Beuteschema: Thriller (German Edition)
offenbar dabei war, die Frau anzubaggern, schob sich vor Nicks Gesicht. » Du musst dich bei der Dame ebenfalls entschuldigen.«
» Und wenn ich es nicht tue?«, erwiderte Nick.
» Sind Sie der Polizist?«, ertönte eine Stimme hinter ihnen.
Nick drehte sich um und sah einen Mann Ende vierzig, dessen Faltengesicht Zeugnis von langen Jahren im Nachtleben ablegte. » Ich bin Andros Szabo. Der Besitzer.«
Nick zeigte seine Marke. » Detective Nick Lawler«, sagte er mit einem Seitenblick auf den Blödmann, der die weise Entscheidung traf, sich zurückzuziehen. Er fing ein Zwinkern der Frau mit dem falschen Busen auf, die sich ihrerseits von dem Unruhestifter absetzte. Nick wandte sich nun Szabo zu. » Können wir uns irgendwo unterhalten?«, rief er über den Radau hinweg.
Szabo nickte, teilte die Menge und führte Nick eine Treppe hinauf in ein feudales Büro mit einem riesigen Einwegspiegel, durch den man auf die Menge der kreisenden Leiber hinausblickte.
» Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen«, sagte Nick und zog ein Foto von Tammy Sorenson aus der Tasche. » Haben Sie diese Frau hier drin mal gesehen?«
Szabo nickte, ohne zu zögern. » Ein Jammer. So ein schönes Mädchen«, sagte er mit seinem osteuropäischen Akzent und sah Nick an. » Ich schaue Nachrichten.«
» Sie kennen sie«, sagte Nick.
» Tammy«, erwiderte Szabo. » Alle kennen Tammy«, fügte er hinzu und lächelte.
Nick wusste genau, was er meinte, wollte es aber von ihm hören. » Können Sie etwas konkreter werden?«
Szabo sah ihn an, als hielte er ihn für einen Einfaltspinsel. » Sie kommt jede Nacht herein. Trinkt etwas, geht auf Tanzfläche. Angelt sich Typen. Geht mit Typen. Jede Nacht anderer Typ. Hat einmal versucht, mit mir zu gehen«, sagte er wehmütig. » Aber lieber nicht.«
Nick zog ein Kopfbild von Quimby hervor. » Ist das einer der Kerle?«, fragte er.
Szabo legte die Stirn in Falten. » Der Mörder aus dem Fernsehen. Ich habe ihn hier drin noch nie gesehen.«
» Aber Sie würden es mir sagen, wenn Sie ihn gesehen hätten, oder?«, setzte Nick nach.
Der Klubbesitzer sah ihm direkt in die Augen. » Hier laufen jeden Abend Hunderte von Leuten rein und raus. Die schönen Frauen, die bemerke ich. Dieser Mann wäre nur irgendein Gesicht in der Menge.«
Nick wusste, dass er die Wahrheit sagte. Jetzt kam sein entscheidender Zug.
» Mr. Szabo, ich brauche Ihre Hilfe.«
» Was immer Sie wünschen.«
» Ich vermute, es gibt Überwachungskameras in dem Klub.«
» Selbstverständlich«, sagte Szabo. » Modernste Technik.«
» Wie lange bewahren Sie die Aufzeichnungen einer bestimmten Nacht auf.«
Szabo las seine Gedanken. » Sie werden auf einer Festplatte gespeichert und nach vierzehn Tagen ersetzt. Wenn Sie einen Computerexperten herschicken, kann er Ihnen die Festplatte klonen.«
Nick lächelte. » Danke. Sie machen das nicht zum ersten Mal, denke ich.«
» Ich gucke Krimiserien. Keine Ursache. Aber ich weiß nicht, ob Sie finden werden, wonach Sie suchen.«
» Warum nicht?«, fragte Nick.
» Die Kleine, Tammy– sie war eine ganze Weile nicht hier.«
» Das wissen wir«, sagte Nick. » Aber ihre Kreditkarte wurde in den letzten Wochen einige Male an Ihrer Bar eingesetzt.«
Szabos Miene verfinsterte sich. » Im Ernst? Und Sie glauben, der Mörder hat sie benutzt?«
» Mr. Szabo, können Sie mir sagen, wann Sie diese Frau tatsächlich zum letzten Mal in Ihrem Klub gesehen haben?«
Szabo seufzte. » Wie ich schon sagte, sie wollte mich mitnehmen. Ich habe abgelehnt, dann hab ich bereut. Ich habe meinen Leuten am Eingang gesagt, sie sollen mir Bescheid geben, wenn sie wiederkommt, und sie direkt zu mir schicken. Das war vor drei Wochen.«
Ein plötzliches grelles Licht von der Tanzfläche lenkte Nicks Aufmerksamkeit auf den Einwegspiegel. Der DJ hatte die hellen weißen Strahler angeschaltet, die die Menge beleuchteten.
» Alles in Ordnung mit Ihnen, Detective?«, fragte Szabo.
Doch Nick antwortete nicht. Sein Blick war auf eine tanzende Frau mit kurzem blondem Haar und einem kurzen schwarzen Kleid gerichtet. Dann huschte er zu einer anderen Frau, größer, aber mit demselben kurzen Haar und einem ähnlichen schwarzen Kleid. Dann zu noch einer. Und noch einer…
Quimby hatte freie Auswahl hier drin.
Nick sah jetzt noch eine, aber sie tanzte nicht. Sie wirkt zu steif, als würde sie nicht hierhergehören, dachte Nick. Sie drehte sich genau in dem Moment um, in dem die Lichter ausgingen und das Stroboskop einen
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