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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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leben, und er war explodiert. Die Explosion, so schien es Leisha, war immer noch in Gang.
    »Tony? Leisha.«
    »Die Antwort lautet ja, ja, nein und zur Hölle mit dir.«
    Leisha biß die Zähne zusammen. »Fein. Und nun verrate mir die Fragen.«
    »Schwebt dir ernsthaft vor, daß sich die Schlaflosen in eine eigene, autarke Gesellschaft zurückziehen sollen? Ist Jennifer Sharifi wirklich gewillt, ein Projekt zu finanzieren, das den Bau einer ganzen kleinen Stadt umfaßt? Findest du nicht, daß ein solches Vorhaben die Schlaflosen um all das bringen würde, was durch geduldige Integration der Gruppe in die Allgemeinheit erreicht werden könnte? Und wie ist das mit dem Widerspruch, in einem bewaffneten Sperrgebiet zu leben und trotzdem mit der Außenwelt Geschäfte zu machen?«
    »Ich würde nie sagen: ›Zur Hölle mit dir.‹«
    »Wie großmütig von dir«, bemerkte Tony. Nach einer Sekunde fügte er hinzu: »Entschuldige, ich klinge ja schon wie einer von denen.«
    »Das wäre der falsche Weg für uns, Tony.«
    »Jedenfalls vielen Dank dafür, daß du nicht gesagt hast, die Sache wäre eine Nummer zu groß für mich.«
    Leisha überlegte, ob es nicht genau so war. »Wir sind doch keine eigene Spezies, Tony!«
    »Sag das den Schläfern.«
    »Du übertreibst. Es gibt sicher welche, die uns hassen – es gibt immer Menschen, die hassen –, aber wenn wir aufgeben…«
    »Wir geben nicht auf. Was wir zu bieten haben, wird immer gefragt sein: Software, Hardware, Literatur, Informationen, theoretisches Wissen, Rechtsberatung. Wir selbst können uns frei hinaus und hinein bewegen, aber wir werden über einen sicheren Ort verfügen, an den wir zurückkehren können. Ohne die Blutegel, die denken, wir schulden ihnen Blut, nur weil wir besser sind als sie.«
    »Es geht hier nicht darum, ob wir ihnen etwas schulden oder nicht.«
    »Ach nein?« sagte Tony. »Also gut, Leisha, bringen wir das hinter uns. Diskutieren wir es aus. Du bist doch Yagaiistin. Woran glaubst du?«
    »Tony…«
    »Los! Antworte!« sagte Tony, und aus seiner Stimme war immer noch der Vierzehnjährige herauszuhören, den Richard ihr einst vorgestellt hatte. Und gleichzeitig sah sie das Gesicht ihres Vaters vor sich: nicht wie es jetzt aussah, nach seiner Bypass-Operation, sondern das Gesicht von damals, als er sie auf seinen Knien gehalten hatte, um ihr zu erklären, daß sie etwas Besonderes war.
    »Ich glaube an einen freiwilligen, für beide Seiten nutzbringenden Austausch von Leistungen und Gütern. Und ich glaube daran, daß menschliche Würde nur dann entstehen kann, wenn man für seinen Lebensunterhalt selbst aufkommt, indem man in einer Wechselwirkung die eigenen Leistungen der Gesellschaft gegen Bezahlung zur Verfügung stellt. Daß das Symbol für diesen Tauschhandel der Vertrag ist. Und daß wir alle einander brauchen, wenn dieser Tauschhandel perfekt und für alle vorteilhaft funktionieren soll.«
    »Na gut«, unterbrach Tony sie kurz angebunden. »Und wie ist das mit den Bettlern in Spanien?«
    »Mit wem?«
    »Du gehst in einem armen Land wie Spanien durch eine Straße und du siehst einen Bettler. Gibst du ihm einen Dollar?«
    »Vermutlich.«
    »Warum? Er gibt dir nichts im Tausch dafür. Er hat nichts, was er dir geben könnte.«
    »Ich weiß. Ich tue es also aus Freundlichkeit. Aus Mitleid.«
    »Du siehst sechs Bettler. Gibst du ihnen allen einen Dollar?«
    »Vermutlich«, sagte Leisha wieder.
    »Du gibst also jedem einen Dollar. Dann siehst du plötzlich hundert Bettler, und du hast nicht Leisha Camdens Geld. Gibst du ihnen allen einen Dollar?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Leisha betete um Geduld; es gab nicht viele Leute, bei denen sie versucht war, das ComLink zu unterbrechen. Tony war einer von ihnen. »Weil das meine Geldmittel zu sehr reduzieren würde. Mein eigenes Leben hat vorrangig Anspruch auf das, was ich verdiene.«
    »Nun gut. Und jetzt zieh folgendes in Betracht: Am Biotech-Institut – wo du und ich entstanden sind, teure Pseudoschwester – hat Doktor Melling just gestern…«
    »Wer?«
    »Frau Doktor Susan Melling – o Gott, das ist mir total entfallen! Sie war ja mit deinem Vater verheiratet!«
    »Ich habe sie völlig aus den Augen verloren«, sagte Leisha. »Ich wußte gar nicht, daß sie in die Forschung zurückgegangen ist. Alice hat mir einmal gesagt… ach, egal. Was ist also gestern am Biotech passiert?«
    »Zwei entscheidende Dinge. Gerade erst bekannt geworden. Die genetische Analyse des Babys, mit dem Carla

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