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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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stand auf, angestrengt bemüht, seine aufgewühlten
Gefühle zu bezwingen. »Kann ich ihn sehen?«
Ames stand gleichfalls auf. »Selbstverständlich«, sagte er.
»Aber ich bitte Sie, sich darauf gefaßt zu machen, daß er sich
unter dem Einfluß von Beruhigungsmitteln befindet und
wahrscheinlich nicht bei Bewußtsein sein wird. Und selbst
wenn er es sein sollte, würde er Sie möglicherweise nicht
erkennen.«
Als sie durch die Korridore gingen, versuchte Chuck sich
auf den Anblick seines Sohnes gefaßt zu machen. Doch als sie
in den Raum traten, wo Jeff noch immer angeschnallt auf dem
Metalltisch lag, mußte Chuck mit aufsteigender Übelkeit
kämpfen.
Sein Sohn war nackt, die Arme und Beine mit breiten
Gurten fest an die Unterlage geschnallt. Jedem Körperteil
schienen Drähte zu entwachsen, und in beiden Unterarmen
hatte er Schläuche zur intravenösen Ernährung. Aber es war
nicht so sehr die Menge der aufgebotenen Geräte noch die
Gurte, die ihn an den Tisch fesselten, was Chuck LaConner
erschütterte.
Es war Jeff selbst.
Er hatte sich in den letzten Stunden verändert, so sehr
verändert, daß Chuck ihn kaum wiedererkannte. Seine Hände
schienen gewachsen zu sein.
Seine Finger waren länger, und die Knöchel traten wie
knorriges Holz hervor. Selbst im Schlaf öffneten und schlossen
sich Jeffs Hände krampfhaft, als wollten sie sich von den
Fesseln befreien.
Auch seine Züge hatten eine Veränderung erfahren. Die
Augen waren tiefer in ihre Höhlen gesunken, und die Brauen
traten wulstig heraus und verliehen ihm ein etwas affenartiges
Aussehen. Sein Unterkiefer, immer breit und kräftig, schien zu
klobig für sein Gesicht und hing jetzt offen, daß Zähne und
Zunge bloßlagen.
Er atmete in seltsam rauhen, kurzen Stößen.
»Mein Gott«, hauchte Chuck. »Was geschieht mit ihm?«
»Seine Knochen wachsen wieder«, sagte Ames. »Nur
scheint es diesmal unkontrolliert zu geschehen. Es beginnt mit
den Extremitäten – den Fingern und Zehen, und dem Unterkiefer. Wenn wir den Prozeß nicht unter Kontrolle bringen
können, wird er sich auf den Rest seines Körpers ausdehnen.«
Chuck LaConner starrte den Arzt an, hilflose Furcht in den
Augen. »Und was wird dann mit ihm geschehen?«
Dr. Ames blieb eine Weile still, dann entschied er, daß es
sinnlos sei, Jeffs Vater die Wahrheit vorzuenthalten.
»Dann wird er sterben«, sagte er in sachlich-kühlem Ton.
Eine Stille trat ein, die nur von Jeffs angestrengt röchelndem
Atem gestört wurde. Als Chuck hoffnungslos in das entstellte
Gesicht seines Sohnes starrte, gingen Jeffs Augen plötzlich auf.
Es waren wilde Augen, die Augen eines Tieres.
Und in ihnen glühte eine Raserei, die Chuck LaConner nie
zuvor gesehen hatte. Totenblaß, den ganzen Körper plötzlich
von einem eisigen Schauer ergriffen, schrak Chuck LaConner
vor seinem Sohn zurück.

13
    MARK TANNERS AUGENLIDER ZUCKTEN , öffneten sich. Er wußte
nicht, wo er war. Die Sonne schien zum Fenster herein, und er
hob instinktiv die rechte Hand, um seine Augen zu beschirmen.
    Heftiger Schmerz durchfuhr seinen Körper; er ließ die Hand
sinken und schloß die Augen wieder. Allmählich ordneten sich
seine Gedanken, und stückweise kehrten die Ereignisse des
vergangenen Abends in sein Gedächtnis zurück.
    Er war im Krankenhaus. Jetzt erinnerte er sich – erinnerte
sich des Kampfes mit Jeff, der in Wahrheit kein Kampf
gewesen war, der Fahrt im Krankenwagen, begleitet von seiner
Mutter, die sich benommen hatte, als müsse er sterben oder
was.
    Und er erinnerte sich des Arztes – wie hieß er noch gleich?
Mac … MacSoundso
–, der seine Gesichtsverletzungen
behandelt hatte. Der Schmerz der Nadelstiche über dem Auge
war ihm noch gegenwärtig. Dann hatten sie Röntgenaufnahmen
gemacht und ihn endlich zu Bett gebracht und schlafen lassen.
    Ohne die Augen in die Helligkeit der Sonne zu öffnen,
bewegte er versuchsweise die Gliedmaßen. Es war nicht allzu
schlimm. Zwar schmerzte sein Brustkorb bei jeder Bewegung
der Arme, und wenn er nicht zu tief Atem holte, bereiteten ihm
die angeknackten Rippen keine besonderen Beschwerden.
    Sein Kiefer schmerzte, als er ihn vorsichtig befühlte und
dann bewegte, aber auch das war nicht allzu schlimm, mehr
wie eine Art Zahnschmerz. Zuletzt stählte er sich gegen den
Schmerz im Brustkorb, hob die Hand und befühlte den
Kopfverband. Dann endlich öffnete er die Augen ein zweites
Mal.
    Oder öffnete das linke Auge. Das rechte wollte kaum
aufgehen, und als er nichts als roten Dunst damit

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