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Bestimmung

Bestimmung

Titel: Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mycha Chick
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kommen und um meine Hand anhalten. Der Klang Seines Namens erzeugte bei mir kleine Wellen des Hochgefühls, auch wenn ich es bisher noch nie gewagt hatte, ihn auszusprechen. Bisher hatte ich eigentlich noch nie alleine und direkt mit Ihm gesprochen. Und ich würde es auch nie wagen, Ihn einfach so mit Seinem Namen anzureden. Nur in meinem Kopf hallte es wieder und wieder: Richard McKinley...
    Er war ein Freund meines Vaters und auch meiner zwei älteren Brüder, aber mir als Mädchen war es nicht erlaubt gewesen, an den geselligen Abenden teilzunehmen. Und jetzt sollte ich plötzlich allein mit Ihm sein? Wie sollte ich Ihn überhaupt anreden? In der lustigen Runde meines Vaters war es mittlerweile üblich, dass sich alle beim Vornamen anredeten. Aber Ihn Richard zu nennen, dass würde ich mir niemals erlauben. Also wie dann? Herr McKinley war wohl die offizielle Form und damit würde ich zumindest schon mal nichts falsch machen, auch wenn ich das irgendwie unpassend fand, weil Er in meinen Gedanken für mich ein übergeordnetes Fantasiewesen gewesen war und ich meistens nur von >Ihm< geträumt hatte. Und jetzt sollten diese Mädchenträume wahr werden. Ich war so schrecklich aufgeregt und aufgewühlt. In meinem Bauch tobten die Schmetterlinge und ich überlegte hin und her, was ich anziehen und was ich sagen, vor allem aber, wie ich mich verhalten sollte. Schließlich hatte ich mich seit über einem halben Jahr vor Ihm versteckt. Und ich wusste immer noch nicht, was Er alles über mich wusste oder was Er von mir wollte. Wie sollte ich mich geben? Eher unterwürfig und devot? Ängstlich oder freundlich? Reserviert oder überschwänglich? Wie wäre es mit distanzierter, vornehmer Zurückhaltung?
    Auf jeden Fall konnte ich Ihm nicht zeigen, wie es wirklich um mich bestellt war! Dass ich nicht nur völlig perplex war von dieser Wendung in meinem Leben, nicht nur überaus glücklich, sondern auch vor Erregung zitternd auf Ihn wartete! Dass mit Ihm als Ehemann all meine geheimsten Wünsche und feuchten Träume in Erfüllung gingen. Das konnte ich Ihm nicht sagen. Dann wäre ich mit einem Schlag für Ihn langweilig, wahrscheinlich würde Er sein Angebot, mich zur Frau zu nehmen, noch heute zurückziehen!
    Völlig verwirrt und mit der Situation hoffnungslos überfordert, lief ich nervös in meinem Zimmer auf und ab, zog Kleider aus meinem Schrank, legte sie wieder zurück. Nichts passte zu diesem Treffen. Dann fiel mir Rosmaries Kleid in die Hände, das sie mir damals geschenkte hatte und ich erinnerte mich, wie ich zu der Zeit nicht wusste, wofür ich so etwas jemals tragen sollte. Als hätte sie es geahnt!
    Es passte wie angegossen, meine langen schwarzen Haare fielen locker über meine Schultern, meine Brust kam wunderschön zur Geltung... ja, darin fühlte ich mich erwachsen und fraulich und das gab mir ein bisschen Selbstbewusstsein zurück. So konnte ich Ihm vor die Augen treten.
    Ich gab mir alle Mühe, äußerlich gefasst und ruhig zu wirken und lief die Treppe nach unten. Da ich niemanden sehen konnte, beschloss ich, draußen zu warten.
    Nach einer Stunde hielt ich die Spannung nicht mehr aus und spazierte in Richtung Wald. Ich wollte Ihm entgegenlaufen. Aber nach dem auch dort nichts von Ihm zu sehen war, lief ich einfach weiter. Ich war so aufgeregt, so aufgewühlt, dass ich völlig die Zeit vergaß und mich einfach auf eine Lichtung im Wald setzte und mich meinen Gedanken hingab. Wie würde es wohl werden, Seine Frau zu sein? Was würde ab jetzt alles auf mich zukommen?
     
    Wie lange ich da so saß und grübelte weiß ich nicht, irgendwann schrak ich aus meinen Gedanken hoch. Wie viel Zeit war vergangen? Ich sollte doch auf Ihn warten! Ich lief so schnell ich konnte zurück zum Haus, sehr viel mehr als eine halbe Stunde konnte es nicht gewesen sein. Ich hatte ja schließlich auch über eine Stunde auf Ihn gewartet, da konnte es doch nicht so schlimm sein, wenn ich ein bisschen zu spät kam, oder? Aber tief in mir wusste ich, als ich Sein Pferd auf dem Hof stehen sah, dass es nicht gut war und dass es nun Ärger geben würde.
     
    Er stand einfach nur da, ganz ruhig und wartete darauf, dass ich zu Ihm ging. Als ich vor Ihm stand, noch ganz außer Atem, wollte ich gerade zu einer Entschuldigung ansetzten, aber dazu kam ich nicht mehr!
    Die Ohrfeige kam unerwartet und brannte schrecklich auf meiner Backe.
    „Ich werde nie mehr auf dich warten müssen, richtig?“
    Zitternd stand ich vor Ihm und schaffte es

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