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BETA (German Edition)

BETA (German Edition)

Titel: BETA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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Dienerin.
    Mein Blick fällt auf Tahir in der Mitte des Saals, der mit dem König von Zakat in ein Gespräch vertieft ist. Ich kann nicht verstehen, was sie sagen, dafür ist die Musik zu laut, aber ich kann erkennen, dass Tahirs Körpersprache Vertrautheit signalisiert. Gerade legt er als Reaktion auf einen Satz des Königs lachend den Kopf in den Nacken, woraufhin Tariq und Bahiyya einen zufriedenen Blick wechseln.
    Meine Rolle ist die der Beobachterin. Nichts anderes habe ich bisher auf der Insel getan. Aber ich habe jetzt ein Bündnis mit Tahir geschlossen. Wir haben einen Plan. Bald werden wir unser Leben selbst in die Hand nehmen. Es wird etwas geschehen. Wir werden uns unsere Freiheit erkämpfen. Bald ist es so weit. Bis dahin schaffe ich es noch, sage ich zu mir. Du musst nur noch ein kleines bisschen länger durchhalten, Elysia.
    Trotzdem fällt es mir schwer, nicht von der Schaukel zu springen, Tahirs Hand zu nehmen und mit ihm noch in diesem Augenblick davonzurennen. Ich flehe ihn innerlich an, zu mir hochzuschauen, damit ich in seinen Augen das Einverständnis zwischen uns erkenne. Wie gerne würde ich es jetzt spüren, während ich auf der Schaukel diese dumme Vorstellung gebe. Aber Tahir blickt nicht hoch.
    Vielleicht ist es ihm zu peinlich. Oder vielleicht weiß er, dass dann seine Wut noch größer werden würde.
    Die Musiker haben aufgehört zu spielen, aber Demenzia will tanzen. Sie muss tanzen. Sie kann gar nicht anders. Allein steht sie in der Mitte des Ballsaals, lässt ihre Hüften kreisen, ihren Bauchnabel, hin und her, auf und ab, und bewegt dazu in anmutig schlängelnden Bewegungen die Arme. Sie ist als Aphrodite verkleidet, die dem Meeresschaum entstiegene Göttin der Liebe, und hat sich dafür ein Kostüm entworfen, das nur aus Sprühschaum besteht, ein rosa eingefärbtes Nichts, das eigentlich nur an drei winzigen Stellen ihren Körper bedeckt. Sie ist nur Schaum und nackte Haut und tanzt nun vor aller Augen ihren Tanz.
    Unter mir höre ich Greer murmeln, die neben Ivan und Farzad steht. »Noch fünf … vier … drei … zwei … eins … und da sind sie, auf die Sekunde genau!«
    Demenzias Eltern, die Cortez-Oliviers, betreten in diesem Moment den Ballsaal. Sie sind superreiche Reeder, die ihr Vermögen mit schweren Tankern gemacht haben, welche den neuen mächtigen Wogen des Ozeans standzuhalten vermögen. Als sie jetzt mit einiger Verspätung eintreffen, fällt ihr Blick als Erstes auf ihre Tochter, die vor dem ganzen Saal als nackte Aphrodite tanzt. »Scheint ganz so, als hätten Mommy und Daddy sich vor dem Ball nicht groß um Demenzias Kostüm gekümmert«, murmelt Greer.
    »Demetra!«, brüllt Mrs Cortez-Olivier. »Komm sofort hierher! Das ist unmöglich!«
    Demenzias Vater hält sich nicht lange mit Reden auf, sondern winkt einen Security-Klon herbei, der sich auf Demenzia stürzt, ihr seine Jacke überwirft und die schreiende und strampelnde Demenzia dann aus dem Saal trägt.
    Offensichtlich verlangt der Dresscode für menschliche Mädchen hier auf Demesne, dass sie bekleideter sind als ein weiblicher Klon.
    »Demenzia immer mit ihren Aktionen«, sagt Ivan.
    »Wenn du erst einmal auf der Base bist, wirst du sie vermissen«, zieht Greer ihn auf. Greer ist heute Abend als Selene verkleidet, die Mondgöttin, deren Reittiere Drachen sind. Ihr weißes Gewand reicht ihr bis zu den Knöcheln und auf dem Kopf trägt sie einen silbernen Halbmond. An ihrem rechten Ringfinger glänzt ein dicker silberner Ring, der einen sich schlängelnden Drachen darstellt. »Ohne sie wäre es auf dieser Insel jedenfalls todlangweilig.«
    »Am meisten werde ich Elysia vermissen«, sagt Ivan.
    »Sie gehört euch doch sowieso nicht mehr. Ab nächste Woche wohnt sie bei Tahir.«
    Farzad blickt mit hasserfülltem Blick zu mir hoch.
    »Verdammt!«, ruft Greer auf einmal. »Tut mir echt leid für Demenzia, dass sie das jetzt verpasst.«
    »Was denn?«, fragt Farzad.
    »Endlich den schönen Aquino kennenlernen!«, sagt Greer mit einem tiefen Seufzer. Neue Gäste haben gerade den Saal betreten.
    »Wen?«, fragt Farzad.
    An den Uniformen kann ich erkennen, dass es sich um Offiziere handelt, die als Gäste von der Base auf dem Mainland gekommen sein müssen. Sie begrüßen den Governor und Greers Vater.
    »Seht ihr den Typen in der Mitte?«, sagt Greer. »Der so groß ist? Das ist der Aquino. Soweit ich weiß, kehrt er morgen aufs Mainland zurück. Seine Mission auf Demesne ist beendet. Wie schade, dass er wieder

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