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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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aufgeblasen, seine maximale Ausdehnung erreicht hatte, projizierte das Hologerät ein transparentes, dreidimensionales Modell des Ballons mit allen Unterteilungen in seinem Innern von der Decke des Labors herab.
    Aus jeder der vier Kammern an der Außenseite des Ballons wurden fünf Mäuse freigelassen. Hysterisch quietschend drängten sie sich augenblicklich in die Tunnels, deren geringe Höhe ein Schweben in der Schwerelosigkeit verhinderte. Auf dem Holo-Modell markierten zwanzig schwarze Punkte ihren Weg. Ein Bildschirm an der Wand zeigte die Anzeigewerte der zwanzig Biometer, die den Mäusen implantiert worden waren.
    Zehn Minuten lang liefen die Mäuse frei durch die Gänge. Dann wurde aus einer einzigen Quelle im Innern des Ballons jener gentechnisch modifizierte Organismus freigesetzt, der entfernte Verwandtschaft mit einem Virus besaß und an dessen Entwicklung Toliveri und Blure sieben Jahre gearbeitet hatten.
    Einer nach dem anderen reduzierten sich die Anzeigewerte auf dem Bildschirm und fielen auf Null; das elektronisch verstärkte Quietschen verstummte. Die ersten drei Mäuse sandten nach drei Minuten keine Werte mehr aus; die nächsten sechs einige Minuten danach; weitere fünf innerhalb von zehn Minuten. Die letzten sechs hielten nahezu einunddreißig Minuten lang durch.
    Doktor Blure gab die Daten in ein Extrapolationsprogramm ein. Er runzelte die Stirn. Er war noch ziemlich jung, nicht älter als fünfundzwanzig, und da er sehr blond war, sah der Bart, auf dessen Wachstum er großen Wert zu legen schien, wie ein daunenweiches Stoppelfeld aus. »Sehr schlecht«, kommentierte er. »Bei dieser relativen Geschwindigkeit liegen die Werte für das kleinste Orbitalprojekt bei über einer Stunde. Und bei einer Bettlerstadt an einem windstillen Tag bis zum Sättigungsgrad bei über fünf Stunden.«
    »Zu langsam«, entschied Will Sandaleros. »Zu wenig überzeugend.«
    »Ja«, sagte Blure. »Aber wir kommen der Sache schon näher.« Wieder warf er einen Blick auf die abgeflachten Biokurven. »Wenn man sich vorstellt, daß Menschen so etwas tatsächlich einsetzen könnten…«
    »Die Bettler würden es tun«, sagte Jennifer Sharifi.
    Niemand widersprach.
     
    Miri und Tony saßen in ihrem gemeinsamen Labor in Forschungskuppel vier. Üblicherweise benutzten die Kinder für ihre Studien Schullabors und keine professionellen; Raum war etwas Kostbares auf einer Orbitalstation, zu kostbar, um damit verschwenderisch umzugehen. Aber Miri und Tony waren keine gewöhnlichen Kinder, und ihre Studienprojekte dienten nicht bloß dem Erwerb von Kenntnissen. Der Hohe Rat von Sanctuary, Sharifi-Labors und die Schulaufsicht hatten bei einer Konferenz den Fragenkomplex diskutiert: Sollten Miris neurologische Experimente und Tonys Verbesserungen für Datensysteme als Studienprojekte, patentierbare Privatinitiativen oder als zu vergütende Arbeitsleistung für die Sanctuary -Corporation gelten? Sollten eventuelle Gewinne an das Familienunternehmen gehen, an die Körperschaft oder auf ein Treuhandkonto, das für Miri und Tony solange angelegt werden sollte, bis sie nach den Gesetzen des Staates New York keine Minderjährigen mehr waren? Alle Konferenzteilnehmer hatten ein Lächeln auf den Lippen, und die Diskussion war äußerst friedlich verlaufen; sie waren alle viel zu stolz auf die SuperS, um sich über sie in die Haare zu geraten. Man hatte sich schließlich darauf geeinigt, daß die Resultate ihrer Arbeit zwar Sanctuary gehören sollten, aber bei einer kommerziellen Verwertung sechzig Prozent Gewinnanteil an die Kinder gehen sollte, zusätzlich zu einer Finanzierung des späteren Studiums. Miri war zwölf, Tony elf.
    »S-S-Sieh dir d-d-das an!« sagte Tony.
    Fünfundvierzig Sekunden lang kam keine Antwort von Miri, was hieß, daß sie an einem essentiellen Punkt in ihrer gedanklichen Fadenkonstruktion angelangt war, und daß Tonys Worte einen Faden angefangen hatten, der an der äußersten Peripherie festhing. Tony wartete fröhlich. Er war fast immer fröhlich, und nur selten konnte Miri in den Gedankengebäuden, die er für sie auf seinem Hologerät darstellte, schwarze Fäden entdecken. Das war sein gegenwärtiges Projekt: darzustellen, wie die SuperSchlaflosen dachten. Er hatte mit einem einzigen Satz begonnen: »Kein Erwachsener hat ein automatisches Anrecht auf die Produkte eines anderen; aus Schwäche entsteht kein moralisches Anrecht auf Stärke.« Tony hatte Wochen damit verbracht, zwölf SuperS jeden Faden und

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