Bestrafe mich
klar, aber
wozu das Band? Oh, warte mal, da liegt ja noch ein Umschlag.“
Der Umschlag war rot und hob sich darum kaum von dem Innenfutter des Koffers
ab. Eileen öffnete ihn gespannt, da sie erwartete, dass er Instruktionen enthielt, doch
sie fand darin eine Zeichnung. Jenna, die Ravens Zeichenblock nicht gesehen hatte,
staunte: „He, ist das von Leo Croft?“
„Nein, von Raven. Er hat mich wirklich gut getroffen. Jedenfalls wissen wir jetzt,
wozu das Lederband gut ist.“
Die Zeichnung zeigte Eileen in der Domina-Kluft. Es war ein dynamisches Bild:
Eileen holte gerade mit der Peitsche aus. Ihre Oberarmmuskeln waren angespannt, die
drei Riemen züngelten durch die Luft. Eileens Haare waren straff nach hinten
gekämmt, im Nacken zusammengebunden und zu einem Zopf geflochten, in den das
Lederband eingearbeitet war.
„Ich bin Tätowiererin, nicht Hairstylistin“, seufzte Jenna.
„Du kriegst das schon hin. Ich lackiere mir inzwischen die Fingernägel und zuletzt
schminkst du mich.“
Zwanzig Minuten später hatten sie das Werk vollendet.
„Wir müssen auf dem Weg nach unten in meinem Zimmer Zwischenstation machen,
damit ich mich anziehen kann“, sagte Jenna.
„Ob sich das lohnt?“ Eileen drohte spielerisch mit der Peitsche. „Falls du meine
Sklavin sein wirst, musst du dich nachher sowieso gleich wieder ausziehen.“
„Höre ich da irgendwie Vorfreude heraus?“ Jenna massierte ihre Kiefermuskulatur.
„Als hätte ich heute nicht schon genug gelitten.“
Sie machten sich auf den Weg. Eileen hatte heftiges Herzklopfen. Ob sie dem
plötzlichen Rollenwechsel wirklich gewachsen war? Sich in andere Menschentypen
hineinzuversetzen, gehörte zu ihrem Beruf. Aber das war nur geschauspielert. Doch
jetzt wollte sie möglichst authentisch sein. Sie wollte nicht wie eine Domina tun, sie
wollte auch so empfinden.
Während Jenna sich in ihrem Zimmer anzog, stellte Eileen sich vor, sie und Raven
hätten die Plätze getauscht, er wäre in der Bibliothek an die Ketten gefesselt und ihr
wehrlos ausgeliefert. Sie würde ihn streicheln, erst mit den Fingerspitzen, dann mit
den Lippen und zuletzt mit den Riemen der Peitsche. Wenn sie ihn dann auspeitschte,
würde sie ihn vor jedem Schlag küssen und damit die Stelle „markieren“, auf die sie
als nächstes zu zielen gedachte. Oh ja, sie würde ihn lehren, ihre Küsse zu fürchten.
Es hatte funktioniert. Als Jenna in einem schwarzen engen Kleid aus dem Bad kam,
war Eileen nicht nur bereit, jemanden lustvoll zu foltern, sie war wild darauf.
****
Raven saß in der Bibliothek in einem breiten Ledersessel, ein Glas Sherry in der Hand,
und kämpfte mit den Tränen – Lachtränen. Der Lord lieferte gerade die hinreißendste
schauspielerische Leistung seines Lebens: als zimperliche Domina. Er trug High
Heels, die ihm drei Nummern zu klein waren, einen schwarzen Spitzen-BH, der ihm
vier Körbchengrößen zu üppig war, und einen Stringtanga, den er bis an die
Belastungsgrenze dehnte, dabei hatte er nicht mal eine Erektion. Er tat so, als koste es
ihn unsäglich viel Überwindung, auf den Strafbock einzuschlagen, auf dem
glücklicherweise gerade niemand kniete. „Au, au, au“, schrie er nach jedem
Peitschenhieb. „Das tut mir ja mehr weh als dir, mein süßer Sklave. Bitte verzeih mir.“
Raven rang um Fassung. „Okay, das reicht. Ich verschütte noch den teuren Sherry.”
Der Lord stieg aus den High Heels, entledigte sich des Büstenhalters und des Strings
und zog sein schwarzes Hemd und die Jeans an.
Raven ließ die Flüssigkeit in seinem Glas kreisen. „Ehrlich gesagt, glaube ich nicht,
dass Eileen sich so anstellen wird, wie du das eben persifliert hast. Sie hat sehr viel
natürliche Würde, auch in Situationen, die ihr vielleicht nicht so liegen.“
„Und ich glaube, dass ich noch untertrieben habe. Wenn sie erfährt, was sie tun soll,
wird sie sich mit Händen und Füßen wehren.“
Raven grinste. „Wieso mit Händen und Füßen? Sie hat doch eine Peitsche.“
„Die sie niemals benutzen wird. Jede Wette. Schon gar nicht, um – oh, da kommen
sie.“
Die Tür wurde geöffnet, und Eileen trat ein, gefolgt von Jenna. Hoheitsvoll schritt sie
bis in die Mitte des Raumes. Raven war froh, dass die Gardinen geöffnet waren, denn
im hellen Tageslicht konnte er sie in ihrer ganzen Schönheit bewundern. Und, bei
Gott, sie war schön! Eine Bilderbuchdomina, ernst und konzentriert. Nur an dem
raschen Pulsschlag, der in ihrer Halsbeuge sichtbar war, konnte Raven ausmachen,
dass
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