Beuteschema: Thriller (German Edition)
Feigling war er nicht.
» Wie lange können Sie mir geben?«, fragte Nick.
» Drei Tage, heimlich. Ich decke Sie bei den anderen Jungs und erzähle ihnen, dass Sie noch ein bisschen mehr Urlaub genommen haben. Bringen Sie mir etwas, womit ich den Chief überzeugen kann, dass Quimby, falls er nicht der einzige Mörder ist, die Spitze des Eisbergs darstellt. Ansonsten, Nick, werden wir das tun müssen, was Sie vorhin gesagt haben. Dann müssen wir den Fall einschlafen lassen.«
» Wir werden die Sache nicht einschlafen lassen«, sagte Claire, als sie sich an einen PC setzte und ihn einschaltete.
» Nur die Ruhe«, mahnte Nick. » Wir haben drei Tage.«
Sie befanden sich in Claires Hotelzimmer, und beide wussten, dass drei Tage herzlich wenig Zeit waren, um dieses verwirrende Puzzle zusammenzusetzen. Nick hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, seine Paradeuniform von der Beförderungszeremonie auszuziehen.
» Sie sehen sehr hübsch aus in dieser Uniform«, sagte Claire und lächelte ihn an.
» Ich dachte nie, dass ich den ersten Grad schaffe. Am besten, ich genieße es, solange ich kann.«
Claire wusste, er sprach von seiner bevorstehenden Blindheit. » Wenn Sie jetzt aufhören wollen, Nick, würde ich es verstehen«, sagte sie und wusste, dass er nie aufhören würde.
» Wo fangen wir an?«, entgegnete Nick, ohne auch nur darauf einzugehen.
» Bei den Bittermandeln«, sagte sie. » Das verbindet Sedgwick mit Quimby. Sie haben sie an Sedgwick gerochen und an mehreren der Opfer.«
» Und ich bin der Einzige, der sie gerochen hat«, erinnerte er sie.
» Weil die Duftspur so fein war, dass nur jemand mit einem hoch entwickelten Geruchssinn sie entdecken konnte.«
» Sie meinen wie zum Beispiel jemand, der blind wird.«
Claire wollte es nicht so deutlich sagen, aber es war genau das, was sie meinte.
Nick las ihren Gesichtsausdruck. » Schon gut«, versicherte er. » Es ist ja nicht so, als wüsste ich es nicht.«
» Tut mir leid«, sagte sie.
» Also«, fuhr Nick fort. » Die Frage ist, warum riecht Sedgwick überhaupt nach Bittermandeln?«
Claire hatte Sedgwicks Namen bereits in eine Suchmaschine eingegeben. » Ich suche nach Information über seine aktuelle Forschung, nach irgendetwas, das den Geruch von Bittermandeln ausströmt.«
» Was ist mit Zyanid?«, fragte Nick.
» Der Gerichtsmediziner hat bei den Autopsien nach Zyanid Ausschau gehalten und nichts gefunden«, sagte Claire. » Es muss ein anderes Reagens oder eine Chemikalie sein, die er bei seinen Forschungen benutzt.«
Nick spähte über ihre Schulter auf den Monitor. » Er gehört der medizinischen Fakultät von Yale an?«, fragte er.
Claire öffnete den Link. » Nein. Er hat in Yale studiert und nur einen Vortrag dort gehalten.«
» Worüber?«
» Apoptose«, sagte Claire und versuchte, den Text zu überfliegen.
» Was zum Teufel ist das?«
» Programmierter Zelltod«, erklärte sie und blickte auf. » Der durchschnittliche Erwachsene verliert zwischen fünfzig und siebzig Milliarden Zellen am Tag.«
» Milliarden?«
» Sie werden ersetzt. Es ist ein normaler Prozess, durch den der Körper überlastete oder beschädigte Zellen eliminiert. Wenn der Vorgang nicht richtig funktioniert, können mutierte Zellen von Krebs befallen werden.«
» Okay, aber was hat das mit unserem Schlamassel zu tun?«
Claire wandte sich wieder dem Computer zu. » Sedgwicks Vortrag handelte von einem Durchbruch in der Krebspharmakologie. Jahrelang haben wir Tumore mit Chemotherapie abgetötet, bei der es sich im Wesentlichen um ein Gift handelt, das auch gesunde Zellen tötet. Wenn sich ein Weg finden ließe, um die Apoptose zur Tötung von Krebszellen zu stimulieren…« Sie sah Nick an. » Mein Gott, das ist es.«
» Bitte, Claire«, sagte Nick. » Vergessen Sie nicht, ich bin kein Arzt.«
» Ich glaube, Sedgwick sucht nach einem Medikament, das die Apoptose in Krebszellen in Gang setzt, damit sich ein Tumor buchstäblich selbst umbringt.«
» Ich hoffe, das hat etwas mit den Bittermandeln zu tun.«
Claire überflog die Trefferliste und fand den Artikel, den sie gesucht hatte.
» Es hat damit zu tun. Er benutzt eine Chemikalie namens Dithiothreitol, um die Proteine in den Krebszellen zu trennen und zu isolieren«, sagte sie mit zunehmender Begeisterung in der Stimme. » Dithiothreitol riecht nach Bittermandeln.«
Nick glaubte, die Lösung zu haben. » Vielleicht hat Quimby doch allein gearbeitet«, sagte er. » Passen Sie auf. Tammy Sorenson
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