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Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Titel: Bevor der Tod euch scheidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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magischen Worte hören.
    „Sag nichts“, raunte er ihr zu. „Ich werde dich niemals aufgeben.“

NEUNZEHN
    Donnerstag, 3. Juli 1902
5.30 Uhr
    Als er den kleinen dunklen Vorraum seines Hauses betrat, wusste er, die Kinder schliefen. Die Stille in dem viktorianischen Haus war so erdrückend, dass sie ihm Schmerzen in der Brust bereitete. Oder war es sein Herz, das so schmerzte?
    Rick Bragg trat ein und schloss leise die Tür hinter sich, während draußen bereits die ersten Vögel mit ihrem Gezwitscher den neuen Morgen begrüßten. Auf seinem Bürostuhl am Schreibtisch sitzend war es ihm tatsächlich gelungen, ein paar Stunden zu schlafen. Wenn sich seine häusliche Situation nicht bald änderte, wäre es wohl am besten, ein Sofa in sein Büro zu stellen.
    Er ging langsam die Treppe hinauf und versuchte, jedes Geräusch zu vermeiden, das jemanden aufwecken konnte. Er fühlte sich unglaublich alt. Und er kam sich wie ein Eindringling, wie ein Fremdkörper in seinen eigenen vier Wänden vor. Aber wem wollte er eigentlich etwas vormachen? Leigh Anne und er waren in eine Pattsituation geraten. Sie wollte nicht für ihre Ehe kämpfen, und er verlor allmählich die Lust daran, den Kampf für sie beide zu führen.
    Doch jedes Wort, das er am Abend zuvor bei der Flasche Scotch im Gespräch mit Rourke gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Er würde Leigh Anne niemals im Stich lassen. Weder würde er sich von ihr scheiden lassen noch sie in ein Sanatorium schicken. Dies hier war Leigh Annes Zuhause.
    Nein, korrigierte er sich sogleich, dies hier war auch sein Zuhause. Die Erkenntnis ließ sein Herz nur umso stärker schmerzen.
    Die Tür zum Schlafzimmer befand sich zu seiner Linken, aber er ignorierte sie. Die Tür rechts führte ins Kinderzimmer, und er blieb auf der Schwelle stehen, um zu den schlafenden Mädchen zu schauen. Sie waren ihm so sehr ans Herz gewachsen, und sie verdienten ein gutes Zuhause.
    Leigh Anne wollte unbedingt die beiden adoptieren, doch wie konnten sie beide so etwas reinen Gewissens machen, wenn ihre Ehe ein solcher Scherbenhaufen war? Katie und Dot verdienten eine Mutter, die sich nicht in Selbstmitleid erging und die schon den Morgentee mit einem Schuss Brandy trank. Sie brauchten eine Mutter, die sich in jeder erdenklichen Weise um sie kümmern konnte. Immer wenn er Katie sah, wirkte sie ängstlich und nervös. Sie war tagaus, tagein in Sorge um Leigh Anne. Eine solche Last sollte kein Kind tragen müssen!
    Aber seine Frau verfolgte nur die besten Absichten. Sie verwöhnte die Mädchen und sie brauchte die zwei. Niemals würde er sie zu einer anderen Pflegefamilie schicken. Trotzdem erschien es ihm verkehrt, diese Adoption voranzutreiben. Er musterte die beiden und verspürte die gleiche völlige Hilflosigkeit wie bei seiner Frau, weil er sich keinen Rat wusste, was er tun sollte.
    Schließlich betrat er das Zimmer und gab Dot einen Gutenachtkuss, während sie mit einem Lächeln auf den Lippen schlief. Hoffentlich träumte sie von Ponys, lachenden Clowns und rot-weißen Zuckerstangen. Katie drehte sich unablässig von einer Seite auf die andere, ihr kleines Gesicht wurde von Sorgenfalten zerfurcht. Seufzend gab er auch ihr einen Kuss und strich ihr übers Haar. Sofort schlug sie die Augen auf und sah ihn hellwach an.
    „Es wird alles gut werden“, versicherte er ihr und hoffte, überzeugend zu klingen.
    Sie lächelte ihn schläfrig an.
    Katie konnte ihn jetzt auch gut leiden, und sie liebte Leigh Anne über alles. Wenigstens konnte er ihnen ein Dach über dem Kopf gewähren und dafür sorgen, dass Essen auf den Tisch kam und es in ihrem Leben eine gewisse Sicherheit gab. „Jetzt schlaf weiter“, flüsterte er.
    Ihre Augen fielen wie von selbst zu, und er bemerkte, dass der sorgenvolle Ausdruck von ihrem Gesicht verschwunden war. Vielleicht konnte er trotz seiner Eheprobleme den Mädchen ja doch irgendwie ein sicheres und glückliches Zuhause bieten. Vielleicht war es für sie ja am besten, wenn er so selten wie möglich nach Hause kam, immerhin stellte er Leigh Anne damit ja auch zufrieden.
    Die innere Anspannung wuchs weiter, als er das gemeinsame Schlafzimmer betrat. Er versuchte, nicht die schlafende Leigh Anne anzusehen, als er an ihr vorbeiging und dabei sein Hemd auszog. Verzerrte Bilder zuckten an seinem inneren Auge vorüber und verspotteten ihn, verfolgten ihn. Würde er sich immer an ihre erste Begegnung erinnern, als sie so atemberaubend schön gewesen war? An den ersten Tanz …

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