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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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war.
Nur war der Behandlungstisch in diesem Raum mit breiten
Gurten aus festem Gewebe versehen.
Mark betrachtete sie mißtrauisch und erinnerte sich plötzlich
der seltsamen Rötungen, die er an Jeff LaConners Handgelenken gesehen hatte, nachdem dieser eine Nacht hier verbracht
hatte.
»Wozu sind die?« fragte er mit unsicherer Stimme, aus der
die Furcht herauszuhören war, die sich im Hintergrund seines
Bewußtseins erhob.
»Kein Grund zur Sorge«, sagte Dr. Ames. »Zieh deine
Sachen aus und dies an«, fuhr er fort und reichte Mark ein
blaßgrünes Krankenhausnachthemd.
»Warum?« fragte Mark. »Sie wissen bereits, was mit mir ist,
nicht? Ich bin verprügelt worden, das ist alles. Ich bin nicht
krank.«
Eine gewisse Härte kam in Ames’ Stimme. »Tu einfach,
was dir gesagt wird, Mark. Wir werden dir nicht weh tun. Wir
wollen dir nur helfen.«
Marks Blick ging zur Tür, aber einer der Wärter blockierte
sie, die Augen auf Mark gerichtet, als hätte er seine Gedanken
erraten. Mark zögerte einen Moment, angespannt und mit
pochendem Herzen.
Dann sagte er sich, daß es sein Vater gewesen sei, der ihn
hierher geschickt hatte. Was immer dies alles zu bedeuten
hatte, es mußte daher in Ordnung sein, nicht? Dennoch wuchs
seine Nervosität, als er sich zögernd seiner Kleider entledigte
und das Nachthemd anzog.
Erst als er bereits ausgestreckt auf dem Behandlungstisch
lag, sprangen die Wärter plötzlich hinzu, und einer hielt ihn
nieder, während der andere seine Arme und Beine fest an den
Behandlungstisch schnallte.
»He, was soll das …«, rief Mark. Dann wurde ihm der
Mund mit einem Knebel verschlossen, und er fühlte eine
Injektionsnadel in eine Vene seines Unterarms stechen.
»Du brauchst dich nicht zu fürchten«, versicherte Ames
noch einmal. »Glaub mir, Mark, du wirst dich besser fühlen als
je zuvor in deinem Leben.«
Mark kämpfte einen Augenblick gegen die zähen Gurte,
aber die Anstrengung hatte zur Folge, daß stechender Schmerz
durch seinen Brustkorb fuhr.
Noch ehe der Schmerz nachgelassen hatte, sank Mark
Tanner in den dunklen Abgrund der Bewußtlosigkeit.
14
    LINDA HARRIS HATTE IHRE BÜCHERTASCHE schon gepackt, als
die Glocke zur Mittagspause läutete. Sie hatte den ganzen
Vormittag daran gedacht, sich aber erst vor fünfzehn Minuten
endgültig entschlossen. Sie wollte das Mittagessen überspringen und Mark Tanner im Krankenhaus besuchen. Sie hatte
eigentlich nicht genug Zeit, aber nach der Mittagspause stand
auf ihrem Stundenplan eine Arbeitsstunde in der Lesehalle, und
sie konnte immer sagen, sie hätte die Zeit in der Bücherei
verbracht. Und wenn es sein mußte, konnte sie Tiffany Welch,
die diese Stunde immer in der Bücherei aushalf, dazu bewegen,
daß sie notfalls für sie aussagte. Als das Gebimmel der Glocke
in den Korridoren verhallte, lief Linda zu der breiten Treppe,
die zum Erdgeschoß hinabführte. Sie war halb die Treppe
hinunter, als Tiffany sie vom Zwischengeschoß anrief
»Linda? Warte!«
    Linda zögerte, halb geneigt, so zu tun, als hätte sie nicht
gehört, dann besann sie sich eines Besseren. »Gut, daß du da
bist«, sagte sie, als das andere Mädchen sie eingeholt hatte.
»Hör zu, du mußt mir einen Gefallen tun. Wenn Mr. Anders
mich im Lesesaal vermißt, kannst du dann sagen, daß ich in der
Bücherei war?«
    Tiffanys ovales Gesicht spiegelte Verwirrung wider, aber
schon bald nahmen ihre hellen blauen Augen einen
verschwörerhaften Ausdruck an. »Wohin gehst du? Schwänzt
du den ganzen Nachmittag?«
    Der Eifer in der Stimme ihrer Freundin sagte Linda, daß
Tiffany daran dachte, mit ihr zu gehen; Tiffany fand nahezu
alles interessanter als die Schule.
»Ich will bloß ins Krankenhaus«, sagte Linda.
    Tiffanys Gesicht strahlte. »Jeff zu besuchen? Dann gehe ich
mit.«
»Warum sollte ich Jeff besuchen wollen?« versetzte Linda,
zornige Empörung im Blick. »Nach dem gestrigen Abend will
ich ihn nie mehr sehen!«
Der Ausdruck eifrigen Interesses schwand aus Tiffanys
Augen. »Wen dann?« Endlich ging ihr ein Licht auf. »Du
meinst, du willst Mark besuchen?« fragte sie in verändertem
Ton.
»Warum sollte ich nicht?«
»Er ist bloß solch ein … na, er ist eine Art Schwächling,
nicht?« sagte Tiffany.
Linda sah sie kalt an. »Wenn einer nicht wie alle anderen
hier sportnärrisch ist, bedeutet es noch lange nicht, daß er ein
Schwächling ist. Zufällig ist er ein richtig netter Junge. Und er
geht nicht herum und überfällt Jungen, die viel kleiner sind als
er.«
Dieser

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