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Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
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unangekündigten Test, deshalb richtete sich ihre ganze Konzentration darauf. Das Pult ist leer. Bis heute war Peg zumindest immer zum Unterricht erschienen, wenn auch ihre Leistung nachgelassen hatte. Was nun?, dachte Genevieve.
    Laura hatte recht. Sie verbrannte immer noch Herbstlaub für Dorothy. In Lauras Armen war sie wieder in den Schlaf geglitten und später in derselben Lage aufgewacht, also hatte sie offenbar nicht mehr um sich geschlagen. Das bedeutete jedoch nicht, dass das endgültig vorbei war. Auf eine gewisse Weise hatte sie heute den ganzen Vormittag um sich geschlagen.
    Als die Schulglocke klingelte, arbeitete noch ein gutes Viertel der Kinder an dem Test, und diejenigen, die noch nicht fertig waren, stießen ein kollektives Stöhnen aus. Es war kein besonders schwerer Test. Aber es war auch keine besonders helle Klasse.
    »Genießt euren halben Tag Freiheit«, sagte sie. »Legt die Tests bitte auf meinen Schreibtisch.«
    Sie sah zu, wie einer nach dem anderen an ihr vorbeimarschierte. Beim Rausgehen sind sie ziemlich fix, dachte sie. Ein paar lächelten ihr zu, ein paar sagten Tschüss, aber die meisten wollten einfach nur so schnell wie möglich verschwinden. Sie hatte nichts dagegen. So würde sie noch Zeit haben, vor der Konferenz mit Bill Fulmer hinter dem Ticketschalter eine Zigarette zu rauchen.
    Sie fragte sich, was Bill zu dem sagen würde, was ihr im Kopf herumging.
    Sie kramte den Zettel mit Cleeks Telefonnummer und Adresse aus der Handtasche, legte ihn auf ihre Kladde und strich ihn glatt.
    Im Bus nach Hause herrschte der blanke Wahnsinn. So war es nun einmal, wenn ein Haufen Kinder den halben Tag frei hatte. Laut und gemein. Hinten wurden Papierkügelchen geworfen. Jungs schnippten den Mädchen vor ihnen gegen die Ohrläppchen. An manchen Tagen wäre er selbst auch ein wenig gemein geworden, was soll’s. Aber heute hatte er andere Dinge im Kopf. Gute Dinge. Wichtige Dinge.
    Deshalb konnte er die Ablenkung durch Cyndi, die den Gang entlangkam und sich neben ihn setzte, überhaupt nicht gebrauchen.
    »Hey, Brian. Ich geh mit ein paar anderen ins Kino. Der neue Twilight -Film. Willst du mitkommen?«
    »Nee. Twilight ist öde. Außerdem muss ich nach Hause. Ich hab was zu erledigen.«
    Cyndi war nie dahintergekommen, dass er den Kaugummi in ihre Bürste gedrückt hatte. Das arme Kind mochte ihn. Er merkte ihr die Enttäuschung an. Aber das war sie nun einmal – ein Kind. Nur ein Kind. Aber hübsch. Schade.
    »Also dann«, sagte sie. »Vielleicht beim nächsten Mal.«
    »Klar. Nächstes Mal.«
    Als gäbe es jemals ein nächstes Mal.
    Er beobachtete, wie sie den Gang zurückschlich, und bald darauf kam seine Haltestelle, die Tür öffnete sich quietschend, und er stieg aus.
    Peg lag, immer noch in ihrem Pyjama, unter einer alten Steppdecke auf dem Sofa und las zum dritten Mal Die Arena, als er hineingestürmt kam und direkt in die Küche lief. Sie überlegte, etwas zu sagen wie: Warum so eilig, Brian?, aber sie wusste, es würde gemein klingen, denn sie fühlte sich gemein, und außerdem waren sie gerade dabei, Barbie und Rusty aus dem Gefängnis zu befreien, und das war eine Stelle, die sie mochte, so grausam sie auch war.
    Also sagte sie nichts. Er bemerkte nicht einmal, dass sie da war.
    Die Nachricht auf dem Kühlschrank unter dem magnetischen ELVIS-LEBT -Foto war in der Handschrift seiner Mutter. Darlin’ hat Zahnarzttermin, stand dort, das wusste er schon. Sachen für Sandwich sind im Kühlschrank. Füttere die Hunde, Brian. Sind um 3 zurück. Mom. Keine Grüße und keine Unterschrift. Seine Mutter hatte heute aber gute Laune.
    Statt sich ein Sandwich zu machen, verschlang er eines der Plätzchen, die seine Schwester Keksmännchen nannte, und steckte sich ein paar weitere in die Tasche. Nahm den Schlüsselanhänger vom Haken und ging wieder nach draußen. Er sah den alten rostigen Handmäher, der wahrscheinlich seinem Großvater gehört hatte, an der Veranda lehnen und auf dem Boden daneben eine der kaputten Klingen. Das Gerät war mit dem anderen Gerümpel unten im Keller gewesen, als sie für sie Platz geschafft hatten. Er nahm an, sein Vater hatte schließlich beschlossen, ein paar Sachen rauszuwerfen.
    Er stürmte die Treppe hinab.
    Peg spähte aus dem Fenster und sah ihn auf die Scheune zugaloppieren. Sie hatte die Nachricht am Kühlschrank gelesen. Er sollte die Hunde füttern. Aber sie konnte sich nicht entsinnen, schon einmal gesehen zu haben, dass er diese Pflicht so eifrig

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