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Bevor der Morgen graut

Bevor der Morgen graut

Titel: Bevor der Morgen graut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingolfsson
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machen?«
    »Hotmail-Adresse«, antwortete der Spezialist, der durch dicke Brillengläser auf den Bildschirm starrte.
    »Was bedeutet das?«, fragte Magnús.
    »Das ist eine E-Mail-Adresse, die sich jeder einrichten kann, von jedem Computer mit Internetanschluss aus.«
    »Und man kann da den Benutzer nicht ermitteln, so wie bei einem Telefongespräch?«
    »Man wird vielleicht eine IP-Adresse finden können, aber das ist sehr umständlich und dauert lange. Das geht über ausländische Server.«
    »Wie lange?«
    »Für uns wahrscheinlich ein paar Tage. Normalerweise befassen wir uns nicht mit so etwas. Am besten versucht ihr, die Korrespondenz mit ihm aufrechtzuerhalten und noch mehr Mails von ihm zu bekommen. Vielleicht nutzt er mehr als einen Rechner.«
    Magnús klopfte Gunnar auf den Rücken und sagte: »Nun mach mal was.«
    Gunnar tippte eine weitere Nachricht: »WER BIST DU?«
    Ziemlich bald kam eine Antwort, aber nicht die Antwort auf die Frage. Der Text lautete folgendermaßen: »Hochgeehrte Gegner. Jetzt ist die Reihe an euch, Fragen zu beantworten. Wir werden ein kleines Ratespielchen spielen. Ich stelle euch Fragen, und ihr antwortet innerhalb einer vorgegebenen Frist. Falls die Antwort falsch ist, muss jemand dran glauben. Ein Opfer, das ich entweder sorgfältig auswähle oder rein zufällig. Wir beginnen mit ein paar leichten Fragen aus der Literatur.Die erste Frage lautet: »Aus welchem Text stammen die folgenden Zeilen – ihr habt 30 Minuten Zeit.
    Von seinen Waffen
    weiche niemand
    einen Schritt im freien Feld:
    Niemand weiß
    unterwegs, wie bald
    er seines Speers bedarf
    Viel Glück.«
    Magnús las den Text laut vor. »Wie sollen wir darauf innerhalb von dreißig Minuten die Antwort finden?«, fragte er anschließend nervös. »Das ist doch irgendwas aus der mittelalterlichen Literatur.«
    Der Computerexperte reagierte schnell und sagte zu Gunnar: »Geh auf www.google.com und gib ein Von seinen Waffen weiche, in Anführungszeichen, dann drück auf Suche .«
    »Und was passiert dann?«, fragte Magnús.
    »Google ist eine Suchmaschine, die sämtliche Webseiten in der ganzen Welt durchsucht«, antwortete der Experte. »Falls dieser Text auf irgendeiner Webseite zu finden ist, wird das sofort angezeigt. Falls er tatsächlich aus der alten isländischen Literatur stammt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass irgendjemand ihn ins Internet gestellt hat.«
    Gunnar tat, wie geheißen. Das Suchergebnis kam sofort, denn es gab einige Webseiten mit diesem Text. Sie starrten auf den Schirm.
    »Hávamál, des Hohen Lied, Ältere Edda«, las Gunnar vor.
    Magnús klatschte begeistert in die Hände und sagte: »Schick ihm die Antwort.«
    Gunnar warf einen Blick auf seine Uhr. »Wir haben noch fünfundzwanzig Minuten Zeit. Wir sollten uns besser erst kurz vor Ablauf der Frist bei ihm melden.«
    Der Computerexperte sagte: »Für so alte Texte gilt kein Copyrightmehr, deswegen kann man so etwas im Internet finden. Falls es ihm in den Sinn kommen sollte, jüngere Texte zu verwenden, könntet ihr in Schwierigkeiten geraten.«
    Er setzte sich an den Computer und leitete die Mails an eine andere Adresse weiter. »Ich werde mein Bestes versuchen. Schickt mir umgehend jede neue Mail, die ihr schickt oder bekommt, aber nicht als Cc, sondern erst hinterher mit Weiterleiten «, sagte er und verließ dann das Zimmer.
    Magnús’ Handy klingelte, und er ging hinaus, kam nach kurzer Zeit aber wieder und sagte: »Das waren die Kollegen aus Akureyri. Sie fordern Verstärkung von uns an.«

12:30
    B irkir war gerade vor dem Haus von Ragnar Jónsson wieder ins Auto gestiegen, als sein Handy klingelte. Es war Gunnar.
    »Hör zu, im Norden hat man in der Nähe vom Dettifoss eine Leiche gefunden, die im Boden vergraben war. Magnús will, dass du nach Akureyri fliegst und die Kollegen dort unterstützt.«
    »Warum das denn?«, fragte Birkir. »Haben wir hier nicht alle Hände voll zu tun?«
    »Natürlich, aber die Sache ist die, dass der Tote mit einer Schrotflinte erschossen worden ist.«
    »Mit einer Schrotflinte?«
    »Ja, genau wie die anderen. Vielleicht besteht da eine Verbindung.«
    »Ist die Leiche unversehrt?«
    »Nein. Sie ist stark verwest, ungefähr ein Jahr alt, vermuten sie. Der Mann war um die dreißig und hieß Leifur Albert Rúnarsson.«
    »Wieso weiß man das schon?«
    »Er hatte seine Papiere in der Tasche.«
    »Wie praktisch«, sagte Birkir. »Gab es denn keine Vermisstenanzeige? Ich kann mich nicht erinnern, etwas davon

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