augen zum

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