Bettgeflüster
bin sicher, wir bekommen noch einen Tisch im ‚Bradleys‘“, erwiderte sie. Das Bradleys war ihrer beider Lieblingsrestaurant. Harrie war entschlossen, nicht mehr an Quinn McBrides Beschuldigungen zu denken und schon gar nicht mehr an diesen Mann selbst.
„Wunderbar“, stimmte Richard zu. „Wir treffen uns dort in einer halben Stunde – nein, lieber in einer Stunde“, korrigierte er sich. „Ich muss erst noch duschen.“
Ich auch, sagte Harrie sich und spürte plötzlich, dass sie vor Nässe und Kälte zitterte. Nachdem das Gespräch beendet war, zog sie sich rasch die nassen Sachen aus und stellte sich unter die heiße Dusche.
Mein Vater und Quinn irren sich, überlegte sie, während das Wasser über ihren Körper strömte. Richard war ein warmherziger, liebevoller Mann, außerdem sah er gut aus und war intelligent. So leicht würde sie sich nicht vom Gegenteil überzeugen lassen.
Und Quinn McBride zuliebe würde sie ihre Meinung bestimmt nicht ändern.
Doch als man sie um kurz vor neun im Bradleys an den reservierten Tisch führte, war sie sich ihrer Sache gar nicht mehr so sicher. Ausgerechnet Corinne Westley und David Hampton saßen an einem Tisch am anderen Ende des Raums.
Die beiden bemerkten Harrie nicht. Sie waren zu sehr in ihr Gespräch vertieft. Wahrscheinlich reden sie über Richard, dachte Harrie verächtlich.
In dem Moment kam Richard auch schon herein und wurde zu ihr an den Tisch geführt.
„Schön, dich zu sehen.“ Richard küsste Harrie leicht auf den Mund, ehe er sich ihr gegenüber hinsetzte. „Und noch dazu so überraschend“, fügte er liebevoll hinzu.
Harrie betrachtete ihn prüfend. Ihr gefielen sein blondes Haar und sein jungenhaftes Aussehen. Trotz seiner vierunddreißig Jahre war er noch sehr schlank und fit. Er trug einen dunkelblauen Anzug und ein Hemd in einem helleren Blau, das zu der Farbe seiner Augen passte, und er wirkte entspannt und ausgeruht.
Seine Augen sind nicht so aquamarinblau wie Quinn McBrides, überlegte sie. Sogleich ärgerte sie sich darüber, dass sie schon wieder an ihn dachte. Dass sie Richard jetzt so kritisch musterte, war allein Quinns Schuld.
Aber sie konnte ganz beruhigt sein. Richard hatte sich seit ihrem letzten Treffen nicht in ein zweiköpfiges Monster verwandelt. Er wirkte genauso charmant wie immer.
Harrie warf Corinne und David einen verstohlenen Blick zu. Dann atmete sie erleichtert auf, denn die beiden waren so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie weder Richard noch Harrie bemerkt hatten.
„Du bist heute Abend ziemlich zerstreut“, stellte Richard freundlich fest.
Schuldbewusst sah Harrie ihn an. Natürlich wollte sie ihm nicht sagen, wer oder was sie abgelenkt hatte. „Ich glaube, ich bekomme eine Erkältung“, improvisierte sie rasch. Glücklicherweise waren Corinne und David schon mit dem Essen fertig und tranken gerade ihren Kaffee. Das bedeutete, dass sie wahrscheinlich bald gehen würden.
Richard streichelte ihr die Hand. „Bist du sicher, dass du etwas essen möchtest? Du bist sehr blass.“
„Oh, es geht schon“, erwiderte sie und lächelte. „Du hast recht, es ist eine Überraschung, dass wir uns heute sehen können. Hoffentlich habe ich dich nicht gestört.“
Richard verzog das Gesicht und lehnte sich zurück. „Ich bin sowieso mit der Geschichte, an der ich gerade arbeite, nicht weitergekommen. Deshalb bin ich froh über die Abwechslung.“
„So?“ Harrie bemühte sich, nicht zu interessiert zu klingen. „Möchtest du darüber reden?“
Was mache ich da?, fragte sie sich sogleich. Richard hatte noch nie mit ihr über seine Arbeit gesprochen. Weshalb sollte er es jetzt tun? Harrie wusste genau, warum sie es gesagt hatte, und sie verfluchte Quinn McBride insgeheim noch einmal. Ihm hatte sie es zu verdanken, dass sie Richard gegenüber jetzt so misstrauisch war.
Richard schüttelte den Kopf. „Du weißt doch, dass ich das nicht tue, Harrie“, antwortete er.
„Ja, natürlich“, gab sie ruhig zu. „Ich …“ Plötzlich verstummte sie, denn Richard blickte in eine ganz andere Richtung.
Er hatte Corinne Westley und David Hampton entdeckt, die durch den Raum zum Ausgang gingen.
Harrie hielt den Atem an, als sie merkte, wie angespannt er auf einmal war. Mit hartem, seltsam berechnendem Blick sah er hinter den beiden her. Er hatte die Lippen verächtlich verzogen.
Ich bilde mir Richards Reaktion auf Corinne und David nur ein, ich suche nach einem Beweis seiner Schuld, überlegte sie. Aber
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