Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038
er zu seinen staunenden Begleitern und stellte sich vor die Erste der Statuen, die ihren Arm nach vorn streckte, als ob sie den Weg zeigen wollte.
Auf einmal kam ein Rumpeln von der Hallendecke. Eine verrostete Metallplatte hatte sich direkt über dem Kopf des Forschers gelöst und stürzte in die Tiefe hinab.
Der weißhaarige Mann schrie laut vor Entsetzen auf und versuchte zur Seite zu springen, während die Metallplatte auf seinen Kopf zuraste. Doch die Statue mit dem ausgestreckten Arm federte den Aufprall des Deckenstücks ab, so dass dieses leicht zur Seite kippte und dicht neben dem Mann mit einem wuchtigen Schlag auf den staubigen Boden krachte.
„Beim Imperator!“, keuchte der Wissenschaftler und sank erleichtert in die Knie.
„Was ist passiert, Herr?“, riefen seine Gehilfen. Aufgeregt eilten sie zu ihm.
„Nichts! Ich bin heil geblieben. Diese verrostete Platte ist von der Decke gekommen und hätte mich beinahe erschlagen“, keuchte der Anführer der Expedition. Er war kreidebleich.
„Die Statue hat Euch gerettet, Herr!“, bemerkte einer der Gehilfen und deutete auf den abgebrochenen Arm der Skulptur, der neben dem Sockel lag.
Es dauerte eine Weile, bis sich der alte Mann von dem Schock erholt hatte und wieder richtig auf den Beinen stehen konnte. Dann stellte er sich vor das uralte Monument und leuchtete es an.
„Artur der Große – Retter der Lichtgeborenen“ stand auf der kleinen Titanplatte auf dem Sockel der Statue, wie der Forscher entziffern konnte und laut vorlas. Der Archivator lächelte erleichtert, dem steinernen Bildnis noch einmal ins Gesicht leuchtend.
„Tja, Artur!“, sagte er leise. „Jetzt hast Du auch mich gerettet!“
Ehrfurchtvoll ging der Forscher einige Schritte zurück und blickte durch das uralte Gewölbe.
„Wer war dieser Artur der Große?“, fragte einer der Männer den Leiter der Expedition.
„Ich vermute, dass diese Statue keinen Geringeren als den Heiligen Kistokov darstellen soll“, antwortete der ergraute Gelehrte grinsend. „Wenn dem so wäre, dann käme das einer wissenschaftlichen Sensation gleich.“
Sein Gehilfe riss die Augen auf. „Den Heiligen Kistokov? Aber Herr, ich dachte, das sei lediglich eine Sagengestalt der Urmenschen.“
„Vielleicht hat es ihn doch gegeben! Wenn wir Glück haben, dann finden wir hier noch weitere Relikte, die beweisen, dass er wirklich existiert hat. Der legendäre Gründer der altaureanischen Zivilisation aus der terranischen Mythologie hat tatsächlich gelebt, ein Urkönig der Vorzeit! Nicht auszudenken, was das für die Geschichtswissenschaft bedeuten würde!“, stieß der Archivator aus, während ihn seine Gehilfen verdutzt anblickten.
Frank machte sich am nächsten Tag auf den Weg nach Ivas und dachte während der langen Fahrt noch mehrfach an diesen merkwürdigen, verwirrenden Traum, dessen Details er jedoch im Laufe des Tages wieder vergessen sollte. Irgendwann erreichte er das verschlafen wirkende Dörfchen in Litauen, fuhr zum Haus der Familie Wilden und fiel mit einem lauten Freudenschrei seiner geliebten Julia um den Hals.
Orjol
Die junge Familie verbrachte erholsame und herrliche Tage und genoss den noch sehr sonnigen Oktober. Frank blühte regelrecht auf und war erstaunt, wie schnell der kleine Friedrich gewachsen war. Ab und zu bekamen sie Besuch. HOK, der Informatiker, kam für einige Runden Battle Hammer vorbei und auch John Thorphy, der Ire, zu dem der Kontakt in den letzten Jahren ein wenig eingeschlafen war, beehrte sie mit seiner Anwesenheit. John hatte mittlerweile ein größeres Haus in Ivas bezogen und lebte dort mit seiner deutschen Freundin Martina. Stolz berichtete er, dass sie bald ebenfalls Nachwuchs erwarteten.
Schließlich kamen auch Steffen de Vries, seine Frau und die Kinder vorbei und brachten Kaffee und Kuchen mit. Es waren unbeschwerte Tage. Vielfach beneidete Frank die Leute in Ivas, die ihm und allen anderen an der Front zwar die Daumen drückten, ansonsten jedoch recht sorglos in den Tag hinein zu leben schienen.
„Quäääk!“, gab der kleine Friedrich von sich, er tapste über den Wohnzimmerteppich.
Kohlhaas beobachtete seinen Sohn mit größtem Interesse und schmunzelte über dessen Bemühungen, einige Meter geradeaus zu laufen.
„Gut so!“, lobte ihn Julia. Friedrich tippelte auf seinen winzigen Füßen erfolgreich bis zum Sofa.
„So schnell geht das. Bald kann er schon richtig laufen – und ich bekomme davon kaum etwas mit!“, murmelte Frank
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