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Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
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auf, und er konnte sehen, dass sie es ihm abgekauft hatte. Dieser besorgte Ausdruck auf seinem Gesicht. Er konnte ihn für jeden aufsetzen. Für seinen Vater. Seine Mutter. Für jeden.
    Sie atmete tief durch und zerrte die Bürste heraus.
    »Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt!«
    Ja, ein richtig schönes Knäuel feiner blonder Haare.

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    Sie erwacht mit dem Geschmack von Blut im Mund. Dieses Mal ihr eigenes. Sie leckt sich die Lippen. Sie sind trocken und gesprungen und wund. Es hämmert in ihrem Kopf. Sie steht. Es tut weh zu stehen. Etwas drückt gegen die Mitte ihres Rückens und schiebt sie nach vorn. Eine geschliffene Holzkante. So gut wie möglich rückt sie sich zurecht, um den Druck mit den langen Rückenmuskeln abzufangen und ihre Wirbelsäule zu entlasten. Ihre Augen haben sich angepasst an das dürftige Licht, das durch den Spalt unter der Tür in den Raum dringt, sodass sie, wenn sie über ihren Kopf blickt, sehen kann, dass ihre Hände sich in der Aufhängung dunkellila verfärbt haben. Sie schließt und öffnet die Finger, langsam kehrt das Gefühl zurück, und die Hände beginnen, schmerzhaft zu pochen.
    Sie erfasst ihre Umgebung. Feucht glänzende Steinwände. Ein langer schmaler Raum mit einer Treppe, die ihr gegenüber zu einer Holztür führt. Links, außerhalb ihrer Reichweite, Holzbretter wie das hinter ihrem Rücken. Darauf Glasgefäße – und in den Gefäßen: Essen. Sie sieht Tomaten, grünes Gemüse und hellrote und gelbe Gläser mit Sachen, von denen sie weiß, dass es Süßigkeiten sind. Ihr läuft das Wasser im Mund zusammen. Der Blutgeschmack lässt nach.
    Zwischen ihre Füße hat der Mann eine große gelbe Schüssel gestellt. Sie weiß, wozu sie dient. Um ihre Pisse und Scheiße aufzufangen.
    Auf der anderen Seite des Raums sieht sie einen alten Koffer, einen Bollerwagen, metallene Fallen für Kleinwild, Hämmer, eine Säge, andere Werkzeuge. Sollte sie eine Möglichkeit finden, sich zu befreien, könnten diese letzten Dinge nützlich sein. Irgendwo hört sie Hunde bellen. Sie kann unmöglich sagen, wie weit sie entfernt sind.
    Sie hört Metall auf Holz kratzen, Metall auf Metall. Die Tür wird aufgestoßen. Tageslicht überschwemmt den Raum und blendet sie einen Moment. Der Mann steht am oberen Ende der Treppe. Er hält inne. In der Hand hält er etwas. Im hellen Nachmittagslicht kann sie nicht erkennen, worum es sich handelt. Nur dass es klein ist und in ihre Richtung zeigt. Dann, als er die Treppe hinabsteigt, passen sich ihre Augen an.
    Cleek geht auf sie zu und bleibt einen Meter vor ihr stehen.
    »Du beißt also gern?«, sagt er.
    Er schwenkt seinen verbundenen Finger vor ihren Augen.
    Die Frau starrt ihn einfach nur an. Er erinnert sich, dass er das Starren von Katzen nie mochte. Eine Katze sieht einem in die Augen, als wollte sie jeden Moment auf einen losgehen.
    »Du verstehst kein Wort von dem, was ich sage, oder? Das hab ich begriffen. Aber ich kann dir verdammt noch mal klarmachen, wer hier das Sagen hat.«
    Und dann springt sie tatsächlich. Vielleicht ganze fünfzehn Zentimeter weit, ehe die Schellen an ihren Knöcheln sie brutal aufhalten. Das muss wehgetan haben, denkt er.
    Er schiebt sich die Pistole, eine .45er Springfield, vorn in die Jeans und zieht die Peltor-Ohrschützer für die Jagd aus der hinteren Tasche. Wenn er sie aufsetzt, ist es, als käme seine Stimme aus der Ferne. Er mag diesen Klang. Seine Stimme wie in einem Traum.
    »Ich habe Kinder hier, die ich aufziehen muss, junge Frau, und ich will nicht, dass sie Zeuge von Ungehorsam werden. Es sind sehr gute Kinder, und ich würde sie dir wirklich gern vorstellen. Aber wenn du nicht nett bist, wenn du weiter ungehorsam bist, tja, dann geht das nicht, oder?«
    Sie antwortet nur mit einem kalten Starren dieser furchteinflößenden Augen. Aber jetzt hat er keine Angst vor ihr. Er hat gesehen, was sie tun kann, und solange er nicht näher herangeht, ist das nicht viel.
    »Außerdem«, sagt er, »muss ich etwas unternehmen, damit ich mich wegen meines Fingers besser fühle.«
    Er zieht die .45er heraus und zeigt sie ihr. Hält sie ihr direkt ins Gesicht. Löst mit einem Klicken die Sicherung.
    »Schon mal so was gesehen?«
    Allerdings. Die harten Augen weiten sich für einen Moment. Ihr Kopf dreht sich zur Seite.
    »Macht ein lautes Geräusch, stimmt’s?«
    Er springt auf sie zu.
    »Bumm!«
    Sie reagiert nicht. Starrt ihn nur wieder an.
    »In einem engen Raum macht sie sogar noch mehr Krach. Ich zeig’s

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