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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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ist.«
    Â»Sie meinen, es gibt einen Zusammenhang zwischen Gillians Ermordung und diesem Überfall auf Sie heute Abend?«
    Â»Ja. Und Sie doch auch.« Er musterte sie unverwandt. Seine Augen reflektierten das Licht aus dem offenen Badezimmer wie zwei blau getönte Spiegel. »Wenn mich nicht alles täuscht, ging Ihnen Lawsons Zusammenfassung der Dinge einen Hauch
zu glatt. Sie sind nicht ganz damit einverstanden, dass alles so abgelaufen ist, wie er sagt. Sie sind nicht überzeugt, dass Dale Gordon auf eigene Faust gehandelt hat. Oder?«
    Sie starrten einander durch das stille Halbdunkel an. Ihr war so beklommen zu Mute, dass sie nur mühsam atmen konnte. Schließlich sagte sie: »Möchten Sie einen Tee?«

19
    Â»Tee?«
    Â»Trinke ich manchmal zur Entspannung«, erklärte Melina.
    Â»Schon mal Bourbon probiert?«
    Â»Zusammen mit einer Schmerztablette?«
    Â»Noch besser.«
    Â»Werd mal sehen, was ich habe.« Sie ging aus dem Zimmer. Während sie draußen war, musterte Chief seine Umgebung. Der Raum war gemütlich eingerichtet, weiblich, aber nicht verspielt. Ordentlich, aber nicht übertrieben. Auf dem Nachttisch stand ein gerahmter Schnappschuss der Zwillinge. Er drückte sich aus dem Sessel und nahm das Foto. Dann wanderte sein Blick zwischen den beiden lachenden Gesichtern hin und her.
    Â»Können Sie sagen, wer wer ist?« Melina hatte zwei Whiskygläser mitgebracht.
    Â»Nein. Danke.«
    Zögernd reichte sie ihm einen der Drinks. »Nein, danke?«
    Er griff danach. »Nein, ich kann Sie beide nicht auseinander halten. Und danke für den Drink.«
    Â»Bitte.«
    Â»Offensichtlich haben Sie meinen Vorschlag aufgegriffen.«
    Â»Das ging schneller als Teekochen.« Sie nickte zu dem Bild hinunter. »Ich bin die auf der rechten Seite.«
    Wieder betrachtete er kopfschüttelnd den Schnappschuss
und stieß dann ein »Verdammt« hervor. Nachdem er den Rahmen auf den Nachttisch gestellt hatte, nahm er wieder im Sessel Platz. Melina setzte sich aufs Bett und lehnte sich rücklings gegen das Kopfteil, ohne die Fotografie aus den Augen zu lassen. »Ich habe noch nicht um sie getrauert.«
    Â»Dazu hatten Sie noch keine Zeit.«
    Â»Vermutlich.«
    Â»Das wird ganz plötzlich über Sie kommen, völlig unerwartet. Wie wenn einem eine Ladung Ziegelsteine auf den Kopf fällt. Dann werden Sie begreifen, dass sie tatsächlich von Ihnen gegangen ist. Und dann werden Sie auch trauern.«
    Â»Sprechen Sie aus Erfahrung, Chief? Haben Sie einen nahe stehenden Menschen verloren?«
    Â»Meine Mutter. Vor sieben Jahren. War hart.«
    Â»Als unsere Eltern kurz nacheinander starben, haben Gillian und ich uns gegenseitig geholfen, damit fertig zu werden.«
    Â»Dann gab es also nur Sie beide? Keine anderen Schwestern oder Brüder?«
    Â»Nur uns beide. Und jetzt nur noch mich.« Nachdenklich strich sie mit dem Finger über den Glasrand. Als sie zu ihm aufblickte, fragte sie: »Und was ist mit Ihrem Vater?«
    Â»Lebt noch.« Das war alles, was er zu diesem Thema zu sagen hatte. Sie musste es intuitiv erfasst haben, denn sie hakte nicht weiter nach. Nach längerem Schweigen wechselte er das Thema und meinte: »Was für eine merkwürdige Situation, Melina.«
    Â»Wieso? Ich stimme Ihnen zu, aber was finden Sie daran so merkwürdig?«
    Â»Wenn ich das Glück habe, mich mit einem Drink und einer schönen Frau in einem Schlafzimmer zu befinden, reden wir normalerweise nicht über Tod und Sterben und ungelöste Rätsel.«
    Sie lächelte ohne einen Funken Humor. »Für mich ist auch nichts normal. Gillians Ermordung hat alles verändert.«
    Â»Dann werden Sie ja nachfühlen können, wenn ich sage,
dass mein Leben seit meiner Begegnung mit Gillian, seit Ihrem Rollentausch, restlos in die Brüche gegangen ist.«
    Wie der Blitz schoss sie aus dem Bett. Dabei blitzte ein nacktes Bein auf und enthob ihn weiterer Spekulationen darüber, ob sie unter ihrem Bademantel etwas trug. Sie stellte ihr Getränk nicht gerade sachte auf dem Nachttisch ab und fuhr ihn wütend an. »Wissen Sie, was mir soeben eingefallen ist? Ohne Sie wäre das alles nicht passiert.«
    Â»Sie haben Recht.« Seine ruhige Feststellung traf sie völlig überraschend. Sie hatte Widerspruch erwartet. Als nichts dergleichen kam, wusste sie nichts mehr zu sagen. »Ist der Wutanfall vorbei?

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