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Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Titel: Bevor der Tod euch scheidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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lassen.“
    „Du hast dich bei mir bedankt. Außerdem war es das einzig Richtige, was ich tun konnte.“ Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: „Auch wenn ich hiermit meinen Lebensunterhalt verdiene, glaube ich an Jesus, Francesca. Aber welchen Fall gibt es jetzt, dass du dafür herkommst?“
    Nun war es Francesca, die kurz zögerte, ehe sie sagte: „Das ist eigentlich etwas Persönliches. Um ehrlich zu sein – ich stecke in Schwierigkeiten.“
    „Oh nein!“
    „Ich werde erpresst. Jemand ist momentan in der Lage, mich in den Ruin zu treiben, Dawn. Daher habe ich mich gefragt, ob du mir wohl helfen kannst.“
    „Ich verstehe nicht“, wunderte sich Dawn. „Wie sollte ich dir dabei helfen können?“
    „Zuerst einmal würdest du mir sehr helfen, wenn du mir sagen könntest, wo ich Solange Marceaux finden kann.“
    Der warme Ausdruck in ihren Augen schwand sofort dahin. „Was hat sie damit zu tun?“
    „Vielleicht gar nichts. Aber ich würde gern mit ihr reden.“
    Dawn schüttelte den Kopf. „Das ist keine gute Idee. Sie hasst dich. Und woher soll ich wissen, dass du ihr nicht die Bullen auf den Hals hetzt? Die würden sie doch direkt festnehmen, immerhin hat sie die Kinder eingeschleust.“
    „Ich bin nicht daran interessiert, Solange festzunehmen. Diesmal nicht“, beteuerte Francesca. Zum Teil entsprach das sogar der Wahrheit. Natürlich würde sie diese Frau gern hinter Gittern sehen, aber das war nicht ihr oberstes Ziel. Zwar schien Bill Randall der Täter zu sein, dennoch musste sie Solange ausschließen können.
    „Ich muss unbedingt mit ihr reden. Ich muss Gewissheit bekommen, dass ich nicht von ihr erpresst werde.“
    Lange Zeit starrte Dawn sie an, und Francesca merkte ihr an, dass sich ihre Gedanken überschlugen. „Ich weiß nicht, wo sie ist“, entgegnete sie schließlich. „Außerdem solltest du dich sowieso von ihr fernhalten.“ Dann fügte sie noch an: „Es tut mir leid, dass du erpresst wirst. Du bist nett.“
    „Woher weißt du, dass Solange mich hasst, Dawn?“, fragte Francesca leise.
    „Ich war bei der Razzia dabei, ich habe den Hass in ihrem Gesicht gesehen. Deinetwegen wurde ihr wunderschönes Etablissement zerstört. Da ist es doch wohl klar, dass sie dich hasst. Sie ist eine starke und eiskalte Frau, Francesca.“
    Sie war davon überzeugt, dass Dawn irgendwann nach der Razzia in ihrem Bordell mit Solange gesprochen hatte. Wie konnte sie sonst so davon überzeugt sein, was die Bordellchefin für Francesca empfand?
    „Meinst du, sie hasst mich so sehr, dass sie mich vernichten will?“
    Dawn machte große Augen. „Ich weiß es nicht. Vielleicht.“
    Francesca nahm einen Zwanziger aus der Tasche und drückte ihn der anderen Frau in die Hand. „Bist du dir ganz sicher, dass du nicht weißt, wo sie ist?“
    „Seit der Razzia habe ich sie nicht mehr gesehen“, beharrte Dawn und steckte den Geldschein in ihr Dekollete, während ihr Gesicht rot anlief. „Halt dich von ihr fern, Francesca! Bitte! Tu es für dich, nicht für mich.“
    Damit war für Francesca klar, dass sie mit Solange in Kontakt gestanden hatte – und vielleicht immer noch mit ihr in Verbindung stand. „Danke für deine Hilfe! Wenn dir noch irgendetwas einfällt, könntest du es mich dann wissen lassen? Du kannst auch eine Nachricht an den Police Commissioner schicken, wenn dir das lieber ist.“
    „Mir wird nichts einfallen“, gab Dawn zurück.

VIERZEHN
    Dienstag, 1. Juli 1902
17 Uhr
    Maggie schloss die Tür zu ihrer winzigen Wohnung und hätte sich fast in den Arm gekniffen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumte, während Evan und Joel Tüten mit Lebensmitteln zur Kochnische trugen. So beengt es auch zuging, war alles sauber und ordentlich. Die Jungs schliefen im hinteren Teil des Wohnzimmers, von ihr selbst genähte Vorhänge mit gelb-grünem Blumenmuster trennten den Bereich vom restlichen Zimmer ab. Auf dem Tisch vor dem Sofa stand eine Vase mit drei Gänseblümchen, den abgetretenen Holzboden bedeckte ein Teppich mit roten Rosen, den sie aus dem Sperrmüll gerettet hatte. Auf der Fensterbank vor dem Küchenfenster wuchsen Stiefmütterchen, im Blumenkasten vor dem Wohnzimmerfenster blühten die Petunien. Auf dem Küchentisch lag eine sonnenblumengelbe Tischdecke, und für die Stühle hatte sie Überzüge aus einem hübschen gelben Karostoff genäht. Maggies Zuhause war sehr schlicht; der Kontrast zu Evans vornehmem Haus an der Fifth Avenue hätte nicht deutlicher ausfallen

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