Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
über das Wochenende die Stadt verlässt, wenn wir Lizzie bis dahin nicht gefunden haben und dein Porträt noch immer nicht aufgetaucht ist“, fügte er hinzu.
„Wir werden Lizzie schon bald gefunden haben“, erklärte sie entschieden. Sie mussten das Mädchen einfach finden! „Aber du hast recht. Wenn das Porträt dann nach wie vor unauffindbar ist, kann ich unmöglich die Stadt verlassen.“
Plötzlich fasste er sie an der Hand. „Wenn du dieses Wochenende in der Stadt bleibst, lass uns zusammen zu Abend essen.“
Ihr fehlten die Worte.
Und dann wurde er rot im Gesicht, ließ sie los und zeigte auf die Treppe. „Wir müssen ein Kind wiederfinden.“
Unwillkürlich musste sie sich vorstellen, wie sie in einem menschenleeren Restaurant saßen und zu Abend aßen. Fassungslos über dieses Ansinnen ging sie an ihm vorbei. „Ja, das stimmt.“ Abrupt blieb sie stehen, da der Weg nach oben versperrt war.
„Hallo, Francesca“, hörte sie Hart in spöttischem Tonfall sagen.
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, dann begann es zu rasen. „Was machst du denn hier?“, rief sie erschrocken. Er blickte so finster drein wie sieben Tage Regenwetter, und dann auf einmal wurde ihr bewusst, dass er schon seit einer Weile auf der Treppe gestanden haben mochte. Hatte er ihre Unterhaltung belauscht? Hatte er gehört, wie Bragg sie zum Essen einlud? War es überhaupt noch von Bedeutung? Warum war er nicht bei ihr zu Hause vorbeigekommen oder hatte ihr zumindest geschrieben? Schließlich hatten sie sich seit eineinhalb Tagen nicht mehr gesehen. Hatte sie ihm etwa gar nicht gefehlt?
„Sarah Channing rief heute Morgen an und sprach davon, dass Maggies Tochter entführt worden ist.“ Sein kühler Blick erfasste sie von Kopf bis Fuß und wanderte weiter zu seinem Bruder. „Hallo, Rick! Wie ich sehe, ermittelt ihr beide wieder fleißig.“
Bragg erwiderte nichts, sondern ging an Francesca vorbei, was in diesem beengten Treppenhaus einem Kunststück gleichkam. Sie drückte sich gegen die Wand, damit er Platz hatte, um nach oben zu gehen, gleich danach strich Hart auf dem Weg nach unten an ihr vorbei. Francesca rührte sich nicht; sie war von Harts abfälligem Blick regelrecht erschüttert worden. Mit grimmiger Miene ging Bragg nach oben in den zweiten Stock, wo sich Maggies Wohnung befand. Unten schlug derweil die Haustür zu. Abrupt machte Francesca kehrt und lief hinter Hart nach draußen. „Warte!“, rief sie ihm nach.
Er drehte sich zu ihr um und musterte sie abweisend. „Ich hoffe, du wirst das Wochenende mit meinem Bruder genießen. Und ich hoffe, der heutige Tag wird dir auch viel Vergnügen bereiten.“ Er rührte sich nicht von der Stelle, sondern betrachtete sie nur finster.
Ihr Herz verkrampfte sich. „Das ist nicht fair! Wir sind Freunde, und wir ermitteln in einem Fall.“
Ein abfälliges Schnauben war seine einzige Reaktion.
„Seit Montagabend habe ich nichts mehr von dir gehört“, fuhr sie fort und dachte unwillkürlich daran, wie unglaublich leidenschaftlich sie sich geliebt hatten – und wie sie dann von ihm zurückgewiesen worden war. Als sie beide jetzt hier standen, da wurde ihr ein Mal mehr bewusst, wie sehr sie ihn liebte und wie sehr er ihr gefehlt hatte. Sie wurde von seiner übermächtigen Präsenz förmlich einverleibt. „Ich war in Sorge um dich“, ergänzte sie.
„Wir haben uns getrennt“, erwiderte er nur.
„Aber wir sind Freunde“, betonte sie.
Seine Augen waren unverändert starr auf sie gerichtet, und schließlich sagte er fast wie von einem Seufzer begleitet: „Ja, Francesca, wir sind Freunde.“
Sie lächelte nervös. „Bist du hier, um bei der Suche nach Lizzie zu helfen?“
„Ja, ich kann Joel gut leiden, Francesca“, antwortete er ernst, „und Mrs Kennedy ebenfalls.“
„Und du weißt, wie gut ich die beiden leiden kann“, gab sie zurück, doch sein Gesichtsausdruck blieb finster. „Es gibt keinen Grund für dich, wütend zu sein, Hart! Bragg und ich stellen Nachforschungen an, das ist alles. Meine Gefühle sind unverändert.“
Er verschränkte die Arme vor der Brust. Hatte da eben die Andeutung eines Lächelns seine Lippen umspielt? „Ich wüsste nicht, warum ich wütend sein sollte. Ich hatte ja ohnehin von dir einen Sinneswandel erwartet. Außerdem habe ich dir gesagt, dass du ruhig mit meinem Bruder deine Zeit verbringen sollst. Und du solltest auch seine Einladung zum Abendessen annehmen.“
„Das kann nicht dein Ernst sein!“
„Ich sage
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