Bettler 01 - Bettler in Spanien
Querfaden zu entlocken, den dieser Satz hervorrief, um sie alle in ein Programm einzugeben, das er selbst entworfen hatte.
Die Arbeit war nur langsam vorangegangen. Jonathan Markowitz und Ludie Calvin, die jüngsten SuperS im Experiment, hatten über der unklaren, stammelnden Schwerfälligkeit der gesprochenen Worte die Geduld verloren und waren zweimal aus Tonys verbissenen Sitzungen davongerannt. Mark Meyers Fäden waren so bizarr gewesen, daß das Programm sich weigerte, sie als gültig anzuerkennen, bis Tony Abschnitte des Quellcodes neu schrieb. Nikos Demetrios verfügte über klare Fäden und kooperierte freudig, aber mitten in der Befragung bekam er eine Erkältung, war drei Tage unter Quarantäne und kam mit so veränderten Fäden für dieselben Wortverbindungen zurück, daß Tony alle seine Daten wegen Kontamination durch künstliche Neuordnung hinauswarf.
Aber er hatte durchgehalten, indem er zuckend und vor sich hin murmelnd noch mehr Stunden als Miri vor dem Holoterminal gegenüber dem ihren verbracht hatte. Und jetzt lächelte er sie an. »K-K-Komm und sch-schau!«
Miri ging um den Doppelschreibtisch herum auf Tonys Seite. Das dreidimensionale Bild des Holoterminals war auf jener Seite, die sich Miris Platz gegenüber befand, abgedeckt. Als sie schließlich das vorläufige Ergebnis seiner Arbeiten erblickte, schnappte sie entzückt nach Luft.
Es war das Modell ihrer Fäden für Tonys Ausgangssequenz, bei dem jedes Einzelkonzept in seinem konkreten Teil durch kleine Graphiken und in seinem abstrakten durch Worte dargestellt wurde. Leuchtende Linien in verschiedenen Farben repräsentierten Querverweise erster, zweiter und dritter Ebenen. Miri hatte noch nie zuvor eine so komplette Wiedergabe dessen gesehen, was in ihrem Kopf vorging. »E-Es i-i-ist sch-schön!«
»D-D-Deine sind schön«, sagte Tony. »K-K-Kompakt. E-E-Elegant.«
»Ich k-k-kenne d-d-die F-F-Form!« Miri wandte sich zum Bibliotheksschirm. »T-T-Terminal ein! B-B-Biblio-t-t-thek öf-f-fnen. D-D-Datei E-Erde. K-K-Kathed-drale von Ch-Ch-Chartres, F-F-Frankreich. R-R-Rosenf-f-fenster. G-G-Graphische D-D-Darst-t-tellung.«
Auf dem Bildschirm erstrahlte der fein vernetzte Entwurf aus dem dreizehnten Jahrhundert. Tony studierte ihn mit dem kritischen Auge eines Mathematikers. »N-N-Nein…, n-n-nicht g-genau s-so.«
»F-F-Fühlt s-sich a-a-aber s-so an«, sagte Miri; die wohlbekannte Frustration ärgerte sie wieder einmal und machte sich mit schlaffen Fadenspiralen in ihrem Kopf bemerkbar: Es gab eine essentielle Verbindung zwischen dem Rosenfenster und Tonys Computermodell, die zwar auf den ersten Blick nicht erkennbar, aber dennoch vorhanden und insgeheim von unendlicher Wichtigkeit war. Und Miris Hirn konnte sie nicht ausdrücken. Irgend etwas fehlte in ihren Gedankenfäden, hatte immer gefehlt.
Tony sagte: »S-S-Sieh mal J-J-Jonathans an!« Miris Gedankenmodell verschwand und Jonathans erschien. Miri schnappte wieder nach Luft. »W-W-Wie k-kann er d-d-denn s-so d-d-denken?«
Im Gegensatz zu dem von Miri erschien das Modell von Jonathans Denkvorgängen nicht als symmetrisches Gebilde, sondern als zerfledderte Amöbe, deren Fäden in allen Richtungen abstanden, irgendwo versandeten und dann plötzlich zurückschossen, um verrückte Verbindungen zu bilden, aus denen Miri nicht sofort klug wurde. Inwiefern bestand ein logischer Zusammenhang zwischen der Schlacht von Gettysburg und der Hubble-Konstante? Es war anzunehmen, daß Jonathan einen sah.
»D-Das s-s-sind d-die ersten b-beiden, d-d-die ich b-bis jetzt f-f-fertig habe«, sagte Tony. »M-Meines k-kommt als n-n-nächstes d-dran. D-D-Dann w-wird d-das P-P-Programm sie a-alle ü-ü-übereinanderl-1-la-gern und n-nach K-K-Kommun-n-nik-kationsp-p-prinzipien suchen. Und ein-n-nes T-Tages, M-Miri, w-werden w-wir n-nicht n-nur z-zur W-W-Weiterentw-wicklung d-der K-K-Kommunik-kationst-t-technik b-beiget-t-tragen h-haben, s-sondern w-wir k-könnten T-T-Terminals b-benutzen, um ohne d-diese ver-d-d-dammte eind-d-dimensionale Sp-p-prache mit-t-teinander z-zu reden!«
Miri sah ihn liebevoll an. Seine Arbeit verkörperte einen echten Beitrag zur Gemeinschaft. Nun, vielleicht würde das irgendwann auch bei der ihren der Fall sein. Sie arbeitete an synthetischen Neurotransmittern für die Sprachzentren des Gehirns. Eines Tages, so hoffte sie, würde es ihr gelingen, einen zu schaffen, der im Gegensatz zu den bisher von den Wissenschaftlern fabrizierten bei der Unterdrückung des Stotterns keine
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