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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Kassem
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kann auch meinen Namen buchstabieren! Soll ich dir zeigen?“
    Viktor nickte.
    „Capensis Rosa Ilex Salix Taxa Olea Betula Acer Lilia. Soll ich auch deinen Namen buchstabieren?”
    Viktor nickte.
    „Verrucosa Ilex Kalmia Taxa Olea Rosa.“
    „Du hast auch O lea und Rosa in deinem Namen.“
    „Ja!“ Cristobal hüpfte auf und ab.
    Der kleine Platz lag düster da, nur beleuchtet von den zwei Laternen. Es war warm und Viktor schwitzte in seiner dicken Winterjacke.
    „Soll ich dir sagen, woher ich komme?“, fragte Cristobal.
    Viktor nickte.
    „Ich bin von der Liga der Vögel.“
    „Sind alle Vögel in der Liga der Vögel?“, fragte Viktor.
    „Ja, aber viele verlassen die Liga und wollen alleine leben, und dann verhungern und erfrieren sie. Jeder normale Vogel ist in der Liga.“
    „Auch Raben?“
    „Ja. Raben sind unsere Sanitäter.“
    „Und Papageien?“
    „Papageien sind unser Lehrpersonal. Ein Papagei hat uns das Alphabet unterrichtet.“
    „Und wer noch?“
    „Eisvögel sind unsere Könige. Eulen sind Pioniere. Spatzen sind die Infanterie, Finken die Panzergrenadiere. Tauben sind die Feldwebel …“, zählte Cristobal auf.
    „Und was bist du?“
    „Kolibris gehören zu den Spezialkommandokräften. Wir sind die Fernspäher.“
    „Was macht ihr?“
    „Die Könige sagen uns, was wir machen sollen. Wir haben Missionen.“
    „Was musst du machen?“
    „Am ersten Tag wurde ich geboren. Diesen Tag durfte ich mit meiner Mutter verbringen. Am zweiten Tag musste ich umziehen, dann wurde ich eingeschult, eingekleidet und bekam die Grußabnahme. Am dritten Tag lernte ich das Alphabet und Lesen. Am vierten Tag war die Feststellung der sportlichen Befähigung, da musste ich ganz viel fliegen und schwimmen. Dann hatten wir Merkvermögen und Beobachtungsgüte, wir wurden in gute Kolibris und schlechte Kolibris einsortiert. Ich war ein guter Kolibri! Dann gab es die Eignungsfeststellung und ich habe sie bestanden! Dann wurden wir eingewiesen, lernten navigieren und mussten einen 40-km-Flugmarsch machen, dann FSA Teil 1, und ich musste dich besuchen, gestern hatte ich FSA Teil 2. Und heute hatten wir Tarnung und Verschleierungstaktik.“
    Viktor nickte, obwohl er gar nichts verstand.
    „Morgen habe ich FSA Teil 3 und 4.“
    „Was ist FSA?“
    „Fernspäher-Ausbildung.“
    „Morgen habe ich Bio und Sport“, sagte Viktor.
    „Wo ist denn deine Schule?“
    „In D9, fünf Haltestellen mit dem Bus.“
    „Fährst du immer mit dem Bus?“
    „Nein, Oded fährt mich mit dem Auto hin.“
    „Ist Oded dein Freund?“
    Viktor schüttelte den Kopf. „Nein, er arbeitet für meine Mutter. Er geht immer einkaufen, repariert alles, macht das Atelier sauber und kocht Kaffee für die Gäste.“
    „Und wer war dein bester Freund, bevor ich dein bester Freund wurde?“
    „Gem, der Sohn von einer Frau, die für meine Mutter arbeitet. Er war mein bester Freund. Er ist schon zehn. Wir gehen auf dieselbe Schule und fahren morgens zusammen hin.“
    „Ich hatte noch nie einen besten Freund“, sagte Cristobal und senkte den Kopf.
    „Du gehst doch immer berühmte Menschen besuchen, wie Maradona.“
    „Stimmt!“, rief Cristobal und setzte sich auf Viktors Schulter. „Lass uns zurückgehen“, sagte er dann. „Ich habe Hunger, mir ist kalt und ich bin müde und muss zur Nachtmeldung zu Hause sein.“
    „Wann kommst du wieder?“, fragte Viktor.
    „In ein paar Tagen. Ich muss jetzt noch für meine Prüfung lernen, dann muss ich wieder baden und muss deswegen zu Maradona, dann muss ich auch noch Nelson Mandela besuchen.“
    „Wer ist das?“
    „Weiß ich nicht. Er steht auf meinem Stundenplan. Ich muss noch seine Akte lesen.“
    Dann begleitete Cristobal Viktor nach Hause. Als sie in seinem Zimmer waren, verabschiedeten sie sich und Viktor umarmte Cristobal.
    Er fiel ins Bett, ganz erschöpft von der aufregenden Nacht, und schlief sofort ein.
    Seine Mutter erschrak am nächsten Morgen, als sie ihn mitsamt staubigen Straßenschuhen und Winterjacke auf dem noch gemachten Bett liegen sah, und hielt ihm einen langen Monolog darüber, was er sich wohl dabei gedacht habe, und beschwerte sich, dass sie jetzt innerhalb von einer Woche das vierte Mal die Bettwäsche wechseln musste.

Filament

     
    „Es ist schrecklich warm“, stöhnte Helena. „Schließt mal die Fenster, wir machen die Klimaanlage an.“
    „Nein, ich will nicht!“, rief Viktor „Der Wind ist da, er kann ins Auto und dann ist es nicht mehr

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