Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
lange kein Beweis für seine Schuld. Doch es irritierte sie nach wie vor, dass er am Samstagabend mit seinen Leuten vor ihr und Bragg die Galerie erreicht hatte. Einmal mehr ging ihr durch den Kopf, dass er durchaus der große, beängstigende Mann sein konnte, der von Moores Frau gesehen worden war.
Dann aber verdrängte sie energisch jeden Verdacht. Sie glaubte, dass der Dieb auch derjenige war, der das Porträt wieder entfernt hatte, nachdem sie aus der Galerie freigekommen war – noch lange bevor sie Bragg berichtet hatte, was vorgefallen war.
Beide Männer verstummten, als sie sich ihnen näherte. Farr nickte höflich, und Francesca unterdrückte ihr Unbehagen, um mit einem Lächeln zu reagieren. Sie war sehr froh, dass Rose diesen Mann nicht als einen ihrer Kunden empfing. „Ist Mr Moore hier?“
„Im Besprechungszimmer. Mrs Moore wartet in meinem Büro“, erwiderte Bragg.
Als sie mit Erstaunen darauf reagierte, dass man Moores Frau ebenfalls hergebracht hatte, erklärte Farr: „Sie hat darauf bestanden, ihn zu begleiten.“
Francesca zögerte. Sie wollte mit Bragg unter vier Augen sprechen, was ihr deutlich anzusehen sein musste, da er sich zu Farr umdrehte und sagte: „Wir kommen gleich nach, Chief.“
Farr murmelte etwas und ging in Richtung Besprechungsraum davon.
„Und?“, fragte Bragg.
„Hat Marsha Moore den Chief wiedererkannt?“, fragte sie.
„Nein, Francesca. Sie hat bei der ersten Begegnung nicht mal mit der Wimper gezuckt.“
„Dann war es nicht Farr, den sie vor der Galerie und vor ihrem Wohnhaus gesehen hat. Sonst hätte sie ihn wiedererkannt. Aber ihre Beschreibung, dass er groß und düster wirkte, passt auch auf Bill Randall.“
„Du lässt nach“, meinte Bragg und lächelte sie amüsiert an. „Sie hatte den Unbekannten als groß und bedrohlich beschrieben.“
Rick hatte recht. „Farr war es nicht, trotzdem traue ich ihm nicht über den Weg. Es gefällt mir nicht, dass er an diesem Fall beteiligt ist.“
„Mir gefällt das auch nicht, allerdings ist es jetzt zu spät, um ihn noch abzuziehen. Wollen wir hoffen, dass Randall Moore bezahlt hat, um seine Galerie am Samstag benutzen zu können. Und lass uns davon ausgehen, dass er für das gestohlene Porträt zurückgekehrt ist, nachdem du entkommen warst.“ Er fasste sie am Arm und senkte die Stimme. „Im Haus der Randalls hat sich heute Nachmittag nichts gerührt, Francesca. Ich habe das Kommando, das das Haus beobachtet, angewiesen, die Familienfotos einzusammeln.“
Das war ihrer Meinung nach eine exzellente Idee. „Wir können Mrs Moore ein Foto von ihm vorlegen.“
„Ja, das können wir.“
Oh, wie sehr hoffte sie darauf, dass der Mann identifiziert wurde!
Dann erzählte sie ihm noch schnell von ihrer Unterhaltung mit Dawn, worauf Bragg erwiderte: „Es könnte sich als überflüssig erweisen, nach Marceaux zu suchen, Francesca. Mit etwas Glück ist Randall unser Mann und wir werden ihn in Kürze festnehmen können. Ich bin schon gespannt darauf, die Besucherlisten von Blackwell Island durchzusehen.“
„Oh ja, ich auch“, stimmte Francesca ihm zu.
Bragg führte sie zum Besprechungsraum, dessen Tür einen Spaltbreit offen stand. Kurz davor blieb er stehen und drehte sich zu ihr um. „Es gibt schlechte Nachrichten. Vorhin habe ich eine telegrafische Mitteilung von der geschlossenen Abteilung auf Blackwell Island erhalten. Mary wurde nicht nach dorthin verlegt.“
Francesca sah ihn erschrocken an. „Dann hat sie sich also im Bellevue Hospital in Luft aufgelöst?“
„Ich bezweifle, dass sie sich in Luft aufgelöst hat. Ich denke, wir wissen beide, wer ihr zur Flucht verholfen hat.“
Sie sahen sich an. Mary hatte mit dem Diebstahl nichts zu tun, denn als das Bild im April entwendet worden war, hatte sie bereits in Haft gesessen. „Wenn wir nur wüssten, wann genau sie entkommen ist“, flüsterte sie.
Natürlich las Bragg ihre Gedanken. „Mary ist eine zierliche Person, trotzdem halte ich es für möglich, dass sie die nötige Willensstärke besitzt, um ausreichend Kraft aufzubringen, damit sie das Bild von der Wand nehmen konnte.“
Wenn Bill Randall das Gemälde gestohlen hatte, dann wurde er inzwischen durch eine Komplizin unterstützt. Die Frage war nur, seit wann er diese Unterstützung hatte. Als er das Bild aus Sarahs Studio schaffte, konnte er allein gehandelt haben. Aber war Mary diejenige gewesen, die sie zunächst in der Galerie eingeschlossen und später das Porträt weggeschafft
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