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Bettler und Hase. Roman

Bettler und Hase. Roman

Titel: Bettler und Hase. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tuomas Kyrö
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Curaharu. Er las das Reklameheftchen im Original, buchstabierte sich alles vor, bis er anfing zu verstehen, was er las.
    Darum sah Hertta Mäntylä nun einen Lumpenkerl vor sich, der englisch sprach – kein Problem, solange er eine Krankenversicherungskarte hatte. Auf Hertta wirkte Vatanescu müde, vielleicht auch deprimiert, womöglich trug er eine Saisongrippe mit sich herum. Aus langjähriger Erfahrung wusste sie, dass es eine Maßnahme gab, die bei den meisten Patienten besser wirkte als sämtliche Spritzen und Pillen zusammen: Schlaf. Sicherer, ungestörter Schlaf in frischer Wäsche in einem gutgelüfteten Zimmer. Danach das Aufwachen ohne Wecker, gefolgt von Kaffeeduft und Zeitung. Freundliche Frauen im Haus, dazu ein Onkel mit Humor und kleine Kinder, die still und niedlich spielen, erfüllt vom Leben. Wenn ein Mensch dem anderen das nur geben könnte! Stattdessen schlugen sich alle nur mit Stress, Geldverdienen, Todesangst und ewiger Müdigkeit herum. Ringe unter den Augen, Reifen unterm Leasing-Auto, Feuer unterm Arsch, Flamme unterm Löffel, hier unter dem Polarstern. Man müsste die Menschen an der Hand nehmen, man müsste sie in den Vergnügungspark schicken oder auf die Fjälls führen, damit der Wind ihre Pockennarben streichelt, ihre Seelennarben und die Gefühlsblockaden. An so vielen Orten könnte man das Leben finden, das der Mensch in sich erstickt.
    »Ent wott is joh proplem?«
    Vatanescu zählte auf: Knochenbruch, Blutung am Hinterbein und jagender Jungentrupp. Hertta musterte ihn, konnte aber keinen Knochenbruch erkennen. Und wenn sie etwas nicht mochte, dann unnötige Besuche in der Notaufnahme, Verschwendung von Steuergeldern, erfundene Krankheiten. Die Welt konnte keine Schmarotzer gebrauchen. Sie fragte Vatanescu, ob er eine Krankenversicherungskarte habe. Nein. Pass? Nein. Personalausweis? Nein. Sozialversicherungsnummer? Nein. Fester Wohnsitz? Nein.
    Darauf erhob sich Hertta von ihrem ergonomischen Stuhl. Falls er ernsthafte Beschwerden habe, werde man Vatanescu behandeln, falls es sich um Schwindel handele, müsse auch das offengelegt werden. Sie forderte ihn auf, die verletzte Gliedmaße zu zeigen. Vatanescu zog das Kaninchen aus dem Ärmel.
    Woher hätte er wissen sollen, dass Hertta Mäntylä Tiere hasste? Sie reagierte allergisch auf alles, was lebte und kein Mensch war. Tiere verursachten bei ihr Ausschlag, Schwellungen und Niesanfälle. Hertta war der Ansicht, dass es für Säugetiere andere, klar ausgewiesene Orte gab. Die Ambulanz eines Krankenhauses gehörte nicht dazu, hier war ein Kaninchen vollkommen fehl am Platz. So ein Tier gehörte in die Natur; diese Tiere verbreiteten Krankheiten, betatschten einen mit den Pfoten, leckten einen mit ihren ekelerregenden Zungen ab, sie japsten, knurrten, mümmelten. Unter zunehmender Panik flüsterte sie, dies hier sei keine Tierarztpraxis. Vatanescu versuchte ihr zu erklären, dass es sich bei dem Häschen mit größter Wahrscheinlichkeit um einen gebürtigen Finnen handelte, dessen Revier in der Stadt lag. Vielleicht wäre es deshalb möglich, eine Sozialversicherungsnummer für ihn zu bekommen und somit das Recht auf medizinische Versorgung.
    Hertta Mäntylä kreischte auf, als hätte Vatanescu ihr eine Machete an den Hals gehalten oder damit gedroht, die ganze Klinik in die Luft zu sprengen. Sie drückte den Panikknopf, und über Lautsprecher war zu hören, dass die Polizei bereits unterwegs sei. Dann setzte sie sich eine Atemschutzmaske auf, knallte die Luke zu und weigerte sich, weiterzuarbeiten.
    Vatanescu versuchte, die Ambulanz unauffällig zu verlassen, er musste weg, um sich den drohenden Handschellen zu entziehen. Die Pfote des Kaninchens hing schlaff herab, aus seinem Mund kam ein klägliches Wimmern. Und so pathetisch-melodramatisch es auch sein mag, in ein und derselben Szene ein weiches Tier
und
ein Kind auftreten zu lassen, so war es nun einmal so, dass das kleine Mädchen hinter Vatanescu herrannte. Es reichte ihm den Stiel von seinem Eis und löste die Bänder von seinen kleinen roten Schuhen.
    Du kluges kleines Menschenkind.

    Dem Krankenhaus gegenüber lag ein Friedhof. In dessen friedlicher Stimmung schiente Vatanescu mit dem Eisstiel und den Schnürsenkeln die Hasenpfote. Ein alter Mann rechte die Wege zwischen den dunklen Grabsteinen, er lüpfte den Hut. Als Vatanescu zurückgrüßte, stieg der Alte die Treppe zum Hintereingang der Kapelle hinauf und kam wenig später mit einer Thermoskanne zurück.
    Sein Gesicht

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