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Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
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Klasse ein. Streber.
    »Richtig. Aber haben wir nicht vergessen, uns zu melden, Jack?«
    »Tut mir leid, Miss Raton.«
    Das war gelogen. Der kleine Bursche grinste. Vielleicht schämte er sich ein wenig wegen seines Übereifers, doch leid tat es ihm nicht. Auf eine Art musste sie seinen Schneid bewundern. Der Mut eines echten Nerds, von Kindesbeinen an. Es schien ihn überhaupt nicht zu stören, dass Eric Durdaller an dem Pult hinter ihm über ihn kicherte.
    Eric und sein Kumpel Gary Franck schienen sich in ihrer Stunde nur für eine Sache zu interessieren.
    Ihre Titten.
    »Okay. Welche Arten von Dreiecken gibt es noch? Nennt sie mir.«
    Unermessliche Stille. Nur Jacks Hand in der Luft. Kommt, Kinder, das wisst ihr doch!
    Sie konnte auf keinen Fall Jack antworten lassen. Vielleicht Peggy Cleek, dachte sie. Peggy hatte das Jahr als eine ihrer besten Schülerinnen begonnen. Doch seitdem hatte sie erheblich nachgelassen. Sie hatte immer noch gelegentlich gute Tage, man konnte nie wissen.
    Sie ging den Mittelgang entlang. Erwischte Tommy Barstow dabei, wie er auf ihre Beine starrte.
    Peg schien in ihren Hefter zu kritzeln.
    »Peggy? Schreibst du mal wieder fleißig mit?«
    Sie hatte einen ironischen Ton anschlagen wollen, ohne gemein zu sein. Aber sie war nicht sicher, ob es ihr gelungen war. Es war ein frustrierender Tag gewesen. Davon hatte sie viele. Und Peggys Gesichtsausdruck wirkte fast gequält. Eine Überreaktion, dachte sie, auf jeden Fall, selbst wenn es ein wenig gemein geklungen hatte.
    »Ähm … nur ein paar Notizen, ja …«
    »Also, welche Arten von Dreiecken gibt es, Peggy?«
    Sie blickte sich um, als stünde die Antwort irgendwo an die Wand geschrieben.
    »Ungleichmäßige?«
    Genevieve vermutete, der Rest der Klasse habe zumindest besser aufgepasst als Peggy, weil diese Antwort ein ziemliches Gelächter auslöste. Peggy errötete. Dann umklammerte sie ihren Bauch. Mein Gott, dachte Genevieve, wird dem Mädchen in meiner Stunde schlecht? Wegen eines Dreiecks?
    »Bitte. Darf ich …?«
    »Ja, Peggy. Klar.«
    Es dauerte nur Sekunden, bis sie von ihrem Stuhl aufgesprungen und zur Tür hinausgestürzt war.
    Und dann verfiel die gesamte Klasse für einen Moment in Stille. Alles, was man hören konnte, war das Scheppern der Glasscheibe in der zuschlagenden Tür und dann das unbehagliche Schlurfen ihrer Füße. Was war da los? Zuerst hatte sie an Menstruationsschmerzen gedacht. Jetzt war sie sich nicht mehr sicher. Wusste die Klasse etwas, das sie nicht wusste?
    Es war Jack, der die Stille durchbrach.
    »Gleichschenklige. Und Gleichseitige. Stimmt’s?«
    »Richtig, Jack.«
    Als sie auf dem Rückweg zur Tafel an seinem Pult vorbeikam, war sie versucht, ihm den Kopf zu tätscheln, wie man es bei einem braven kleinen Hund tat. Sie widerstand der Verlockung.
    Zu Beginn der Pause war Peggy immer noch nicht von der Toilette zurückgekehrt. Genevieve ging zu ihrem Pult, schlug ihren Hefter auf und blätterte durch die Seiten. Notizen, Kritzeleien, das Übliche. Sie blieb bei einer Zeichnung hängen. Es war nicht schlecht umgesetzt. Mit schwarzem Filzstift. Ein kleines Haus, wie ein Puppenhaus – aber leer – in einem kleinen, ebenfalls leeren Zimmer. Beides mit irgendwie schiefen Winkeln.
    Sie klappte den Hefter in dem Augenblick zu, als Peggy mit den Händen in den Taschen ihrer überdimensionierten Kapuzenjacke hereinkam.
    »Alles in Ordnung, Schätzchen?«
    »Ja. Ich muss nur meine Sachen holen.«
    Sie sah zu, wie das Mädchen ihren Hefter, die Bücher und den Rucksack einsammelte, und dachte, nein, da ist nicht alles in Ordnung. Ganz und gar nicht.
    Du, Peggy Cleek, brauchst jemanden, der auf dich aufpasst.
    Brian langweilte es, ständig auf diesen verdammten Korb zu werfen. Im Gegensatz zu dem, was sein Vater denken mochte, war er weder groß noch schnell genug, um ein richtig guter Spieler zu sein, egal, wie sehr er gewachsen war und abgenommen hatte und wie viele Freiwürfe er traf. Und er würde es auch nie werden. Seine Konkurrenz auf dem Schulhof bewies das, falls er noch eines Beweises bedurfte. Er schlenderte hinüber zur Tetherball-Stange, an der gerade gespielt wurde.
    Cyndi schlug den Ball am Seil im Uhrzeigersinn um die Stange herum, und Walter musste versuchen, ihn in die andere Richtung zu schlagen. Ein Haufen Kinder hing herum und sah zu. Walter war mindestens einen Kopf größer als sie, aber Cindy kämpfte wie ein Tiger und sprang wie ein Grashüpfer. Tiger und Grashüpfer. Kung-Fu-Tetherball?

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