Beuteschema: Thriller (German Edition)
Sicherheitsdienst!«, brüllte Ian, an alle gerichtet, die ihn hörten. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Claire zu und führte sie zu einer leeren Rolltrage im Flur. » Ich schnappe ihn mir«, sagte er.
» Nein, er ist gefährlich.«
» Ich will nicht, dass er noch jemandem etwas antut«, rief Ian zurück und lief bereits.
Sekunden später hatte er Raum 4 erreicht und riss die Tür auf. Aber das Zimmer war leer. Er kehrte zu Claire zurück.
» Hast du ihn gefunden?«, fragte sie.
» Nein. Er ist fort.«
Ian zog sein Handy hervor und begann, eine Nummer einzutippen.
» Wen rufst du an?«, fragte Claire.
Aber Ian sprach bereits ins Telefon. » Dr. Curtin? Hier ist Ian Bigelow…«
Claire sah ihn scharf an, Tränen in den Augen. » Nein, bitte tu das nicht.«
» Nein, Sir, aber wir haben hier eine kritische Situation mit Dr. Waters… Ja, sie ist hier.«
Ian hielt ihr das Telefon hin. Claire sah ihn böse an und nahm das Gerät.
» Hallo… Mr. Quimby. Er hat mich angegriffen. Ja, Sir, ich warte.«
» Ist Curtin unterwegs?«, fragte Ian.
Sie nickte und klappte dann das Handy zu. » Willst du, dass ich hier rausfliege?«
» Claire, denk doch nach. Ich musste ihn anrufen«, sagte Ian. Dann zeigte er auf ihr Haar. » Hast du das… für Quimby getan?«
Claire begann zu weinen. » Ich habe Mist gebaut, Ian. Ich habe richtig Mist gebaut.«
Ian setzte sich auf den Rand der Trage und nahm sie in die Arme. » Es ist gut, Claire. Alles wird gut.«
6
Noch immer zitternd saß Claire auf einem bequemen Sofa in Curtins Büro, während er ihr einen Wodka einschenkte. Alkohol war zwar verboten im Krankenhaus, aber für Zwischenfälle wie diesen bewahrte er eine Flasche auf.
» Der Sicherheitsdienst sagt, dass es Mr. Quimby gelungen ist, das Krankenhaus zu verlassen– sie konnten ihn nicht aufhalten«, sagte er.
Aber Claire war so traumatisiert, dass sie nicht reagierte.
» Ich kann Ihnen Ativan verschreiben«, sagte Curtin freundlich und gab ihr den Drink.
» Nein, das hier ist in Ordnung.« Sie kippte das Glas hinunter. » Danke.«
» Keine Ursache, Doktor«, sagte Curtin. » Würden Sie mir jetzt bitte erklären, was zum Teufel Sie da getrieben haben?«
» Ich habe getan, wozu Sie mich aufgefordert haben«, antwortete Claire, die nicht in der Verfassung für ein Verhör war. Oder vielleicht sprach auch der Alkohol aus ihr, der ihr direkt in den Kopf gestiegen war.
» Ich habe Sie nicht aufgefordert, sich die Haare zu färben und wie ein Straßenmädchen zu kleiden«, erwiderte Curtin.
» Ich habe unorthodox gedacht. Eine Rolle gespielt.«
» Die einer billigen Nutte?«
Claire sah Curtin direkt in die Augen. » Ja. Genau wie die Frau, die Quimby heute Morgen ermordet hat.«
Curtins Miene wechselte augenblicklich von Bestürzung zu Besorgnis. Nichts gefährdete den Erfolg des Forschungsprogramms so sehr, wie wenn sie einen Patienten freiließen, der anschließend ein Gewaltverbrechen beging.
» Sie meinen nicht die Sache am Times Square, oder?«, fragte er. » Die ich in den Nachrichten gesehen habe?«
» Doch«, antwortete Claire. » Times Square.«
» Und Sie sind sich sicher, dass Mr. Quimby dafür verantwortlich ist?«
Claire berichtete, wie Quimby sie angerufen und die Hure beschrieben hatte, die er im Theaterviertel aufgelesen hatte. Wie sie der Beschreibung von Catherine Mills entsprach, der Prostituierten, die man am Morgen tot aufgefunden hatte. Wie sie, Claire, beschlossen hatte, Quimby zur Rede zu stellen, um ihn zu einem Geständnis zu bringen, und dachte, eine Veränderung ihres Aussehens, würde etwas in ihm auslösen. » Den Rest kennen Sie«, schloss sie.
Curtin dachte an neulich zurück, als er sie öffentlich gescholten hatte. Vielleicht habe ich sie falsch eingeschätzt, dachte er.
» Sie hätten zu mir kommen sollen«, sagte er, obwohl er wusste, dass dies das Letzte war, was Claire getan hätte.
» Ich wollte Ihnen zeigen, dass ich mehr bin als eine Laborratte.«
» Sie haben mit Glanz und Gloria bestanden«, sagte Curtin mit neuer Wärme. » Diese Arbeit kann äußerst befriedigend sein. Sie kann aber auch extrem gefährlich sein.« Er hielt inne. » Ich hätte deutlich machen müssen, dass ich für Sie alle da bin und Sie mich in Situationen wie dieser konsultieren können.«
Die indirekte Entschuldigung klang aufrichtig, und Claire beschloss, ihn vom Haken zu lassen. » Nein, Sie hatten recht«, sagte sie. » Ich habe Quimby letztendlich dazu gebracht, dass er
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