Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
verzog keine Miene, als sie an ihm vorbei durch den Flur schoss.
Ihr Vater saß im Arbeitszimmer auf dem Sofa und las die Sun. Als sie hereingefegt kam, lächelte er sie an, und sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Guten Morgen!“
„Es freut mich, dass du verschlafen hast. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann dir das zum letzten Mal passiert ist.“
„Ich war sehr müde“, gestand sie ihm. „Papa, ich muss Rick anrufen.“
„Das ist mir bewusst.“ Er raschelte mit der Zeitung und widmete sich wieder einem Artikel.
Im Gegensatz zu Julia störte sich ihr Vater nicht daran, ob und wie lange sie mit Bragg in der Stadt unterwegs war. Sie fürchtete allerdings, es könnte bedeuten, dass er bereits wieder gegen Calder eingestellt war. Seufzend hob sie den schweren Telefonhörer hoch. Um ihren Vater und um Hart konnte sie sich später immer noch Gedanken machen. Sie bat die Frau von der Vermittlung, sie mit dem Polizeihauptquartier zu verbinden, und redete kurz mit ihr über das Wetter, auch wenn Beatrice immer wieder auf ihren Verlobten zu sprechen kam.
„Francesca?“, meldete sich Bragg.
„Bragg! Haben wir etwas erreicht?“, rief sie hoffnungsvoll, während Andrew sie über den Rand seiner Zeitung hinweg ansah. „Sag bitte, dass Lizzie gefunden wurde!“
„Leider nicht. Aber es gibt eine wichtige Entwicklung, was dein gestohlenes Porträt angeht“, erwiderte er. „Heute Morgen habe ich die Besucherlisten von Blackwell Island erhalten, und Bill Randall hat Henrietta am Samstag, dem 26. April, um Viertel nach eins besucht.“
Francesca hielt gebannt den Atem an. Bill Randall war an dem Tag in der Stadt gewesen, an dem Sarah zum letzten Mal ihr Gemälde gesehen hatte und an dem es womöglich gestohlen worden war. Und er hatte sich am letzten Samstag in der Stadt aufgehalten, als das Bild plötzlich auftauchte. „Aber Marsha Moore hat ihn nicht wiedererkannt“, wandte sie ein. „Vielleicht war es nicht der Dieb, der auf Daniel Moore gewartet hatte.“
„Ich frage mich allerdings auch, wie deutlich Mrs Moore ihn in der Dunkelheit erkennen konnte“, meinte Bragg. „Randall kam mit dem Zug aus Philadelphia und traf gegen Mittag hier ein. Er muss an der Grand Central Station ausgestiegen sein und sich von dort direkt auf den Weg zum Gefängnis gemacht haben. Er gab sich auch große Mühe, um ein Alibi für den Abend zu haben.“
„Stimmt. Das ist offensichtlich belastend.“ Francesca wünschte, sie könnten Randall festnehmen und ihn gründlich verhören.
„Außerdem hat Moore eine Quittung für den Verkauf eines Gemäldes vorgelegt, der am Donnerstag vor deiner geplanten Hochzeit stattfand. Offenbar lag ich mit meiner Ansicht falsch, dass das Geld von unserem Dieb stammte.“
Francesca war außer sich. „Wir müssen mit Randall reden. Und ich möchte noch einmal mit Moore reden, und mit Rose. Ich wüsste zu gern, wo sie am Samstagabend war.“
„Ja, da stimme ich mit dir überein. Ich habe einen Haftbefehl für Bill Randall erlassen. Allerdings ist er gestern Abend nicht in sein altes Haus zurückgekehrt.“
„Er weiß, dass wir ihn beobachten“, stellte sie fest. Randall war untergetaucht, was ihn erst recht verdächtig erscheinen ließ. „Treffen wir uns bei Maggie? Oder bist du anderweitig beschäftigt?“
„Lizzies Entführung ist momentan meine größte Sorge. Wir treffen uns in Kürze bei Maggie“, bestätigte Bragg.
Francesca lächelte zufrieden und legte den Hörer auf – und sah erst dann, dass nicht nur ihr Vater, sondern auch ihre Mutter sie anstarrte.
Bragg stand vor Maggies Haus, als Francesca eintraf, und unterhielt sich mit dem Händler von der Ecke. Joel war ganz in seiner Nähe. Es brach ihr das Herz, als sie aus der Droschke ausstieg und das blasse, beunruhigte Gesicht des Jungen sah. Maggie konnte es kein bisschen besser gehen.
Sie bezahlte den Fahrer, dankte ihm für die zügige Fahrt und lief dann zu Bragg, der sie anlächelte, während sein Blick über ihre adrette Bluse und den dunkelgrauen Rock wanderte. „Irgendwelche Neuigkeiten?“, fragte sie und erwiderte sein Lächeln.
„Mr Schmidt bemerkte die Kinder, als er sein Geschäft schloss, und er sagt, sein letzter Kunde war ein großer Kerl mit grauem Haar und einer dunkelgrauen Mütze.“
„Hat er zufällig seinen Namen genannt?“, fragte sie aufgeregt.
Der Kaufmann, ein wohlgenährter Zeitgenosse mit rötlichem Haar, schüttelte den Kopf. „Er hat Kautabak gekauft, Miss Cahill, weiter
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