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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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echten Lohn brachten, weil der Absatzmarkt für die entsprechenden Erzeugnisse nach Gesichtspunkten funktionierte, die mit wirtschaftlichen Kriterien nichts zu tun hatten, und nur so dem nationalen Markt entrissen worden war. »Ich kaufe nur Wir schlafen! -Produkte, dann werden auch meine Wir schlafen! -Produkte verkauft!« intonierte Tina voller Inbrunst. »Nur so kriegen wir unser Stück vom Kuchen!«
    »Und wenn jemand in deiner Umgebung ein anderes Produkt kauft, weil es billiger oder besser ist…«, half Hawke ihr weiter.
    »Dann ist der Jemand nicht mehr lang in meiner Umgebung«, stellte Tina düster fest. »Wir schauen auf unsere Leute.«
    »Danke, Tina«, sagte Hawke. Tina schien zu wissen, daß sie damit entlassen war. Sie ging, nicht ohne diesen gewissen Blick auf Hawke, den sie alle für den Mann reserviert hatten. Jordan hoffte, daß Leisha als Anwältin diesen Blick von ihren Klienten kannte, die sie vor einer anderen Art von Gefängnis bewahrt hatte. Sein Magen entkrampfte sich etwas.
    »Eine eindrucksvolle Vorstellung«, bemerkte Leisha sarkastisch.
    »Mehr als nur eine Vorstellung«, sagte Hawke. »Die Würde individueller Arbeit – ein alter yagaiistischer Grundsatz, nicht wahr? Oder können Sie sich nicht dazu überwinden, wirtschaftliche Fakten zur Kenntnis zu nehmen?«
    »Ich nehme auch alle Grenzen einer freien Marktwirtschaft zur Kenntnis, Mister Hawke. Angebot und Nachfrage stellt Arbeiter auf die gleiche Stufe mit Kinkerlitzchen, und Menschen sind keine Kinkerlitzchen. Aber Sie können wirtschaftliche Gesundheit nicht dadurch herstellen, daß Sie die Verbraucher gewerkschaftlich organisieren wie Arbeiter!«
    »Aber genau so stelle ich wirtschaftliche Gesundheit her, Miss Camden.«
    »Vorübergehend«, sagte Leisha. Sie beugte sich abrupt vor. »Erwarten Sie, daß Ihre Abnehmer nur aus Klassenhaß für alle Zeiten die besseren Produkte ignorieren werden? Der Klassenhaß nimmt automatisch ab, wenn der Wohlstand die Menschen in eine höhere Klasse aufsteigen läßt.«
    »Meine Leute werden nie so hoch aufsteigen, daß sie den Schlaflosen ebenbürtig sind. Und Sie wissen das genau. Sie und Ihresgleichen haben den Darwinschen Trumpf auf Ihrer Seite. Also schlagen wir Kapital aus dem, was wir haben: aus unserer großen Zahl.«
    »Aber es muß doch kein darwinischer Kampf sein!«
    Der Muskel an Hawkes Kehle hatte sich beruhigt; Jordan konnte deutlich sehen, daß Hawke fand, er hätte gewonnen. »Wirklich nicht, Miss Camden? Wer hat es denn dazu gemacht? Die Schlaflosen kontrollieren im Moment achtundzwanzig Prozent der Wirtschaft, ungeachtet der Tatsache, daß es sich um eine winzige Minderheit handelt. Und der Prozentsatz steigt unaufhörlich. Sie selbst sind über die Aurora-Holdinggesellschaft am Aktienkapital der Fabrik von Samsung-Chrysler auf der anderen Seite des Flusses beteiligt.«
    Das versetzte Jordan einen Schock; er hatte keine Ahnung davon gehabt. Eine Sekunde lang erfüllte ihn Mißtrauen, ätzend wie Säure. Seine Tante hatte darum ersucht, hierherkommen zu dürfen, darum ersucht, mit Hawke zu sprechen… Er starrte Leisha an. Sie lächelte. Nein, das war nicht ihr Motiv. Was war nur los mit ihm? Würde er sein ganzes Leben lang bei allem und jedem unsicher sein?
    »Es verstößt nicht gegen das Gesetz, Aktien zu besitzen, Mister Hawke«, sagte Leisha. »Ich besitze sie aus dem naheliegendsten Grund: um damit Gewinn zu machen. Einen Gewinn, erwirtschaftet mit den bestmöglichen Erzeugnissen und Dienstleistungen, die im freien, fairen Wettbewerb zu haben und jedermann zugänglich sind, der sie sich leisten will. Jedermann.«
    »Sehr lobenswert«, sagte Hawke mit schneidender Stimme. »Aber nicht jedermann kann sie sich leisten, das ist wohl klar.«
    »Das ist in diesem Fall irrelevant.«
    »Dann sind wir zumindest bei einer Sache einig: Manche Menschen sind von Ihrer herrlichen darwinischen Marktwirtschaft ausgeschlossen. Sollen sie das mit aller gebotenen Unterwürfigkeit einfach hinnehmen?«
    »Ich möchte ihnen die Türen öffnen und sie einlassen«, sagte Leisha.
    »Und wie, Miss Camden? Wie sollen wir bei gleichen Voraussetzungen mit den Schlaflosen konkurrieren – oder mit Unternehmen, die ganz oder teilweise von den Börsengenies der Schlaflosen finanziert werden?«
    »Jedenfalls nicht durch Haß, der zwei Wirtschaftssysteme schafft!«
    »Wodurch dann? Sagen Sie es mir!«
    Noch ehe Leisha antworten konnte, flog die Tür auf und drei Männer stürmten in den Raum.
    Die

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