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Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
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Sport.
    Die Frau zog das Messer aus ihrem Rücken und gab es Peg zurück. Dann drehte sie Linda um. Als sie sich vorbeugte, um ihr die Kehle aufzuschlitzen, bäumte Linda sich auf den Schultern auf, schwang ein Bein seitlich nach oben und traf die Frau mit ihrem durchnässten Adidasschuh hart an der Schläfe, und während die Frau versuchte, ihr Gleichgewicht wiederzufinden, drehte Linda sich wieder auf den Bauch, sprang auf und rannte den Strand entlang.
    Peg nahm die Verfolgung auf. Aber trotz der Verletzung vergrößerte Linda ihren Vorsprung, bis die Frau hinter ihr her schoss wie eine olympische Sprinterin und dieses Mal mit dem Messer sauber das Rückgrat traf und durchtrennte.
    Ab diesem Moment war Linda gelähmt, deshalb weiß ich nicht, wie viel sie noch fühlen konnte. Ob sie spürte, wie sie ihr Kleider und Schuhe auszogen, wie die salzige Gischt und der Seewind über ihren nackten Körper strichen. Ob sie sah, wie die beiden die Sachen ins Meer warfen. Peg glaubt es nicht. Sie hat gesagt, ihre Augen seien schon glasig und starr gewesen. Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, sie beschlossen, an diesem Punkt Gnade walten zu lassen. Ich kann nur froh darüber sein.
    »Maraigh ise«, sagte die Frau. Eine Art verfälschtes Gälisch. Was übersetzt einfach bedeutet: Töte sie.
    Und das tat Peg. Sie kniete sich neben ihr in den Sand. Hielt das Messer zwischen ihre Brüste und stieß mit beiden Händen zu.
    Sie zerrten sie hoch und legten sie der Frau über die Schulter, dann war Art an der Reihe.
    Lassen Sie mich Ihnen etwas über Art erzählen. Oder eigentlich über Art und Sam.
    Sie sprachen bei uns am selben Tag vor, und wir engagierten sie am selben Tag. Sam wohnte in Boston und Art in New York. Es stellte sich heraus, dass sie eng miteinander befreundet waren, seit sie in der Oberstufe zusammen in einem Stück gespielt hatten, und nein, sie waren nicht schwul – auch wenn das in der Theaterszene niemanden kümmert –, und sie hatten großen Spaß daran, nach all dieser Zeit wieder zusammen zu spielen. Obwohl es bis dahin größtenteils Neil Simon war.
    Als Paar hatten sie große Ähnlichkeit mit Mutt and Jeff . Wie gesagt, Sam war ein großer, seriös wirkender, gut aussehender Mann mit mächtigem Bariton – der perfekte Hauptdarsteller. Und er war vielseitig. Er hatte von der Rolle des einfühlsamen Erzählers El Gallo in The Fantasticks bis zum sexbesessenen Duperret in Marat/Sade alles gespielt. Er war unser verklemmter Paul Bratter in Barfuß im Park und sollte den schmierigen Zuhälter Lenny in Die Heimkehr spielen.
    Art war wie der junge Burgess Meredith. Immer dieses verschmitzte Funkeln in den Augen. Immer ganz Ohr, wenn es um das Timing und die Pointe eines guten Witzes ging. Er war klein und schmächtig, und sein Haar dünnte schon aus, doch er konnte sich in praktisch jeden verwandeln, vorausgesetzt, es war eine lustige Rolle. Er war Sancho Panza in Don Quijote, der Ehemann in Das Himmelbett, Puck in Ein Sommernachtstraum .
    Doch die beiden verband ein gemeinsamer Schmerz.
    Art erzählte mir einmal davon, als wir beide mit einer halb leeren Flasche Cutty zwischen uns spätnachts auf den Bodendielen der Veranda des Theaters allein unter dem Sternenhimmel saßen.
    »Es klingt so verdammt banal, wenn man nicht betroffen ist«, sagte er. »Vier Studentinnen auf dem Weg zu einer Party – sie hatten noch nicht mal Gelegenheit gehabt, auch nur einen Schluck zu trinken –, glatte Straße, nasses Laub, Haarnadelkurve, nur ein bisschen zu schnell unterwegs. Und dann ein Baum. Wusstest du, dass die Ulme der offizielle Baum des Staates Massachusetts ist? So einen Scheiß merkt man sich, wenn die eigene Schwester gegen einen fährt.
    Sie hat Sam natürlich durch mich kennengelernt. Den ganzen Sommer über waren sie zusammen. Sie waren glücklich und wahnsinnig scharf aufeinander. Suzy hat mir öfter erzählt, wie er sie nackt über Skype angerufen hat, nachdem sein Mitbewohner ins Bett gegangen war. Sie kam einen Tag vor ihm zu den Frühlingsferien vom Amherst zurück – es war ihr zweites Jahr auf dem College. Er hatte vergessen, sein Handy aufzuladen, deshalb konnte man ihn auf der Fahrt von Philadelphia zu uns nicht erreichen, und Überraschung, Überraschung, auf einmal hörten wir seinen Wagen in der Einfahrt, er kam grinsend rein, und seine Eltern waren da, und ich war da, und wir haben ihm gesagt, dass sie tot ist, dass Suzy tot ist, dass meine Schwester tot ist. Tot, tot, tot.«
    Ich erinnere

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