Bestrafe mich
Eine Peitsche, mit der man sein Opfer bis aufs Blut
peitschen konnte. Dass er sich ihr so anvertraute, gefiel ihr, spiegelte es doch das
Vertrauen wider, das sie in ihn hatte.
Sie hielt den Peitschengriff in einer, wie sie hoffte, eleganten Art mit zwei Händen
vor ihrem Körper und sah Raven an. „Zieh dich aus.“
Unwillkürlich leckte sie sich über die Lippen, als er sein Hemd aufknöpfte und seine
muskulöse Brust zum Vorschein kam. Seine Haut war hell, mit nur einer Andeutung
von Sonnenbräune. Haut zum Streicheln und Küssen. Schuhe, Socken, Hose und Unterhose folgten. Er legte alles ordentlich über eine
Stuhllehne, nahm die Hände auf den Rücken und sah sie abwartend an. Sie ließ sich
Zeit, studierte ihn so ausführlich, wie Leo Croft es mit ihr getan hatte. Ihr Blick tastete
jeden Quadratzentimeter seiner Haut ab. Die geraden Schultern, die Andeutung eines
Waschbrettbauchs, die schlanken, eleganten Schenkel und sein Glied, das auf
Halbmast stand. Seine Schamregion war, wie sein ganzer Körper, nahezu unbehaart.
„Öffne deine Haare“, lautete ihr nächster Befehl.
Er griff nach hinten in seinen Nacken und zog das Haargummi raus. Das gewährte
ihr einen Blick auf seine feinen Achselhaare.
„Dreh dich um.“
Auch die Rückseite war ein Anblick zum Reinbeißen. Egal, wie knackig die Hintern
von Jennas bisexuellen Kerlen gewesen sein mochten, garantiert hätte keiner von
ihnen mit diesem göttlichen Po mithalten können.
„Spann die Muskeln an.“ Oh, ja, das ist es. Das muss das Geheimnis sadistischer Lust sein, zu sehen, wie diese
Muskeln unter der Peitsche arbeiten. Unwiderstehlich schön fand sie, wie seine Haare seidig über seine breiten Schultern
fielen. Sie legte die Peitsche weg und trat zu ihm hin. Mit Händen, Mund und Nase
wühlte sie sich hinein. Dann hob sie die Haare beiseite, um seinen Nacken zu küssen.
Dabei kam eine Tätowierung zum Vorschein: eine Rabenfeder auf seinem rechten
Schulterblatt, ein edles, kraftvolles und doch zartes Motiv.
„Es ist frisch gestochen und noch nicht ganz verheilt“, sagte Jenna. „Sei bitte
vorsichtig.“
Langsam drehte Eileen sich um. „Hast du das gemacht?“
„Ja, nach seiner Vorlage.“
„Ich werde darauf achten, die Stelle nicht zu treffen“, versprach sie. Jenna hat also nicht nur den Lord, sondern auch Raven schon gekannt. Ob sie vor
mir schon andere Frauen als Sklavinnen in dieses Haus gebracht hat? Eileen studierte noch eine Weile die Tätowierung und küsste Raven knapp außerhalb
der Linien. Seine Haut roch wunderbar. Sie streichelte seine Schultern, schmiegte sich
an seinen Rücken, ließ ihre Hände über seine Hüften gleiten und vergaß alles um sich
herum, bis der Lord sich beschwerte: „Das soll eine Bestrafung werden, keine
Kuschelstunde.“
Eileen zuckte zusammen, fing sich aber sofort wieder. Sie war auf eine solche
Störung vorbereitet. „Jenna, knebel ihn und leg ihm das Halsband an.“
Jenna nahm beides vom Tisch und ging zu Raven, doch Eileen schüttelte den Kopf
und verkniff sich ein fieses Grinsen. „Nicht ihn, den Lord.“
Jenna zwinkerte ihr zu. „Wie du befiehlst, Herrin.“
„He“, protestierte der Lord. „So war das aber nicht geplant. Das gerät jetzt ein
bisschen außer Kontrolle. Raven, sag doch etwas.“
Raven drehte sich langsam zu ihm um, sah erst Eileen an, dann den Lord. „Ich würde
sagen, Sir, dass Eileen alles bestens unter Kontrolle hat.“
Der Lord wollte zu einem weiteren Protest ansetzen, da schob Jenna ihm in einer
schnellen Bewegung den Ballknebel in den Mund und zurrte den daran befestigten
Gurt an seinem Hinterkopf fest. Genüsslich legte sie ihm das Halsband um und zog
probehalber an der Leine. „Ich habe den Störenfried fest im Griff. Du kannst mit der
Bestrafung beginnen.“
Bestrafung, das war das Stichwort. Eileen konnte sich nicht länger davor drücken,
auch wenn sie Raven lieber stundenlang gestreichelt und geküsst hätte, als ihn zu
fesseln und auszupeitschen. Überhaupt: wo und wie sollte sie ihn fesseln?
Sie sah sich um. Bei Tageslicht konnte man bis in die hintersten Winkel der
mittelalterlich anmutenden Bibliothek sehen. An einer Wand entdeckte sie ein aus
zwei Holzbalken geformtes etwa zwei Meter hohes X, an dem an allen vier Enden
Ketten mit Ledermanschetten befestigt waren. So weit sie sich mit der Terminologie
auskannte, wurde dieses Teil in S/M-Kreisen Andreaskreuz genannt. Sie deutete
darauf. „Ist das transportabel? Wenn ja, dann möchte ich es in der Mitte des
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