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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Block dunkel, und die
Straße lag verlassen.
Vielleicht waren sie doch noch nicht hinter ihm her.
Er kauerte unschlüssig, sprang dann über die Straße und zur
Hintertür des Hauses. Er klopfte leise, dann kräftiger.
Sofort wurde es im Haus lebendig. Der Schäferhund schlug
an, und eine Sekunde später wurde es drinnen hell. Die Tür
wurde einen Spalt geöffnet, und Jeff sah das vertraute Gesicht
des Trainers herausspähen.
»Ich bin’s, Mr. Collins«, sagte er mit bebender Stimme.
»Ich – ich bin in Schwierigkeiten. Darf ich hinein?«
Die Tür wurde für eine Sekunde geschlossen, und Jeff hörte
Collins etwas zu dem Hund murmeln, dann ging die Tür weit
auf, und Jeff trat in die Küche von Collins’ kleinem Haus. Der
große Deutsche Schäferhund saß zu Füßen seines Herrn auf
den Keulen, hatte die Lefzen hochgezogen und knurrte tief in
der Kehle.
»Ruhig, Sparks«, sagte Phil Collins. »Sei friedlich.« Der
Hund entspannte sich deutlich, und einen Augenblick später
kam er vorsichtig näher, um Jeffs Hand zu beschnüffeln.
Jeff sank auf den zerschrammten Stuhl, der als einziger am
Küchentisch stand, und stützte den Kopf in die Hände.
»Ich – ich hab’ meine Mutter geschlagen«, sagte er, ohne
den Trainer anzusehen. »Ich weiß nicht, was geschah. Aber –
Nun, manchmal ist es so, als ob ich verrückt würde.« Endlich
sah er mit flehentlichem Ausdruck auf. »Was ist los mit mir?«
fragte er. »Manchmal werde ich so wütend, daß ich mich
einfach nicht beherrschen kann. Dann möchte ich nur
draufhauen. Einfach draufhauen, egal was passiert.«
Collins legte ihm die Hand auf die Schulter. »Na, nun
beruhige dich erst mal«, sagte er im gleichen Tonfall, den er
gerade beim Hund gebraucht hatte. »Dir fehlt gar nichts, Jeff.
Du machst eine schwierige Zeit in deinem Leben durch, das ist
alles. Nun erzähl mir, was geschehen ist.«
Gelegentlich von rauhem Schluchzen unterbrochen, tat Jeff
sein Möglichstes, Collins zu berichten, was an diesem Abend
geschehen war, von seinem Gespräch mit Linda angefangen bis
zu dem Augenblick Stunden später, als er pötzlich in blinder
Wut seine Mutter geschlagen hatte. Aber am Ende wußte er,
daß die Geschichte nicht viel Sinn ergab – es gab viele leere
Stellen, Abschnitte, von denen er nicht wußte, wo er gewesen
war und was er getan hatte. Zu seiner Erleichterung reagierte
der Trainer nicht allzu aufgeregt auf seine Erzählung.
»Mir scheint, du hast auf den Bruch mit deiner Freundin
einfach überspannt reagiert«, sagte er. »Das passiert bei Jungen
deines Alters immer wieder – die Hormone toben durch deinen
Körper, und du weißt nie, was sie mit dir machen. Ich will dir
was sagen«, fuhr er fort, »ich werde Marty Ames anrufen, und
wir bringen dich hinaus und lassen dich von ihm untersuchen.
Glaub mir«, fügte er augenzwinkernd hinzu, »wenn du
überschnappst, wird Marty der erste sein, der es merkt. Aber
keine Angst«, sagte er rasch, als Jeff erbleichte, »ich wette, er
wird das gleiche sagen, was ich gerade gesagt habe.«
»Aber meine Eltern?« fragte Jeff besorgt. »Nach dem, was
ich meiner Mutter getan habe, wird mein Pa mich umbringen!«
»Nein, wird er nicht«, versicherte ihm Collins. »Wenn es
sein muß, werde ich mit ihm reden, oder Marty Ames wird es
tun. Aber ich wette, wir werden nicht mal das tun müssen. Dein
alter Herr ist stolz auf dich, Jeff. Und er wird sich jetzt
bestimmt nicht gegen dich wenden. Er nicht, und deine Ma
auch nicht.«
Als Jeff ruhiger wurde, ging der Trainer zum Telefon und
machte einen kurzen Anruf. Eine Viertelstunde später hielt er,
Jeff neben sich auf dem Beifahrersitz, vor dem Tor der
Sportmedizinischen Klinik und kurbelte das Fenster herunter,
um mit dem Wachmann zu sprechen, der sie erwartete. Er
drückte eine Fernsteuerung, die Torflügel schwangen langsam
auf und ließen Collins durchfahren.
Martin Ames erwartete sie in der Eingangshalle des
weitläufigen Hauptgebäudes und führte Jeff unverzüglich in
den Untersuchungsraum. »Zieh dich bis auf die Unterhosen
aus«, sagte er dem Jungen, »und laß dich in Augenschein
nehmen.« Er wandte sich zu Collins. »Sagen Sie mir, was
geschehen ist.« Während Jeff sich seiner Kleidung entledigte,
wiederholte Collins in knappen Worten, was Jeff ihm zuvor
gesagt hatte. »Gut«, sagte Ames, »dann wollen wir anfangen.«
Als Ames seine Reflexe überprüfte und mit dem kleinen
Gummihammer an seine Kniescheiben klopfte, überkam Jeff
plötzlich wieder der Jähzorn. Er

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