Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
nicht von einem neuen Termin reden sollen, jedenfalls nicht in diesem Moment.“
Sein Blick war starr auf sie gerichtet, er zuckte nicht einmal mit der Wimper und erwiderte nichts.
„Kein Mensch kann von einem Tag zum nächsten oder sogar von einer Stunde zur nächsten aufhören, einen anderen Menschen zu lieben, Calder“, versuchte sie zu argumentieren. „Heute Morgen habe ich dir noch etwas bedeutet, und daran wird sich nichts geändert haben.“
Dann endlich zeigte er eine Reaktion. „Du gehst davon aus, dass unsere Beziehung auf Liebe begründet war. Aber lass dir eines gesagt sein: Du möchtest diese Diskussion nicht mit mir führen.“
Der warnende Unterton war nicht zu überhören, und ihr Herz begann nur noch heftiger und ängstlicher zu schlagen. „Ich hatte nie vorgehabt, dich sitzen zu lassen!“
Er atmete tief durch. „Es ist besser so.“
„Wie bitte?“, rief sie aufgebracht. „Ich liebe dich! Es ist gar nichts besser so, weil ich meine eigene Hochzeit versäumt habe!“
„Leb wohl, Francesca.“ Er setzte sich hin und zog eine Aktenmappe zu sich heran.
Fassungslos stand sie da und starrte ihn an. „Ist das deine Reaktion auf das, was passiert ist? Du tust so, als würde es dich nicht kümmern? Du weigerst dich, darüber zu reden? Und du schickst mich weg, als wäre ich nicht deine Verlobte?“ Sie sah, dass er leicht zitterte, doch er hob nicht den Kopf. Ihre Worte hatten ihn getroffen, und sie würde dafür sorgen, dass weitere Treffer folgten, bis er Vernunft annahm. „Hast du überhaupt bemerkt, wie ich aussehe? Ich habe Schnittwunden im Gesicht, meine Fingernägel sind abgebrochen und ich habe Schürfwunden an den Händen, weil ich versucht habe, durch ein Fenster zu kriechen, um mich zu befreien!“ Tatsächlich zeigten ihre Worte weiterhin Wirkung, da er auf einmal den Kopf hob und sie mit seinen düsteren Augen anschaute. „Ich habe heute Morgen eine seltsame Nachricht erhalten, Hart! Eine Einladung zu einer Ausstellung mit Sarahs Arbeiten! In dem Augenblick wusste ich, ich war eingeladen worden, mein eigenes Porträt zu sehen. Natürlich musste ich dieser Sache nachgehen!“
Sein Blick war unverändert starr. „Natürlich“, wiederholte er tonlos.
„Als ich in der Galerie ankam, war die Tür offen, und mein Porträt hing an der Wand. Bevor ich es verhindern konnte, wurde die Tür von außen abgeschlossen, und ich verbrachte Stunden damit, nach einem Fluchtweg zu suchen. Um vier Uhr hörten ein paar Kinder endlich meine Hilferufe!“ Ihr fiel auf, dass sie unablässig zitterte.
Hart legte die Fingerspitzen aneinander und sah auf seine Papiere. „Du hast gesagt, du bist nicht verletzt.“
„Das bin ich auch nicht.“ Als er weiter vor sich starrte, fuhr sie fort: „Ausgerechnet heute tritt der Dieb in Erscheinung! Es ist doch eindeutig, dass er damit unsere Hochzeit vereiteln wollte. Ich wurde in diese Galerie gelockt, verstehst du das nicht? Glaubst du mir überhaupt, was ich dir sage?“ Ihr Tonfall wurde noch verzweifelter. Warum verhielt er sich nur so desinteressiert?
„Oh, ich glaube dir sehr wohl. Aber was macht das noch aus? Es ist vorbei, Francesca.“ Dann befasste er sich wieder mit seinen Unterlagen.
Sie wusste, er hatte beschlossen, sich hinter diese Mauer aus eisiger Ruhe zurückzuziehen. Sein Verhalten war nur gespielt, nur eine sorgfältig einstudierte Fassade, denn in Wahrheit war Hart der aufbrausendste Mann, den sie kannte. „Oh Gott!“, flüsterte sie. „Ich dachte, du wärst wütend, doch das bist du nicht! Wenn du wütend bist, dann explodierst du und greifst zum Alkohol. Ich habe dir wehgetan.“
Er lehnte sich nach hinten und musterte sie scheinbar gelassen. „Wenn du einen Wutausbruch erwartest, muss ich dich leider enttäuschen. Und sicher wirst du von mir keine Tränen erwartet haben, nicht wahr?“
Ihr gefiel sein spöttischer Unterton nicht. Ja, sie hatte ihm wehgetan, eine andere Erklärung gab es dafür nicht. „Du hast also beschlossen, Gleichgültigkeit vorzutäuschen, vielleicht sogar dir selbst gegenüber.“
„Ich habe beschlossen, dass unsere Beziehung ein Fehler war“, gab er mit Nachdruck zurück. „Es ist vorbei.“
Ihre Gedanken überschlugen sich. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht damit. „Ich würde dich gern zitieren: Es wird niemals vorbei sein.“
„Ich hatte noch nie ein Faible für Frauen, die sich an einen Mann klammern.“
Sie schnappte nach Luft, während er aufstand.
„Du kennst ja den
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