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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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gerechter Strafe oder Eroberung längst ausgeträumt war. Doch hier saß Drew in seinem Rollstuhl, ein kraftvoller Mann trotz seiner nutzlosen Beine, und sein Blick hielt dem ihren stand, als ihre Augen sich trafen. Sanctuary.
    Er war immer noch ein Kind.
    Sie ging zum nördlichen Innenhof. Kevin stand allein dort und betrachtete einen Stein, den der Wüstenwind in eine längliche, spitz zulaufende Form geschliffen hatte, die aussah wie eine Sandsteinträne. Bei seinem Anblick wurde Leisha klar, daß sie nicht mehr für ihn fühlte als für Richard. Bei Alice hatte das Alter den Körper getötet; es schien, daß es sich bei Leisha mit dem Herz zufriedengab.
    »Hallo, Kevin!«
    Er drehte sich rasch um. »Leisha! Danke für die Einladung.«
    Also hatte Drew ihn angelogen. Aber es erschien ihr bedeutungslos. »Gern geschehen.«
    »Ich wollte Alice zum letztenmal meine Aufwartung machen.« Er sah verlegen drein, und schließlich sagte er mit einem kläglichen Lächeln: »Wir Schlaflosen können nicht so recht damit umgehen, nicht wahr? Ich meine, mit dem Tod. Wir denken einfach nie dran.«
    »Ich ja«, sagte Leisha. »Möchtest du Alice noch einmal sehen?«
    »Später. Zuerst möchte ich dir etwas sagen, und ich weiß nicht, ob ich dazu noch die Möglichkeit haben werde. Das Begräbnis ist in einer Stunde, nicht wahr?«
    »Kevin, hör zu. Ich will keine Entschuldigungen oder Erklärungen oder Rekonstruktionen von Geschehnissen, die vierzig Jahre alt sind. Nicht jetzt. Ich will einfach nichts davon hören, ja?«
    »Ich wollte mich nicht entschuldigen«, erklärte er ein wenig steif, und sie erinnerte sich daran, wie sie auf dem Dach eben dieses Hauses zu Susan gesagt hatte: »Kevin sieht keinen Grund für irgendeine Entschuldigung.«
    »Es geht um etwas völlig anderes«, fuhr er fort. »Tut mir leid, wenn ich es gerade jetzt, vor dem Begräbnis, zur Sprache bringen muß, aber, wie gesagt, möglicherweise reicht die Zeit sonst nicht. Hat Drew dir erzählt, welche Aufträge ich für ihn erledige?«
    »Ich wußte nichts von einer Geschäftsverbindung zwischen euch beiden!«
    »Eigentlich erledige ich alles für ihn, mit Ausnahme seiner Tourneen. Dafür beschäftigt er eine Agentur. Aber ich kümmere mich um seine Wertpapieranlagen, die Versicherungen, und so weiter. Er…«
    »Ich hätte gedacht, die Summen, um die es bei Drews Geschäften geht, wären, verglichen mit deinen anderen Klienten, eher gering.«
    »Das ist richtig«, erwiderte Kevin unbefangen und nickte. »Aber ich tue es für dich. Indirekt. Und dazu wollte ich dir sagen, daß Drew darauf besteht, sein Kapital ausschließlich in Wertpapieren anzulegen, die an der Börse von Sanctuary notieren.«
    »Und?«
    »Ich tätige einen Großteil meiner Geschäfte ohnedies mit Sanctuary, aber zu den von dort vorgegebenen Bedingungen. Ich vertrete sie auf der Erde, wenn sie ihre eigenen Leute nicht herunterschicken wollen, und kümmere mich im besonderen um die Sicherheitsmaßnahmen bei ihren Transaktionen auf der Erde. Es gibt immer noch eine Menge Leute da draußen, die Schlaflose hassen, auch wenn die tolerante Atmosphäre in den Medien es nicht vermuten ließe. Du wärst überrascht, wie viele es sind, die uns hassen.«
    »Nein, wäre ich nicht«, entgegnete Leisha. »Und was wolltest du mir sonst noch sagen?«
    »Folgendes: Irgend etwas tut sich in Sanctuary. Ich weiß nicht, was, aber ich bin in der einzigartigen Lage, Einblick zu haben in die äußersten Randzonen ihrer Vorbereitungen auf was auch immer sie im Schilde führen – im besonderen durch Drews winzigkleine Beteiligungen, denn er möchte sie so dicht wie möglich am Herzschlag von Sanctuary haben. Was, nebenbei gesagt, nie sehr dicht war, denn das haben die Leute da oben nicht gestattet, und jetzt achten sie auf noch mehr Distanz. Momentan werfen sie auf den Markt, was sie nur können, wandeln Beteiligungen nicht in Guthaben oder Bargeld um sondern in Sachvermögen wie Gold, Software, ja sogar Kunstgüter. Das ist es, was bei meinem Überwachungsprogramm zu allererst alle Warnlichter zum Blinken brachte: Es existiert kein Schlafloser, der ein echter Kunstsammler wäre. Kunst interessiert uns einfach zu wenig.«
    Allerdings. Leisha zog die Stirn in Falten.
    »Also habe ich ein wenig tiefer gegraben«, fuhr Kevin fort, »auch auf Gebieten, mit denen ich sonst nichts zu tun habe. Die Sicherheitssysteme sind noch schwerer zu knacken als sonst; sie müssen da oben ein paar wirklich fähige jüngere

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