Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
sachte hob ich das Gewehr, hob es un’ drückte ab. Das Kaninchen kam nich’ mehr dazu, den Schuß zu hören. Flog in die Luft un’ fiel wieder runter. Aus. Ich watete durch den Fluß un’ holte es.
    Hatte ‘ne gute Seite, so gesehen – das Kaninchen paßte unter meine Jacke. ‘n Reh hätte nich’ drunter gepaßt. Wollte nich’, daß mich wer sah mit dem Karnickel in der Hand, un’ ich wollte auch nich’ rumtrödeln an der Stelle, wo der Schuß gefallen war. ‘nem alten Mann kann man leicht was wegnehmen.
    Versuchte auch keiner nich’, bis auf Doktor Turner.
    »Sie wollen es abhäuten?« fragte sie, un’ ihre Stimme wurde immer höher.
    Hätte lachen können, ich, über die Art, wie sie dreinsah dabei, aber sonst war eigentlich nichts lustig. »Na wollen Sie’s vielleicht mitsamt dem Fell essen?«
    Da sagte sie nichts mehr. Annie schnaubte durch die Nase. Lizzie legte ihr Terminal hin un’ rückte näher, um nichts zu verpassen.
    »Wie sollen wir’s denn kochen, Billy?« fragte Annie. »Die Y-Einheit wird nich’ heiß genug dafür!«
    »Ich werd’s braten. Heut’ nacht, am Fluß. Kann ‘n Feuer machen, ich, wo fast keinen Rauch gibt. Un’ in der Glut werden die Hundszahnzwiebeln geröstet.« Machte mir ganz wohlig, wie Annie mich da ansah.
    Lizzie sagte: »Aber wenn du… Wo gehst du denn hin, Vicky?«
    »Zur Cafeteria.«
    Ich sah hoch von der Arbeit. Auf meinen Händen war Blut. Fühlte sich gut an. »Was wollen Sie denn dort, Frau Doktor? Is’ gefährlich für Sie!« Die Straßenbande trifft sich immer noch dort. Das Förderband is’ zwar leer, aber das Holoterminal funktioniert immer noch.
    Sie lachte. »Ach, machen Sie sich keine Sorgen um mich, Billy. Keiner wird mir was tun. Aber dort ist irgend etwas im Gange, und ich möchte wissen, was.«
    »Hunger is’ im Gange, was sonst«, sagte Annie. »Un’ der sieht in der Cafeteria nich’ anders aus wie hier. Können Sie diese armen Leute nich’ in Ruhe lassen, Sie?«
    »Ich bin auch eine von diesen armen Leuten, wie Sie sie nennen«, sagte Doktor Turner un’ lächelte immer noch, ohne daß was komisch gewesen wäre. »Ich bin genauso hungrig wie alle anderen, Annie. Oder wie Sie. Und ich gehe zur Cafeteria.«
    »Ha!« machte Annie, weil sie fest glaubte, daß die Turner irgendwo irgendwelches Macher-Essen beiseitegeräumt hatte, un’ keiner konnte sie davon abbringen, die Annie. Annie, die konnte man nie von was abbringen.
    Ich zog dem Karnickel die Haut ab un’ zeigte Annie un’ Lizzie, wie man die Eicheln zu Mehl stampfte. Man muß ‘n klein wenig Asche mitkochen, das nimmt die Schärfe.
    War erst später Nachmittag, aber schon dunkel. Ich wickelte das Kaninchenfleisch in ‘nen Sommeroverall, un’ so konnte man’s nich’ mehr riechen, wenn man nich’‘n Hund war. Dann steckte ich ‘n kleines Y-Feuerzeug in die Tasche un’ machte mich auf’n Weg zum Fluß, um dort ein Feuerchen anzufachen.
    Bloß kam ich nich’ dazu, zum Fluß zu gehen.
    Immer mehr Leute strömten zur Cafeteria. Nich’ bloß die Knilche von der Straßengang, nein, ganz normale Leute. Liefen alle mit eingezogenen Köpfen in der finsteren Winterkälte durch die Straßen, als wär’ der Leibhaftige hinter ihnen her. Un’ so schnüffelte ich mal eingehend, weil ich sichergehen wollte, daß keiner das frische Karnickelfleisch roch, un’ dann ging ich auch in die Cafeteria.
    Alle, wo drinnen waren, sahen ‘ne Vorführung vom Lichten Träumer an: ›Der Krieger‹.
    Hatte das Gefühl, ich, daß die Leute schon den ganzen Tag zuschauten. Vielleicht kamen sie un’ gingen wieder un’ kamen noch mal zurück. Ich denke, es wird wohl so sein, daß es einem hilft, sich im Geist wohlzufühlen, wenn der Bauch leer is’. Das Konzert ging grade zu Ende, als ich reinkam, un’ die Leute rieben sich die Augen un’ weinten un’ schauten glasig drein, wie’s eben so is’ nach dem Lichten Träumen. Aber ich merkte gleich, daß die Frau Doktor Turner recht hatte – da war noch was anderes im Gange.
    Jack Sawicki baute sich vorm Holoterminal auf un’ drehte es ab. Der Lichte Träumer in seinem Rollstuhl, mit seinem Lächeln, wo einem immer vorkommt wie warmer Sonnenschein, verschwand.
    »Bürger von East Oleanta«, sagte Jack un’ verstummte; hatte wohl gemerkt, der, daß er klang wie so ‘n Macher-Politiker. »Hört mal alle her! Wir hocken hier tief in der Scheiße, alle! Un’ ich frag’ mich, ob wir nichts unternehmen können, um uns da rauszuziehen!«
    »Un’

Weitere Kostenlose Bücher