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Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Titel: Bevor der Tod euch scheidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Weg nach draußen“, sagte er nur.
    Francesca rührte sich nicht. So benommen sie auch war, hörte sie doch in ihrem Hinterkopf eine Stimme, die ihr zurief, jetzt zu gehen und später zurückzukehren. Männer wie Calder Hart ließen sich nicht bedrängen. Mit zitternder Stimme sprach sie: „Hart, ich liebe dich.“
    „Weißt du eigentlich, wie viele Frauen mir das schon gesagt haben?“
    Unter seinem stechenden Blick zuckte sie zusammen. Sie wusste, er war in seiner unerbittlichsten Stimmung, die es unmöglich machte, mit ihm vernünftig zu reden.
    „Tu mir das nicht an.“
    „Was denn? Du bist diejenige, die heute nicht in der Kirche war.“
    „Du hast selbst gesagt, dass du mich liebst!“
    Ein humorloses Lachen war seine erste Entgegnung. „Du bist so einzigartig, Francesca, dass ich mir tatsächlich eine Weile vorgegaukelt habe, dich zu lieben. Aber wir wissen beide, dass ich nicht an die Liebe glaube. Es war Verlangen, Francesca, weiter nichts. Ich bin ebenfalls zur Besinnung gekommen. Was habe ich mir nur dabei gedacht, mich an eine Frau zu binden und mit ihr mein ganzes Leben zu verbringen? Wenn die Lust vergangen ist, dann bleibt nur noch die Tinte auf unserer Heiratsurkunde.“
    „Ich weiß, du meinst nichts von dem, was du mir heute Abend gesagt hast.“
    „Mich kümmert nicht, was du glaubst. Ich weiß, dass ich jedes Wort so meine, wie ich es gesagt habe.“
    Das konnte doch nicht sein Ernst sein. „Wie kannst du nur so grausam zu mir sein? Wie kannst du mich einfach wegschicken nach allem, was wir geteilt haben?“
    „Und was haben wir geteilt? Abgesehen von ein paar Unterhaltungen, ein paar gefährlichen Augenblicken und einigen Nächten in meinem Bett?“
    Tränen stiegen ihr in die Augen.
    „Ich kann weinende Frauen nicht ausstehen“, warnte er sie.
    Irgendwie gelang es ihr, den Kopf zu schütteln. „Du willst mir das Gefühl geben, dass ich für dich nur ein flüchtiges Vergnügen war – ein Spielzeug!“
    Sein Blick war eine unmissverständliche Anspielung, sein Schweigen eine klare Bestätigung. Francesca war bis in ihr Innerstes erschüttert.
    Er wird dich vernichten, Stück für Stück oder in einem Zug.
    „Das kann nicht wahr sein. Wir sind füreinander bestimmt, Hart!“
    Er kam um den Schreibtisch herum und ging hinter ihr vorbei. „Nichts ist bestimmt. Ich habe keine Absicht, derjenige zu sein, der dich entehrt. Meine Einstellung hat sich nicht verändert, und dein Verlangen wird weiter unerwidert bleiben. Aber keine Sorge. Ich bin mir sicher, Rick wird mehr als erfreut sein, dir in dieser Angelegenheit zu Diensten zu sein.“
    „Deine Worte bringen mich um!“, keuchte sie.
    „Tatsächlich? Keine Angst, der Herzschmerz geht vorüber. Das tut er jedes Mal.“ Er ging zur Tür, öffnete sie und wartete darauf, dass Francesca endlich ging.
    Wie sie es schaffte, sich von der Stelle zu rühren, wusste sie selbst nicht. Es kam ihr vor, als hätte man sie in winzige, blutende Stücke zerschnitten. „Ich habe dich verletzt, und es tut mir leid. Ich liebe dich, und ich werde dich immer lieben. Sogar jetzt, während du versuchst, diese Liebe zu zerstören.“
    „Mache ich auf dich den Eindruck, dass ich verletzt bin? Keineswegs. Ich bin vielmehr erleichtert.“
    Ein Schluchzen kam über ihre Lippen.
    „Himmel, ich hasse theatralische Szenen! Könntest du jetzt bitte gehen? Dieses Drama ist nicht nur geschmacklos, sondern auch ermüdend. Ich muss mich um meine Angelegenheiten kümmern.“
    Sie schlang die Arme um sich. Sein Blick war so eisig wie ein Schneesturm. „Ich werde diesen Ring nicht ablegen, und ich werde uns auch nicht aufgeben.“
    „Dann tust du mir leid. Aber den Ring kannst du gern behalten. Damit kannst du ja das Porträt bezahlen, Darling.“
    Sie ertrug seine Grausamkeiten nicht länger und stürmte aus der Bibliothek. Als sie unter Tränen durch den Korridor schwankte, hörte sie, wie Hart ihr noch ein paar Schritte weit folgte. Ihr war klar, dass er ihr noch einen letzten, den Todesstoß versetzen wollte, und der ließ nicht lange auf sich warten. „Ach, Francesca? Mach dir nicht die Mühe, noch mal herzukommen. Wenn ich mit einer Sache abgeschlossen habe, dann für immer. Du bist hier nicht mehr willkommen.“

FÜNF
    Samstag, 28. Juni 1902
19 Uhr
    Francesca konnte es noch immer nicht fassen. Sollte es tatsächlich vorbei sein? Waren seine grausamen Worte wirklich ernst gemeint? Hatte Bragg sie nicht gewarnt, worauf sie sich einließ, wenn sie es wagte,

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