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Bettys Horrortrip

Bettys Horrortrip

Titel: Bettys Horrortrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nacht.«
    »Paß auf, Betty. Ich werde dir jetzt mein Kreuz geben. Du wirst es in die Hand nehmen und…« Meine Kehle saß plötzlich zu.
    Ich konnte nicht mehr sprechen, denn unter Bettys linkem Auge brach die Haut plötzlich auf, als wäre ein unsichtbares Rasiermesser dabei, darüber hinwegzugleiten. Es klaffte eine Lücke, und aus ihr hervor sickerte ein roter Faden. Bettys Blut.
    ***
    Die Frau selbst rührte ich nicht. Sie hockte auf ihrem Platz, als hätte man sie dazu verdonnert, sich nicht zu bewegen. Ich sprach sie auch nicht an, sondern beobachtete den dünnen Blutfaden, der wie ein zackiger Strich an der Wange entlang nach unten sickerte und schon den Mundwinkel erreicht hatte. »Betty!«
    Sie hatte mich gehört und deutete ein Nicken an. »Ich weiß es, John, ich weiß es genau. Du brauchst mir nichts zu sagen. Ich spüre mein Blut selbst.« Sie wollte sich nicht helfen lassen, öffnete ihre Tasche und holte ein zusammengefaltetes Taschentuch hervor, das sie gegen den Schnitt drückte.
    »Nimm es trotzdem«, sagte ich und schob mein Kreuz über den Tisch.
    Betty schaute es sich an. Ihre Augen zuckten. Dann sah sie mir ins Gesicht. »Nimm es.«
    »Und dann?«
    »Ich weiß noch nicht, was geschieht, aber es ist sicherlich ein Schutz für dich.«
    Betty zögerte noch einen Moment, dann legte sie ihre Hand auf das Kreuz. Schon nach der ersten Berührung zuckte sie in die Höhe. Sie riß den Mund auf, aber sie schrie nicht, sondern fiel hart auf ihren Sitzplatz zurück. Aus dem Schrei wurde nichts, dafür ertönte aus ihrem Mund ein lautes Zischen.
    »Und?«
    »Ich weiß nicht, John.«
    »Was weißt du nicht?«
    »Es ist weg.«
    »Das andere?«
    »Ja, das plötzlich in mir steckte. Es kam mir vor, als hätte man mir einen inneren Mantel oder ein Kleidungsstück ausgezogen. So etwas habe ich noch nie erlebt.« Sie nahm auch jetzt das Taschentuch von ihrem Gesicht weg, so daß ich gegen die Haut schauen konnte. Natürlich konzentrierte ich mich auf die Stelle, aus der das Blut gequollen war, aber da sah ich nichts mehr. Sie hatte sich wieder geschlossen. Das Papiertaschentuch war allerdings rot geworden.
    Lag es am Kreuz? Sicher war ich mir nicht. Ich konnte es sehen, denn es lag neben dem Glas der Frau auf dem Tisch. Keine Reaktion, kein Funkeln, nichts.
    »Hat es sich erwärmt, Betty?«
    »Wie? Was meinst du?«
    »Ich spreche von dem Kreuz.«
    »Ach so, ja.« Sie wußte es nicht genau und unternahm einen Test, bei dem sie mit den Fingerspitzen darüber hinwegstrich, dann den Druck verstärkte und meine Frage verneinte.
    »Darf ich mal?«
    »Bitte.«
    Ich faßte mein Kreuz an. Sie hatte nicht gelogen. Das Metall hatte sich tatsächlich nicht erwärmt. Ich kam wieder auf den Gedanken, einen Blick in Bettys Gesicht zu werfen, wo keine Wunde zu sehen war. Sie wußte, was ich suchte und schüttelte den Kopf.
    »Du wirst nichts finden, John. Ich kenne es. Ich, ich habe es in den Nächten erlebt. Man schneidet ein. Die Unsichtbaren sind da. Sie wollen mein Blut sehen, aber ich weiß nicht, aus welchem Grunde sie das alles tun. Was haben sie davon, wenn ich plötzlich blute und sich die Lücken wieder schließen?«
    »Das weiß ich nicht, Betty.«
    Sie senkte den Blick. »Es kommt mir so vor, als wollten sie mir nur zeigen, wie gut sie sind. Daß ich keine Chance habe. Daß sie mit mir machen können, was immer sie sich wünschen. Sie bereiten sich auf mich vor. Auf das Ende…«
    Ich wollte ihr erklären, daß sie so nicht denken sollte, aber die Bedienung brachte unser Essen. Es waren beides Tellergerichte. Man wünschte uns einen guten Appetit, und Betty hob nur die Schultern. So recht hatte sie keinen Hunger. Mit der Gabel teilte sie die Frühlingsrolle in zwei Hälften und lauschte dem dabei entstehenden Knistern.
    Ich schaute auf meinen Teller, wo sich die angebratenen Nudeln kringelten wie weißes Gewürm. Dazwischen lagen die hellen Fleischstücke, aber ich sah auch Paprika- und Lauchstreifen.
    Das Essen schmeckte mir. Es war gut gewürzt, aber mein Gegenüber stocherte in der Frühlingsrolle herum, ohne die Gabel zum Mund zu führen.
    Ich hörte sie schwer atmen, und als sie redete, schaute sie auf ihren Teller. »Ich habe Angst, John, da bin ich ehrlich. Ich habe zum erstenmal richtige Angst. Sie steckt in mir wie ein böses Tier. Sie ist die Schlange aus der Bibel, die versucht, die Menschen zu verführen. Die Angst drückt, ich weiß es, und ich habe sie am Tage noch nie so intensiv gespürt, obwohl du

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