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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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ein Latino. Fünf von ihnen mit Collegebildung, sieben mit High-School-Abschluß oder weniger. Neun jünger als fünfzig, drei älter. Acht von ihnen hatten leibliche Kinder, drei waren kinderlos und eine der Frauen verfügte über den legalen Eispenderinnenstatus. Sechs von ihnen arbeiteten, sechs standen auf der Wohlfahrtsliste. Keiner war Schlafloser.
    »Über jeden Bürger soll von einem Gericht aus ihm Ebenbürtigen Recht gesprochen werden.«
    »Sie können beginnen, Mister Hossack«, sagte der Richter zum Anklagevertreter, einem gedrungenen Mann mit dichtem grauem Haar und dem nicht zu unterschätzenden Prozeßvorteil, durch Stillschweigen die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenken zu können. Wie alle Leute in den Vereinigten Staaten, die Zugriff auf eine umfassende Datenbank hatten, wußte Leisha nun alles über Geoffrey Hossack. Er war vierundfünfzig Jahre alt, das Verhältnis seiner gewonnenen zu den verlorenen Prozessen lag bei dreiundzwanzig zu neun, er hatte keine Schwierigkeiten mit den Rechnungsprüfern der Steuerbehörden und noch nie einen Verweis der Anwaltskammer erhalten. Seine Frau kaufte ausschließlich Echtweizenbrot, dreimal die Woche. Hossack hing an zwei Nachrichtenkanälen und an einem privaten Kanal für Bürgerkriegsnarren. Seine älteste Tochter stand kurz davor, in Trigonometrie durchzufallen.
    Sowohl er als auch Richter Deepford waren als faire, ehrenhafte und äußerst fähige Juristen bekannt.
    Vor Wochen schon hatte Leisha vor dem Bildschirm gesessen und sich mit Deepfords und Hossacks Hintergrund beschäftigt, nachdem sie Deepfords Prozeßerfolge penibel durchgegangen war. Sie nahm nicht an, daß Sanctuary die Bestellung von Richter oder Staatsanwalt beeinflussen konnte; die Macht der Schlaflosen lag auf wirtschaftlichem Gebiet, nicht auf politischem. Sie waren einfach nicht zahlreich genug, um einen nennenswerten Wähleranteil zu stellen, und für die Bewerbung um ein gewähltes Amt hatten sie zu viele Gegner. Sanctuary war natürlich in der Lage, einzelne Richter, Staatsanwälte oder Kongressleute zu kaufen – was gewiß auch geschah –, aber nichts in Hossacks oder Deepfords Vergangenheit ließ auch nur im entferntesten darauf schließen, daß sie käuflich wären.
    Noch schwerer ins Gewicht fiel, daß Deepford kein fanatischer Schläfer war. Wie auch immer seine persönlichen Gefühle ihnen gegenüber aussahen, er hatte bereits neun Zivilrechtsverfahren gegen Schlaflose geleitet – zu Strafrechtsprozessen gegen Schlaflose kam es kaum –, und in jedem Fall war seine Verhandlungsführung untadelig und nachvollziehbar gewesen. Er tendierte zwar dazu, sowohl den Richtlinien für die Zulassung von Beweismaterial als auch dem Gesetzestext selbst buchstabengetreu zu folgen, aber das war auch schon der einzige Punkt, den Leisha ihm hätte vorwerfen können.
    Hossacks einleitende Erklärung für die Geschworenen umriß seinen Fall kurz und bündig: Dem Anklagevertreter lagen Beweise vor, daß die Beschädigung des Y-Energie-Deflektors an Doktor Timothy Herlingers Motorroller mit Absicht herbeigeführt worden war; und daß, wie weitere Beweise ergeben würden, die angeklagte Jennifer Sharifi mit dieser Beschädigung in ursächlichem Zusammenhang stand. »Der Motorroller war mit einem Netzhautscanner ausgestattet, meine Damen und Herren Geschworenen, dessen Auswertung drei Bilder ergab: jenes der Netzhaut eines Nachbarkindes, das am Morgen des Tages, an dem Doktor Herlinger starb, draußen spielte; jenes von Doktor Herlingers Netzhaut; und das Bild der Netzhaut einer weiblichen Schlaflosen. Ferner wird bewiesen werden, daß diese weibliche Schlaflose dem obersten Machtbereich von Sanctuary angehörte und ihr somit die höchstentwickelte Technik der ganzen Welt zur Verfügung stand.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr Hossack fort: »Zur Beweisführung wird ein Anhänger vorgelegt werden, der in der Parkgarage von Samplice gefunden wurde, unmittelbar neben der Stelle, an der Doktor Herlingers Roller gestanden hatte. In diesem Anhänger befindet sich ein Mikrochip, der allem Herkömmlichen auf diesem Gebiet so überlegen und so unähnlich ist, daß die Experten der Regierung immer noch nicht imstande sind, ein Duplikat davon anzufertigen. Wir verstehen nicht, wie er hergestellt wurde, aber wir verstehen sehr wohl, wozu er dient. Wir haben es ausprobiert. Er öffnet die Tore von Sanctuary. Kurz gesagt, wird der Staat beweisen, daß die Beschädigung des Rollers Teil eines sorgfältig

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