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Betörende Versuchung

Betörende Versuchung

Titel: Betörende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha James
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zusammen. Selbst Onkel Joseph, der die morgendliche Ruhe normalerweise dazu nutzte, sich hinter der >Times< zu vergraben, ließ die Zeitung sinken, um sie unter hochgezogenen, buschigen Brauen zu mustern.
    »Arabella«, fragte er, »stimmt etwas nicht? «
    »Nein, Onkel«, gab sie schnell zurück. »Ich fürchte nur, ich habe letzte Nacht nicht besonders gut geschlafen.«
    Wenigstens das entsprach der Wahrheit.
    Sie hatte die ganze Nacht damit zugebracht, sich hin und her zu wälzen. Ein halbes Dutzend Male hatte sie sich aufgesetzt, voller Ungläubigkeit darüber, was geschehen war.
    Ihr erster Kuss - und nicht von dem Mann, den sie einmal heiraten würde. Dieses wundersame Erlebnis, von dem jedes junge Mädchen träumte, hatte sie mit dem schlimmsten Wüstling aus ganz London geteilt.
    Wie um alles in der Welt hatte das passieren können? Sie sollte sich gedemütigt fühlen, Schrecken empfinden. Bei allen Heiligen, sie hätte die Geistesgegenwart besitzen müssen, den Kuss abzubrechen. Sie hätte es erst gar nicht dazu kommen lassen dürfen! Und vor allem machte ihr zu schaffen, sich eingestehen zu müssen, dass Justin seinen Willen durchgesetzt hatte - nicht sie. Wäre es nach ihr gegangen, hätte er sie endlos weiter küssen können. Oh, und wenn er nur ahnen könnte, was für skandalöse, ungehörige Gedanken ihr selbst j etzt im Kopf herum spukten ... Die herrliche Wärme seiner Lippen, die sich um die ihren schlossen, war beinahe köstlich sündhaft ...
    Miss Vikarin, von wegen.
    Ihre Erinnerung war von einer Deutlichkeit, die allzu lebhaft war. Ihre Wangen wurden feuerrot. Er hatte sie verhext. Verblendet, verzaubert. Obendrein war letzte Nacht auch noch Vollmond gewesen. Nun, wenn sie an so einen Blödsinn glaubte, könnte sie sich daran festklammern - als perfekte Erklärung für ihr ungebührliches Verhalten.
    Schrecklich, dachte sie, dass ihr eigentlich nur eine Erklärung blieb. Es hatte ihr gefallen, Justin zu küssen. Das Gefühl seiner Lippen auf ihren. Das Gefühl, das von ihm ausströmte, wie er sich anfühlte - so warm, so hart und absolut männlich ... es war eine betörende Versuchung. Sie hätte nie gedacht, dass ein bloßer Kuss so berauschend sein könnte. Er konnte süchtig machen. Sie hatte es so genossen, dass sie gewünscht hatte, er möge sie noch einmal mehr küssen ...
    Sie presste die Serviette zusammen. Das würde nie geschehen, sagte sie sich, fast schon mit Bitterkeit. Er hatte sie nur geküsst, weil er betrunken war.
    Wie dem auch sei, betrunken oder nicht - sie machte sich nicht gerade viel aus der Vorstellung, ihn wieder zu sehen. Ohne Zweifel würde er sich triumphierend aufführen. Würde er sie verhöhnen? Sich in seiner arroganten Art, die sie ungeheuer wütend machte, über ihre Schwäche lustig machen,?
    Sie hatte ihm nachgegeben. Sie, die geglaubt hatte, anders zu sein als diese albernen Mädchen, die kichernd mit dem Wimpern klimperten und sich ihm fast in den Weg warfen?
    Und er würde es genießen, sie daran zu erinnern.
    Für ihn hatte es ja keine Bedeutung. Justin Sterling war ein Mann, der mit Sicherheit schon Hunderte Frauen in seinem Leben geküsst hatte. Aber für Arabella ... ihr war der Kuss unter die Haut gegangen. Selbst jetzt, am Morgen danach, erinnerte sie sich noch an jedes Detail. Wie breit seine Brust war, wie sie seinen Atem gespürt hatte, als seine Lippen an den ihren lagen.
    Diese Gedanken erwiesen sich als verräterisch, denn man merkte ihr etwas an. Onkel Joseph war mit der Lektüre seiner Zeitung fortgefahren, aber Tante Grace musterte sie immer noch sehr aufmerksam. »Arabella«, sagte sie mit strenger Miene, »bist du wieder ohne dein Häubchen im Garten gewesen? «
    Nein! Ich bi n im zwar Garten gewesen, aber m it Justin.
    Sie spürte das fast unbändige Verlangen, mit der Wahrheit herauszurücken. Stattdessen antwortete sie knapp : »Nein, Tante Grace.«
    »Du hast so gerötete Wangen, Liebes. Und du hast noch gar nichts gegessen.« Sie wirkte beunruhigt. »Ich will ja nur hoffen, dass du mir j etzt nicht Fieber bekommst.« Tante Grace streckte den Arm aus und legte ihre fleischige Hand an Arabellas Wange. »Nein, kein Fieber, Gott sei Dank. Das geht nämlich jetzt überhaupt nicht, weißt du. Wir müssen doch morgen früh losfahren, hast du das vergessen? «
    Arabella schaute sie an. »Wir fahren weg? « , fragte sie heiter. oh, vielleicht nach Bath, dachte sie hoffnungsvoll. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel; sie liebte Bath. Tante

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