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Beuteschema: Thriller (German Edition)

Beuteschema: Thriller (German Edition)

Titel: Beuteschema: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Baer , Jonathan Greene
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hatte ihr jeden Morgen Toast gemacht. Es war ihr Lieblingsessen; sie mochte den Duft und das Knusprige, und es weckte angenehme Erinnerungen, da sie es jetzt genoss.
    In der Post war nichts von Interesse, nur Ankündigungen längst verstrichener Ereignisse und die üblichen Wurfsendungen von Pharma-Unternehmen, die mit ihren neuesten Pillen hausieren gingen. Claire warf die zahllosen Kuverts und Karten weg, nachdem sie sie entzweigerissen hatte, damit sie aus dem Weg waren, bevor sie das aufmachte, was sie sich wirklich ansehen wollte: Tammy Sorensons Krankenakte.
    Fast hätte sie über sich selbst gelacht. Bei allem, was vorgefallen war, von dem Anschlag auf ihr Leben, über die Ermordung Ians und den Tod Quimbys bis zu der Suche nach Amy, hatte sie vergessen, dass sie Tammys Mutter um die Unterlagen vom Internisten ihrer Tochter gebeten hatte. Selbst jetzt noch machte dieses medizinische Rätsel sie neugierig. Wie hatte diese Frau ein aktives, vielleicht sogar überaktives Sexualleben aufrechterhalten können, wenn sie an Lymphdrüsenkrebs starb?
    Aber wenn sie gehofft hatte, Antworten auf ihre Fragen in der Akte zu finden, wurde sie nicht nur bitter enttäuscht, sondern sogar geschockt– nicht durch das, was in den Unterlagen war, sondern durch das, was nicht da war. Tammys ärztliche Aufzeichnungen förderten nichts Ungewöhnliches zutage, nur regelmäßige Checks ohne größere Krankheiten. Claire blätterte zum Ende der Akte und stellte fest, dass Tammys letzter Arztbesuch wegen ihres Heuschnupfens gewesen war, drei Monate, bevor sie starb. Von einem Lymphom war keine Rede. Und der Arzt, der zwei Monate vor ihrem Tod die Untersuchung für die Versicherung durchgeführt hatte, hatte ebenfalls nichts gefunden und ihr einen einwandfreien Gesundheitszustand bescheinigt.
    Sie konnte es nicht glauben. Jede ärztliche Untersuchung einer Person, die dem Krebstod so nahe war, musste vergrößerte und harte Lymphknoten offenbaren. Wie konnte Tammys Arzt eine so ernste Erkrankung nicht entdecken, oder wenn er sie entdeckt hatte, nichts davon erwähnen? Es gab nur eine Erklärung: Er hatte nichts davon gewusst.
    Und das konnte nur bedeuten, dass jemand anderer sie behandelt hatte. Aber warum hatte man ihren ungewöhnlich virulenten Tumor nicht dem Tumor Registry gemeldet?
    Sie blätterte die Akte noch einmal durch, um sich zu vergewissern, dass sie nichts übersehen hatte. Frustriert schlug sie die Mappe ein wenig zu hart zu, und ein paar Papiere fielen heraus. Sie bückte sich, um sie aufzuheben, und erst jetzt sah sie, was sie zuvor nicht gesehen hatte: eine Telefonnachricht, die mit einer Büroklammer unten an ein anderes Blatt Papier geheftet war und auf zwei Wochen vor Tammys Tod datiert war. Sie lautete schlicht: Rufen Sie Dr. Charles Sedgwick an, mit einer Nummer darunter.
    Claire griff zu ihrem Handy und tippte die Nummer ein.
    » Hier ist der Anschluss der Firma Biopharix«, meldete sich eine Computerstimme. » Sie rufen außerhalb unserer Geschäftszeiten an. Unsere Geschäftszeiten sind…«
    Claire legte verblüfft auf. Biopharix. Das ist dort, wo Tammy gearbeitet hat, dachte sie. Das ist wohl kaum ein Zufall.
    Sie zog ihr iPad hervor und googelte Biopharix und Charles Sedgwick. Eine lange Liste mit Treffern erschien auf dem Schirm.
    Sie öffnete den ersten. Sedgwicks offizielle Biografie auf der Website seines Unternehmens. Seine Referenzen sind ja gigantisch, dachte sie beim Lesen. Sedgwick war ein bekannter Forscher in Molekulargenetik mit zwei Doktortiteln aus Yale. Er hatte zusätzlich zu seiner Tätigkeit als CEO von Biopharix eine beeindruckende Liste von Arbeiten über Onkogene vorgelegt– die Gene in menschlichen Zellen, die mutiert Krebs erzeugen können.
    Er verfügt über die nötige Qualifikation, dachte Claire. Er muss Tammy behandelt haben. Vielleicht mit einem experimentellen Medikament.
    Sie wusste, es war nicht ungewöhnlich, dass sich verzweifelt kranke Patienten an Forscher als letzten Hoffnungsstrahl wandten. Und wenn die Patienten bestimmte Kriterien erfüllten, konnten sie kostenlos ein Medikament in der Erprobungsphase erhalten. Diese Phase- II -Medikamententests lieferten den Forschern Daten, die sie brauchten, um die Wirksamkeit ihres neuen Mittels sowie etwaige Nebenwirkungen einschätzen zu können, und sie schenkten vielen todkranken Patienten zusätzliche Monate, wenn nicht gar Jahre.
    Tammy Sorenson wäre eine naheliegende Kandidatin für eine Phase- II -Studie bei Biopharix

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