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Bevor der Morgen graut

Bevor der Morgen graut

Titel: Bevor der Morgen graut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingolfsson
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aber einige rotbraune Flecken ließen darauf schließen, dass darin die Jagdbeute transportiert wurde. Daneben befand sich ein großer Hundekäfig, der mit Gurten am Boden festgezurrt war. Darin lagen eine Papiertüte mit Hundefutter und ein Fressnapf.
    »Es scheint sich also nicht um einen Raubmord zu handeln«, konstatierte Birkir. Er nahm das Handy aus dem Handschuhfach und sah sich die Anruflisten mit den angenommenen Anrufen und den zuletzt gewählten Nummern an.
    »Das letzte Gespräch war ein Auslandsgespräch«, sagte er und schrieb sich die Nummern ins Notizbuch. Das Handy steckte er anschließend in eine Papiertüte, die er mit der Nummer des Falls beschriftete.
    Gunnar starrte sehnsüchtig auf das Sandwich auf dem Rücksitz.
    »Wir hätten uns Proviant mitnehmen sollen«, erklärte er.
    Birkir sah hoch und blickte hinüber zur Hauptstraße. »Der Mörder muss ebenfalls im Auto gekommen sein und es wahrscheinlich hier irgendwo in der Nähe stehen lassen haben. Nach dem Angriff ist er zu seinem Auto zurückgegangen und weggefahren. Als er wieder zur Hauptstraße kam, ist er entwedernach Norden oder Süden abgebogen. Vielleicht ist er jemandem auf dem Weg hierher begegnet, der sich möglicherweise daran erinnern kann, ihn gesehen zu haben.«
    Gunnar schüttelte den Kopf. »Wir sind nur ganz wenigen Autos begegnet, seit wir von der Ringstraße abgebogen sind, und kannst du dich vielleicht an sie erinnern?«
    »Nein, wohl kaum«, gab Birkir zu und fuhr fort: »Trotzdem müssen wir mit den Leuten hier in der Nachbarschaft reden, vielleicht hat ja irgendwer etwas Ungewöhnliches bemerkt.«
    Gunnar blickte sich um. In der Ferne sah man einige Nachbarhöfe, aber sie waren so weit weg, dass man nicht einmal erkennen konnte, ob sich Menschen draußen aufhielten. Er sagte: »Das kann der Polizist aus Búðardalur machen, der kennt sich hier aus. Die Behörde muss sich ja schließlich auch irgendwie an der Arbeit beteiligen.«
    »Und was tun wir als Nächstes?«, fragte Birkir.
    »Dieser Wagen muss nach Reykjavík gebracht werden, möglichst auf einem Lastwagen. Die notwendigen Vorkehrungen für den Leichentransport sind bereits getroffen. Wir müssen unbedingt das Gewehr des Alten in Augenschein nehmen, aber das besprechen wir in aller Ruhe mit dem Bezirksamtmann.«
    Nach einigem Nachdenken sagte Birkir: »Was hältst du von diesem Bauern?«
    »Wir müssen ihn wohl ziemlich weit oben auf die Liste der Verdächtigen setzen«, entgegnete Gunnar.
    »Glaubst du, dass er rein körperlich dazu imstande wäre, an so einer Schießerei teilzunehmen?«, fragte Birkir.
    »Ja, mit einem ordentlichen Gewehr hätte er sicherlich ein paar Schüsse abgeben können. Ich würde aber nicht darauf wetten, dass er aus einem solchen Kampf als Überlebender hervorginge. Vielleicht waren sie zu zweit. Der Junge hätte ihm helfen können.«
    Birkir sah Gunnar an und schüttelte den Kopf.
    Gunnar fügte hinzu: »Ich meine, bevor er heute Morgen zur Schule ging.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Birkir.
    Gunnar holte sein Handy aus der Tasche und sah auf das Display. »Hier hat man tatsächlich wieder Empfang«, sagte er und wählte eine Nummer.
    Während sein Kollege telefonierte, ging Birkir einmal um das Auto herum, und dann schritt er den Weg ab, der vom Hof zur Hauptstraße führte. Er achtete besonders auf die Fahrbahnränder und suchte nach Autospuren. Falls jemand mit einem Auto bis hierher gefahren war, hätte er irgendwo wenden müssen, und da der Weg zu schmal dafür war, hätte das Spuren in der weichen Erde zu beiden Seiten des Wegs hinterlassen müssen. Birkir ging fast die ganze Strecke bis zur Hauptstraße ab. Gunnar hatte inzwischen das Auto geholt und fuhr hinter ihm her.
    »Nichts zu sehen«, sagte Birkir, als Gunnar die Scheibe herunterließ.
    »Magnús schickt einen Lastwagen für den Jeep«, sagte Gunnar. »Er hat mir gesagt, dass Dóra und Símon mit den Angehörigen gesprochen haben. Ólafur war wohl mit einer ganz jungen Frau verheiratet, und er hatte Kinder mit zwei früheren Ehefrauen. Sie haben auch kurz an seinem Arbeitsplatz vorbeigeschaut. Wenn wir heute Abend in die Stadt kommen, ist eine Lagebesprechung anberaumt.«
    Das schwarze Auto eines Bestattungsunternehmens kam ihnen von Süden entgegen, hielt bei ihnen, und der Fahrer blickte sie fragend an. Birkir deutete mit einer Kopfbewegung auf den Weg zum Hof und sagte gleichzeitig: »Ihr werdet bestimmt noch eine Weile warten müssen, die Leute vom

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