Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
einfacher Vorgang?«
    »Nein. Man brachte eine Vorrichtung am Y-Kegel an, welche das Versagen hervorrufen sollte.« Sie beschrieb die Vorrichtung und verlor sich sehr rasch in unverständlichen technischen Details. Nichtsdestoweniger lauschten die Geschworenen ihren Ausführungen aufmerksam.
    »Haben Sie je zuvor eine solche Vorrichtung zu Gesicht bekommen?«
    »Nein. Meines Wissens handelt es sich um eine völlig neuartige Konstruktion.«
    »Wie können Sie dann behaupten, daß diese Vorrichtung imstande ist, das zu tun, was Sie uns beschrieben haben?«
    »Wir haben sie umfassenden Tests unterzogen.«
    »Und wären Sie nunmehr auf Grund dieser Tests in der Lage, ein Duplikat dieser Vorrichtung anzufertigen?«
    »Nein. Oh, ich bin sicher, daß es Leute gibt, die das können. Aber es ist sehr kompliziert. Wir haben Spezialisten aus dem Verteidigungsministerium zu einer Begutachtung herangezogen…«
    »Die Herren werden später als Zeugen aussagen.«
    »… und sie stellten fest«, fuhr Kassabian unbeirrbar fort, »daß es sich dabei um eine neuartige Technik handelt.«
    »Also wäre eine sehr hochentwickelte – eine ungewöhnlich hochentwickelte – Intelligenz vonnöten, um diesen Eingriff in die Funktionsweise des Deflektorschildes zu bewerkstelligen?«
    »Einspruch!« unterbrach Sandaleros. »Die Meinung der Zeugin steht nicht zur Debatte!«
    »Ihre fachliche Meinung hierzu«, erklärte Hossack, »liegt durchaus innerhalb der Grenzen ihrer Sachverständigenaussage.«
    »Ich lasse es zu«, sagte der Richter.
    Hossack wiederholte die Frage. »Also wäre eine sehr hochentwickelte – eine ungewöhnlich hochentwickelte – Intelligenz vonnöten, um einen solchen Eingriff in die Funktionsweise des Deflektorschildes zuwege zu bringen?«
    »Ja«, sagte Kassabian.
    »Eine äußerst ungewöhnliche Person oder Gruppe von Personen?«
    »Ja.«
    Hossack ließ das in der Luft hängen, während er seine Unterlagen konsultierte. Leisha verfolgte, wie die Augen der Geschworenen den Gerichtssaal nach den Schlaflosen absuchten – nach einer Gruppe von ungewöhnlichen Personen mit ungewöhnlich hochentwickelter Intelligenz.
    Hossack sprach weiter. »Wollen wir uns nun mit dem dritten Netzhautbild beschäftigen, das der Scanner an Doktor Herlingers Motorroller an jenem Morgen aufgenommen hat, an dem er starb. Was macht Sie so sicher, daß dieses Bild einer erwachsenen weiblichen Schlaflosen zugeordnet werden muß?«
    »Netzhautbilder entstehen durch die Abtastung von Gewebe. Wie jedes menschliche Gewebe ist auch die Netzhaut einem Alterungsprozeß unterworfen. Das nennen wir in diesem Fall ›Trübung‹; es sind Stellen, wo Zellen zugrundegegangen sind und sich nicht erneuert haben – beachten Sie, daß es sich ja um Nervengewebe handelt! –, oder wo mißgeformte Zellen sitzen. Für das Gewebe von Schlaflosen trifft dies alles jedoch nicht zu. Es regeneriert sich irgendwie…« – Leisha hörte die ambivalente Betonung des Wortes ›irgendwie‹ – diese bittere Wehmütigkeit, die sie zum erstenmal vor zwanzig Jahren aus Susan Mellings Mund vernommen hatte – »… und die Abtastung liefert eine klare Netzhaut. Scharf umrissen. Keine Trübung. Je älter die Person, desto eindeutiger können wir das Bild einer Schlaflosennetzhaut identifizieren. Bei kleineren Kindern ist es manchmal schwer, einen Unterschied festzustellen, selbst für den Computer. Hier jedoch haben wir es ohne jeden Zweifel mit einer erwachsenen Schlaflosen zu tun.«
    »Ich verstehe. Und die Netzhaut stimmt nicht mit der eines anderen aktenkundigen Schlaflosen überein?«
    »Nein. Das Bild ist nicht im Archiv.«
    »Bitte erläutern Sie dem Gericht noch einen Punkt hierzu, Miss Kassabian. Hat man bei der Verhaftung von Jennifer Sharifi, der Angeklagten, das Bild ihrer Netzhaut aufgenommen?«
    »Ja.«
    »Und stimmt es mit der Abtastung des Scanners von Doktor Herlingers Roller überein?«
    »Nein.«
    »Es ist also nicht möglich, daß Miss Sharifi sich persönlich an diesem Motorroller zu schaffen gemacht hat?«
    »Nein«, sagte Kassabian und erlaubte damit der Anklage, auf diesen Umstand hinzuweisen, ehe die Verteidigung ihn einer dramatischeren Nutzung unterziehen konnte.
    »Stimmt das Bild mit dem der Netzhaut von Miß Leisha Camden überein, die sich kurz vor seinem Tod im selben Gebäude aufgehalten hatte wie Doktor Herlinger?«
    »Nein.«
    Alle Blicke wandten sich Leisha zu.
    »Aber es handelte sich ohne Zweifel um eine Schlaflose, die sich über diesen

Weitere Kostenlose Bücher