Beuteschema: Thriller (German Edition)
entgegen, und der gute Doktor hat sich auf einen Handel mit der Verteidigung eingelassen.«
Nick lächelte über ihren Versuch, die Sache herunterzuspielen.
» Etwas in dieser Art«, sagte er. » Er meinte, es ginge für ihn in Ordnung, solange ich keine Waffe trage.«
» Und das ist okay für Sie?«
» Was der Doktor nicht weiß, macht ihn nicht heiß«, sagte Nick und klopfte auf seinen Unterschenkel, wo er seine Pistole im Halfter trug.
» Aber Sie könnten tatsächlich jemanden verletzen«, sagte Claire. » Er hat recht, das wissen Sie.«
» Ja, ich weiß«, gab Nick zu. » Aber ich war mein ganzes Erwachsenenleben Polizist. Ich kann sonst nichts.«
Claire stieß ein kleines Lachen aus.
Nick sah sie scharf an. » Ist daran irgendwas komisch?«, fragte er.
» Tut mir leid, ich lache nicht über Ihr Unglück. Ich lache über mich selbst.« Da sie seinen verwunderten Blick sah, erklärte sie: » Die meisten Psychiater werden Psychiater, weil sie so kaputt sind, dass es eine Erleichterung für sie darstellt, sich mit den Problemen von anderen zu beschäftigen. Ich bin seit einer Woche hier, und Sie sind der erste Mensch, der es fertigbringt, dass ich nicht nur an meinen eigenen Kram denke.«
Nick musste grinsen. » Stets gern zu Diensten, Doc.«
» Wo wohnen Sie?«, fragte Claire.
» Ich habe noch keine Pläne«, antwortete Nick. » Es gibt einen Rückflug um halb neun Uhr abends, ich dachte, den schaffe ich vielleicht.«
» Wollen Sie etwas trinken?«, fragte Claire. Sie fand sein vom Regen platt gedrücktes Haar irgendwie liebenswert. Es ließ ihn verwundbar aussehen.
» Wasser genügt. Wie wollen Sie die Sache angehen?«
» Welche Sache?«
» Nun ja, ich erwarte keine Gratisbehandlung«, sagte er und wand sich in seinem Sessel. Das Wohnzimmer war makellos aufgeräumt, es wirkte beinahe unbewohnt. Nick fielen die Gemälde von Küstenlandschaften und die Blumenstilleben auf, doch es gab keine Familienbilder– als wären Menschen aus dem Raum verbannt.
» Keine Sorge, Detective Lawler«, beruhigte ihn Claire, angetan von seinem Ehrgefühl. » Das geht aufs Haus. Sie haben es sich mehr als verdient, finden Sie nicht?«
Sie lächelte, als sie aufstand, um in die Küche zu gehen und dabei bereits über ihre Strategie für diese Sitzung nachdachte, aber sie kam nicht einmal durch die Tür.
» Darf ich Sie etwas fragen?«, rief ihr Nick hinterher.
Sie drehte sich um und sah ihn an. » Nur zu«, sagte sie und lächelte.
» Warum waren Sie so von diesem Fall besessen?«
Claire zuckte mit den Achseln. » Es ist mein Job«, versuchte sie, es abzutun.
» Besessenheit gehört nicht zum Job. Und ich bin mir ziemlich sicher, sein Aussehen zu verändern, um einen Patienten aus der Reserve zu locken, ist nichts, was man im Handbuch für Psychiater findet.«
Claire lächelte gezwungen, und ihr Blick ging unwillkürlich zu der Schachtel auf dem Esstisch, die ihre dunkelsten Geheimnisse enthielt. » Sie sind hier, um über sich sprechen, nicht über mich«, sagte sie freundlich. » Ich bin sofort wieder da.«
Sobald sie in der Küche verschwunden war, huschte er zum Esstisch, neugierig, was Claire offenbar vor ihm verstecken wollte. Er sah ihren Namen mit Filzstift auf den Karton geschrieben und bemerkte das Fotoalbum daneben, und er war sich ziemlich sicher, sie wollte nicht, dass er in ihrem Leben herumschnüffelte.
Aber Nick verdiente sein Geld damit, im Leben von anderen Leuten herumzuschnüffeln, und deshalb schlug er das Album auf, ohne sich lange zu fragen, ob es richtig war. Die Zeitungsschlagzeile, die ihm wie ein Neonschild entgegenstarrte, schockierte ihn.
» Was tun Sie da?«, fragte Claire entsetzt, als sie zurückkam.
» Interessantes Hobby, das Sie da hatten«, sagte Nick, ohne von dem Artikel aufzusehen. » Artikel über Kinderschänder sammeln. Kein Wunder, dass Sie Psychiaterin geworden sind.«
Claire schlug das Album zu. » Das geht Sie nichts an.«
» Zumindest habe ich mir meine Frage selbst beantwortet, warum Sie so an Todd Quimby interessiert waren.« Er schaute auf das geschlossene Album. » Sie waren seit ihrer Kindheit von Perversen fasziniert.«
» Quimby war nicht einfach pervers. Er hat meinen Freund und sechs andere unschuldige Menschen getötet.«
Nick erstarrte. Er war zu weit gegangen. Warum setze ich andere immer unter Druck? Warum kann ich das Unvermeidliche nicht akzeptieren?
» Es tut mir leid«, sagte Nick. » Das Ganze war keine gute Idee. Ich hätte nicht
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