Bestien
ihn gehört?«
Rasch erzählte sie ihm von Charlotte LaConners Besuch im
Krankenhaus. »Sie erwähnte es in einer Weise«, sagte Sharon,
»daß ich daraus schließen mußte, Randy Stevens sei ein
besonders schwerer Fall gewesen.«
MacCallum nickte. »Ich erinnere mich natürlich an ihn. Vor
einem oder zwei Jahren war er der größte Star der Footballmannschaft. Beinahe ein zweiter Jeff LaConner. Und ich
nehme an, er konnte genauso brutal sein. Aber dann zog die
Familie Stevens fort. Ich glaube, sein Vater wurde nach New
York versetzt.«
»Sie haben Randy Stevens nicht behandelt?«
»Niemand ersuchte mich darum.« MacCallum schien noch
etwas sagen zu wollen, aber die Gegensprechanlage summte
laut, und eine Stimme verlangte MacCallum am Telefon. Mit
einem vagen Gefühl von Unzufriedenheit mit der Auskunft des
Arztes, und durch die Unterbrechung etwas aus dem Konzept
gebracht, dankte sie ihm und eilte hinaus. Sie achtete nicht auf
die beiden Kombiwagen mit der Aufschrift ROCKY
MOUNTA1N HIGH auf den Seiten, die beim Krankenhaus
vorfuhren, als sie in Elaines Wagen stieg.
Aus dem ersten der beiden Fahrzeuge kam mit müden
Bewegungen und rotgeränderten Augen Dr. Martin Ames
hervor. Er winkte den Insassen des anderen Wagens, daß sie
bleiben sollten, wo sie waren, und ging ins Bezirkskrankenhaus. Er blieb am Fenster des Empfangsschalters stehen und
machte eine Kopfbewegung zum Korridor, der zu MacCallums
Büro führte. »Ist er da?«
Die diensttuende Schwester blickte von ihrer Arbeit auf,
erkannte ihn und nickte.
Wenige Augenblicke später klopfte Ames an MacCallums
Tür und trat ein, als er ein munteres: »Herein!« vernahm.
MacCallums Gesichtsausdruck verriet eine gewisse Überraschung, als er Ames erkannte, aber er lud ihn mit einem
Lächeln ein, vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. »Was
bringt Sie so früh hierher?«
Ames griff in die Tasche und zog einen Umschlag heraus,
den er auf MacCallums Schreibtisch legte. »Mark Tanner«,
sagte er. »Meines Wissens kann er verlegt werden?«
MacCallum furchte die Stirn, als er den Umschlag aufnahm.
»Das sicherlich«, erklärte er, »aber ich fürchte, ich verstehe
nicht…« Er zog ein Blatt Papier aus dem Umschlag, und sein
Stirnrunzeln vertiefte sich, als er eine von Blake Tanner
unterzeichnete Anweisung las, Mark vom Bezirkskrankenhaus
in die Sportmedizinische Klinik zu verlegen. »Was hat das zu
bedeuten?« fragte er, zu Ames aufblickend. »Meine Güte,
Marty, ich wollte den Jungen morgen entlassen.«
Ames zuckte die Achseln und machte eine mitfühlende
Grimasse. »Fragen Sie mich nicht, Mac. Ich weiß nur, daß ich
spät am gestrigen Abend einen Anruf von Jerry Harris erhielt,
der mich fragte, ob es mir was ausmachen würde, den Fall zu
übernehmen. Und Sie kennen mich – wenn Jerry Harris ruft,
bin ich zur Stelle. Und heute früh tauchte einer von Tarrentech
mit diesem Papier bei mir auf. Und da bin ich.«
»Aber es hat keinen Sinn«, protestierte MacCallum. »Dem
Jungen fehlt nichts Ernstes. Ein paar Prellungen und ein paar
angebrochene Rippen.«
»Erzählen Sie das einem besorgten Vater«, erwiderte Ames.
»Jedenfalls, da ist die Anweisung. Falls er nicht transportunfähig ist, kann keiner von uns etwas dagegen machen.«
»Es sei denn, Sie weigerten sich, den Fall anzunehmen«,
sagte MacCallum, obwohl er wußte, daß er seine Zeit
vergeudete. Selbst wenn Ames es wollte – was sicherlich nicht
der Fall war
–, wäre er ein Dummkopf, die großzügigen
Subventionen aufs Spiel zu setzen, mit denen Tarrentech jedes
Jahr die Sportmedizinische Klinik unterstützte.
Und Martin Ames war kein Dummkopf.
»Wir werden das Nötige veranlassen«, sagte MacCallum.
Seufzend nahm er den Hörer vom Telefon.
Mit Zagen näherte sich Robb Harris dem Büro des Trainers.
Seit sein Englischlehrer ihm mitten in der Stunde die Notiz mit
der Anweisung gegeben hatte, sich in der großen Pause beim
Trainer zu melden, war er in Sorge. Er glaubte ziemlich genau
zu wissen, worum es ging – Collins würde ihm eine Erklärung
wegen seiner Teilnahme an der Schlägerei des Vorabends
abverlangen. Aber als er das Büro betrat, sagte Collins nur, er
solle sich setzen, was er niemals tat, wenn er einen zur Rechenschaft ziehen wollte. Robbs Nervosität machte Neugierde
Platz, als er seine Tasche mit den Schulbüchern auf den Boden
stellte und sich setzte.
»Was würdest du davon halten, als Quarterback eingesetzt
zu werden?« fragte Collins.
Robb starrte ihn an. Was redete er da? Niemand konnte
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