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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Wohnung gezerrt und auf offener Straße erschlagen.
    Sanctuary richtete eine weitere Botschaft an die Vereinigten Staaten: »Kein Mensch ist gut genug, um einen anderen Menschen ohne dessen Einverständnis zu beherrschen. – A. Lincoln.«
    »Das hat dir gegolten!« rief Stella ärgerlich. »Das Lincoln-Zitat – es stammt aus der falschen Ära! Sie schlachten doch die Unabhängigkeit aus und nicht den Bürgerkrieg! Jennifer hat Lincoln nur deshalb eingeschoben, weil du eine Lincoln-Sachverständige bist!«
    Leisha antwortete nicht.
     
    »Wenn wir die Orbitalstation übernehmen«, sagte Nikos, »wenn wir sie einfach ohne jede Vorwarnung übernehmen, dann wäre das ebenso verwerflich, als würde Sanctuary das Virus auf der Erde ohne Vorwarnung freisetzen.« Er schickte sein Fadenprogramm zu den anderen drei Gebäuden, in denen sich SuperS versammelt hatten. Für Nikos war es überraschend, dieses Fadengebilde, denn Nikos dachte üblicherweise in klaren Fäden, mit starken, deutlichen Querverweisen. Dieses Gebilde hingegen war fein gegliedert, Elemente wie Ethik, Geschichte und Gemeinschaftssolidarität waren sorgfältig ausgewogen und einander gegenüberstehende Werte von so nahezu gleichem Gewicht, daß seine Form unter innerer Spannung zu stehen schien und zerbrechlich wirkte. Das Fadengebilde wäre charakteristischer für Allen gewesen. Miri studierte es eingehend; seine komprimierte Zerbrechlichkeit gefiel ihr.
    Sie bedeutete, daß Nikos nicht allzu entschlossen war, sich Miri entgegenzustellen.
    Christy sagte: »Und was wäre, wenn wir ihnen eine Warnung zukommen ließen?«
    Der Gedanke war vor mehr als einer Stunde aufgetaucht. Aber Christys Fadenkonstruktion verfügte über neue Elemente, die aus der Rechtfertigung militärischer Einsätze stammten: Präventivschlag kontra klar umrissene Alternativen; die Last der Verantwortung bei Kriegsgerichten, abzuwägen mit der Ausschöpfung aller Optionen für einen Frieden; der Druck moralischer Bedenken auf ein gewisses festgestelltes Maß an zulässiger Gewaltanwendung: Pearl Harbor. Israel, aus der Geschichte erwachsenes Stammland der Juden. Hiroshima. General William Tecumseh Sherman und seine Politik der verbrannten Erde. Der Chaco-Krieg Paraguay gegen Bolivien. Die Fäden der SuperS erstreckten sich kaum je auf Militärgeschichte; Miri hatte nicht gewußt, daß Christys Gedächtnis diese Episoden ausreichend dokumentiert hatte, um Fäden damit zu bilden.
    »JJJaa!« murmelte Nikos langsam. »JJJaa…«
    Ludie, erst elf, sagte: »Ich kann nicht meine Mutter bedrohen! Nicht einmal indirekt.«
    Ich schon, dachte Miri und sah von Nikos zu Christy und Allen und zu Terry, dem Unberechenbaren.
    »JJJaa!« sagte Nikos. »Und wenn…«
    Fäden aus Wahrscheinlichkeiten begannen sich zu schlingen und zu verknoten und zu drehen.
     
    »Will, die nächste Gruppe von Bürgern verlangt Einlaß ins Tagungshaus«, sagte Ratsmitglied Renleigh.
    Sandaleros fuhr herum. »Wie sind sie überhaupt so weit gekommen? Der Befehl, die Häuser nicht zu verlassen, ist noch aufrecht!«
    »Wie sie soweit gekommen sind?« brauste Ratsmitglied Barcheski einigermaßen angewidert auf. »Sie sind gegangen. Wie viele Wachen, denkst du, hast du denn da draußen? Und wie sehr, denkst du, fürchten sich unsere Bürger vor den wenigen, die du hast?«
    »Niemand möchte, daß unsere Bürger sich fürchten«, warf Jennifer mit ruhiger Stimme ein.
    »Das tun sie ja auch nicht«, sagte Barbara Barcheski. »Deshalb sind sie ja da und möchten mit euch reden.«
    »Nein«, entschied Sandaleros. »Erst wenn das alles vorbei ist, wenn wir die Unabhängigkeit von der Erde haben, dann werden wir reden.«
    »Wenn sich keiner mehr einen Deut darum schert, was ihr angestellt habt, um sie zu bekommen«, sagte Ricky Sharifi. Es war das erstemal in drei Stunden, daß er das Wort ergriffen hatte.
    Caroline Renleigh sagte: »Sie haben Hank Kimball dabei. Ich habe mit ihm an Computeranlagen gearbeitet. Könnte sein, daß der Sicherheitsschild um das Tagungshaus nicht ausreichend codiert ist.«
    Cassie Blumenthal sah von ihrem Terminal auf. Ihre gelblichen Zähne glitzerten. »Er ist ausreichend codiert.«
    Nach einer Weile gingen die Protestierer davon.
    »Jennifer«, sagte John Wong, »Kanal vier propagiert nachdrücklich einen einzigen präzisen Atomschlag, der Sanctuary vernichten und damit unsere Möglichkeit zur Aktivierung der Depots verhindern soll.«
    »Das werden sie nicht tun«, meinte Jennifer. »Nicht die

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