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Bevor der Abend kommt

Titel: Bevor der Abend kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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werfen könnte. Wie geht’s dir, Elvis?«
    »Sie kennen meinen Hund?«
    »Aber sicher«, antwortete eine andere Frau leutselig. »Wir kennen Elvis alle. Möchtest du ein Leckerchen, Junge?« Die Frau, deren kurzes Haar koboldartig unter einer Blue-Jays-Baseballkappe hervorragte, zog einen Hundekeks aus der Tasche ihrer weiten, olivgrünen Hose. »Sitz!«, befahl sie.
    Elvis gehorchte prompt.
    »Erstaunlich«, sagte Cindy.
    Sofort bestürmten sechs weitere Hunde die Frau. Neben dem weißen Pudel gab es einen kleineren rötlichen, einen großen deutschen Schäferhund, einen noch größeren Golden Labrador und zwei mittelgroße schwarze Hunde, deren Rasse Cindy nicht kannte.
    »Wo ist Julia?«, fragte ein junges Mädchen, während Elvis auf seinem Keks herumkaute. Sie war ungefähr zwölf Jahre alt mit dünnen blonden Haaren und einer Zahnspange und stand neben einem jüngeren Mädchen, das genauso aussah, nur ohne Zahnspange.
    Cindy hatte nicht erwartet, hier den Namen ihrer Tochter zu hören, und es traf sie wie ein Stich ins Herz. Instinktiv fasste sie
Neils Hand und spürte, wie sich seine Finger um ihre schlossen. »Ihr kennt Julia?«
    »Sie ist so hübsch«, sagte die jüngere der beiden Schwestern und lachte.
    »Ich hab sie schon eine Weile nicht mehr gesehen«, sagte die Frau mit den Hundekeksen und strich sich eine grau-schwarze Strähne aus ihrem schmalen Gesicht. »Hat sie sich auf den Weg nach Hollywood gemacht?«
    Hatte sie das?, fragte Cindy sich. »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«, sagte sie so beiläufig wie möglich.
    »Ich weiß nicht genau. Vor ungefähr zwei Wochen, schätze ich.«
    »War sie mit irgendwem zusammen?«
    Die Frage schien die Frau zu verwirren. »Sie war mit ihrem neuen Freund hier«, sagte die jüngere der beiden Schwestern kichernd.
    »Mit ihrem neuen Freund?« Cindy spürte, wie sich ihr Hals zuschnürte, als ob sie von fremder Hand gewürgt wurde, die jedes weitere Gespräch unterbinden wollte. »Weißt du, wie er heißt?«, flüsterte sie heiser und kniete sich vor dem kleinen blonden Mädchen auf die Wiese.
    Das Kind schüttelte den Kopf und blickte ängstlich zu seiner Schwester.
    »Kannst du mir sagen, wie Julias Freund ausgesehen hat? Bitte, es ist sehr wichtig.«
    Das kleine Mädchen zuckte mit den Schultern und drückte sich enger an seine Schwester.
    »Gibt es ein Problem?«, fragte irgendwer über ihr.
    »Julia wird seit Donnerstag vermisst«, sagte Cindy, den Blick weiter auf die beiden Mädchen gerichtet.
    »Oh je.«
    »Ich habe sie gestern gesehen«, sagte ein Mann.
    Cindy richtete sich augenblicklich auf und trat auf ihn zu. »Sie haben sie gestern gesehen?«

    Der Mann, etwa vierzig Jahre alt, stämmig, mit Halbglatze, machte einen Schritt zurück und wies auf eine einsame Bank am Ende des Parks. »Sie hat dort drüben gesessen und geweint.«
    »Geweint?«
    »Das war nicht Julia«, korrigierte seine Frau ihn. »Das war die andere. Heather. Ist das ihr Name? So ein nettes Mädchen.«
    »Heather war gestern hier?«
    »Gegen vier Uhr. Sie saß gleich dort drüben«, wiederholte der Mann. »Sie hat sich die Seele aus dem Leib geweint. Bist du sicher, dass es nicht Julia war?«, fragte er seine Frau.
    War sie sich sicher?
    Warum sollte Heather hier im Park sitzen und weinen?
    »Ich wollte sie fragen, ob ich ihr irgendwie helfen kann, aber …« Die Frau sah kopfschüttelnd ihren Mann an, als wäre es seine Schuld, dass sie doch nichts unternommen hatte.
    »Wir haben entschieden, dass es uns nichts anging«, verteidigte er sich.
    »Haben Sie die Polizei eingeschaltet?«, fragte irgendjemand, und die Stimmen begannen, in Cindys Ohren zu verschwimmen und ununterscheidbar zu werden.
    »Die Polizei ist benachrichtigt«, antwortete Neil für sie. »Aber wenn einem von Ihnen irgendwas einfällt, was vielleicht helfen könnte …«
    »Nein, ich wüsste nicht«, sagte jemand.
    »Das tut mir wirklich Leid«, sagte ein anderer.
    »Viel Glück.«
    Ihre Stimmen wurden leiser, und ihre Schritte entfernten sich. Cindy starrte auf das niedergetrampelte Gras, bis es still war. Als sie wieder aufblickte, stand sie mit Neil allein in der Mitte des Parks.
    »Ist alles okay?«, fragte Neil.
    Cindy zuckte die Achseln und merkte plötzlich, dass sie Neils Hand immer noch fest umklammerte. »Entschuldigung«, sagte sie und entließ seine Finger aus ihrem eisernen Griff.

    »Kein Problem.«
    Cindys Blick schweifte über die trockene Wiese. Der Vater und sein kleiner Sohn mühten sich

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