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Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Titel: Bevor der Tod euch scheidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Alle hatten sie sich aufgeregt, aber in gedämpftem Tonfall unterhalten, jetzt herrschte mit einem Mal Totenstille. Er sah Andrew Cahill am großen Eingangsportal der Kirche stehen, der ihn im gleichen Moment entdeckte. Cahill machte eine bestürzte Miene, doch als er Hart erblickte, bekam er vor Wut einen roten Kopf.
    „Lass uns von hier verschwinden“, sprach Rourke leise. „Ich weiß nicht, ob du was trinken willst, ich kann auf jeden Fall einen Drink gebrauchen.“
    Andrew starrte ihn weiter vorwurfsvoll an, als ob die Situation seine Schuld wäre.
    Hart lächelte und erklärte ruhig, aber laut genug: „Ich fürchte, das ist die einzige Unterhaltung, die Ihnen heute geboten wird. Die Hochzeit ist abgesagt, und allem Anschein nach trifft die Schuld daran mich.“
    Als er den Fuß der Treppe erreichte, teilte sich die Menge vor ihm wie das Rote Meer. Er weigerte sich, einem der Gäste ins Gesicht zu sehen, schließlich wusste er auch so, dass so gut wie jeder gekommen war, der etwas auf sich hielt. Er hatte mit einem Dutzend der anwesenden Damen geschlafen, ebenso mit etlichen Töchtern, die ihm von ihren Müttern ans Herz gelegt worden waren. Dort war Countess Bartolla, die eine strahlende Miene machte, und Leigh Anne, die gleichermaßen nichtssagend und überrascht dreinblickte. Er sah Sarah Channing, die voller Sorge war – um ihn oder um Francesca? –, und ihre sichtlich entsetzte Mutter.
    Zum Teufel mit ihnen allen!
    Als er die Kirche verließ und in den Sonnenschein trat, hörte er, wie hinter ihm ein aufgeregtes Stimmengewirr einsetzte.
    Es war ihm völlig egal.
    Es kümmerte Francesca nicht, wie viele blaue Flecke und Schrammen sie davontrug. Zum dritten Mal kletterte sie auf den Aktenschrank, der auf dem Schreibtisch lag. Inzwischen standen ihr Tränen in den Augen.
    Zweimal hatte sie bereits versucht, mit einem Sprung weit genug auf den Mauervorsprung unter dem Fenster zu gelangen, um sich durch den Rahmen nach draußen zu ziehen. Beide Male war sie äußerst schmerzhaft auf dem Boden gelandet.
    Allmählich schwanden ihre Kräfte und ihr Durchhaltevermögen. Diesmal musste es einfach gelingen. Während sie wieder Halt suchte, sah sie plötzlich Harts Gesicht vor sich.
    In diesem Moment hörte sie Kindergeschrei.
    Sie erstarrte in ihrer Bewegung, da sie fürchtete, sie könnte sich das Geräusch nur eingebildet haben. Dann jedoch ertönte das Gelächter eines zweiten Kindes.
    Auf dem Hof war jemand!
    „Hilfe!“, rief sie. „Hilfe! Ich bin in der Galerie eingeschlossen! Hilfe!“
    Einen Augenblick später schaute das sommersprossige Gesicht eines Jungen durchs Fenster. Seine blauen Augen sahen sie erstaunt an, und er riss erschrocken den Mund auf.
    „Kannst du mir helfen, hier rauszukommen? Ich bin in der Galerie Moore. Die Tür ist von außen abgeschlossen worden“, redete sie hastig auf den Jungen ein.
    Er nickte. „Ich hole meinen Dad.“
    Francesca war über alle Maßen erleichtert, als er zusammen mit einem anderen Kind davonlief. Sie schluckte schwer und betete, dass der Junge ihr auch wirklich helfen würde. Es dauerte eine Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, da tauchte auf der anderen Seite des Fensters das Gesicht eines Mannes auf, der wohl Mitte dreißig zu sein schien. Er war frisch rasiert und hatte graue Schläfen. „Ich habe Bobby erst nicht glauben wollen“, erklärte er. „Geht es Ihnen gut, Miss?“
    „Nicht besonders!“ In groben Zügen erzählte sie, dass man sie hier eingeschlossen hatte. Der Mann bewahrte die Ruhe und sagte ihr, sie solle nach vorn gehen. Er werde schon eine Möglichkeit finden, um sie zu befreien.
    Vorsichtig kletterte sie vom Aktenschrank und vom Schreibtisch, wobei ihr jeder Knochen im Leib wehtat. Sie hob ihre Handtasche und die Schuhe hoch, dachte an ihre Waffe, die sie durchs Fenster nach draußen geworfen hatte, und stellte fest, dass ihre Fingernägel abgebrochen und ihre Finger blutig gekratzt waren. Ein Blick auf ihre Taschenuhr zeigte ihr, dass es bereits nach halb fünf war.
    Verängstigt verließ sie das Büro und eilte durch die Galerie, dabei schaute sie auf ihr Porträt und wünschte, sie hätte sich die Zeit genommen es zu zerstören. Es gefiel ihr gar nicht, das Bild hier zurückzulassen. Sie würde Hart davon erzählen, sobald sie bei ihm war, dann konnte er jemanden herschicken, damit der das Gemälde abholte.
    An der Eingangstür entdeckte sie den Mann vom Hof gemeinsam mit einem Streifenpolizisten, der damit beschäftigt war,

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