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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Kassem
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Oded.
    Viktor überlegte, dann schüttelte er mit dem Kopf.
    „Was?! Du kennst Slush nicht?“
    Viktor schüttelte erneut den Kopf.
    „Okay.“ Oded kramte in seinen Hosentaschen und holte eine Handvoll Münzen heraus. „Ich bin gleich wieder da. Welche ist deine Lieblingsfarbe?“
    Viktor überlegte. „Blau!“, sagte er dann.
    „Du bleibst bitte hier, beweg dich nicht vom Fleck, okay?“ Oded drehte sich zu ihm und sah ihn flehend an. Viktor nickte.
    Oded ging, und Viktor versuchte, sich nicht zu bewegen. Eine Minute später kam Oded zurück und hatte zwei große Becher in den Händen. In einem Becher war ein dickflüssiges rotes Getränk und in dem anderen ein blaues. Er reichte Viktor den blauen Becher und nahm einen großen Schluck durch den Strohhalm von seinem roten.
    „Das ist Slush! Probier mal.“
    Viktor hielt den Becher mit beiden Händen, Wasser perlte an der kalten Außenseite ab. Er probierte vorsichtig. Es war ein süßes Getränk, wie Limonade, aber da waren ganz viele Eiskristalle drin, die ganz schnell im Mund schmolzen. Er hielt den durchsichtigen Plastikbecher in die Sonne, das Licht schien hindurch und die Flüssigkeit glitzerte neonblau.
    „Das ist cool!“ sagte Viktor begeistert.
    „Hab ich dir doch gesagt! Slush ist das Beste, besonders an so einem warmen Tag.“ Oded hielt sich den Becher an die Schläfe und rollte es entlang seiner Stirn.
    Viktor tat es ihm nach. Das kalte Plastik war angenehm und er rieb sein ganzes Gesicht daran. Er nahm einen weiteren Schluck und dann noch einen langen, bis der Becher halb leer war.
    Oded kaute auf seinem Strohhalm, summte und schaute aus dem Fenster. Viktor betrachtete die Welt durch die blaue Flüssigkeit im Becher. Alles war stark verschwommen und blau. Er hielt sich noch einmal den sich langsam erwärmenden Becher an den Nacken und hätte ihn fast auf sein Hemd verschüttet.
    Oded klappte den Sonnenschutz runter, schaute sich im Spiegel an und lachte. Dann drehte er sich zu Viktor um und streckte ihm die Zunge aus. Seine Zunge war blutrot. Viktor kroch nach vorne auf den Beifahrersitz, klappte ebenfalls den Sonnenschutz runter und streckte sich selbst die Zunge hin. Sie war grellblau, genauso wie seine Lippen.
    Als Helena zu rückkam, erwartete Viktor sie mit ausgestreckter Zunge, er rollte die Augen hin und her, knurrte wie ein tollwütiges Monster und fuchtelte mit klauenartig ausgestreckten Fingern. Sie sah ihn missbilligend an, schaute noch missbilligender auf Oded, der sie mit roten Zähnen verschämt angrinste, und fragte: „Was für einen Schwachsinn habt ihr wieder gegessen?“, wartete aber keine Antwort ab und sagte dann: „Fahr nach hinten, es sind drei Kartons.“
    Die Lagerhallen des Zollamtes waren riesige Räume voller Kisten, Container, Kartons und unförmig verpackter Gegenstände. Viktor schaute zu, wie Oded die Kartons aus der Halle herausschleppte und im Kofferraum verstaute. Helena redete mit einem Mann, der ein Klemmbrett in der Hand hielt und etwas schrieb. Als Oded fertig war, stellte er sich neben Viktors offenes Fenster, lehnte sich ans Auto und zündete sich eine Zigarette an.
    „Sind wir fertig?“, fragte Viktor.
    „Ich glaube schon“, antwortete Oded und blies den Rauch senkrecht zum Himmel. „Wir fahren dann zu Samuel.“
    Samuel war der Familienfriseur. Er hatte seinen Laden in D8, unweit des Kinos, und schnitt Viktors Haare , solange sich Viktor erinnern konnte. Auch ein Vater ließ sich seine Haare dort schneiden, ebenfalls die gesamte Mannschaft des Ateliers, auch Helena ließ sich dort ab und zu die Spitzen schneiden oder eine Haarkur einmassieren. Viktor gefiel es dort. Es war ein kleiner Laden mit vier Stühlen, vier Spiegeln, einer kleinen Theke und einer Couch mit einem Tisch davor, mit ein paar Zeitschriften und Katalogen. Samuel war ein weißhaariger, bärtiger, rundlicher Mann, der immer gut gelaunt war und ganz viele Witze machte.
    Heute stellte Viktor jedoch mit Entsetzten fest, dass Samuel eine ne ue Mitarbeiterin im Laden hatte. Jemand, den er noch nie gesehen hatte. Eine völlig fremde Person. Er klammerte sich an Odeds Bein, während Helena die fremde Person begrüßte und ihr sagte, wie groß sie doch geworden sei. Es stellte sich heraus, dass die fremde Person Linda hieß, die Tochter von Samuel war, erst vor kurzem nach Hedera Helix zugezogen ist und nun eine Ausbildung zur Friseurin bei ihrem Vater machte. Helena kannte sie anscheinend, was Viktor ein wenig beruhigte, aber als sich

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