Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
Verärgerung auf ihre Rückkehr, aber sie war von ihrem Vorhaben nicht abzubringen. In gewisser Weise bestach sie ihn, damit er sich auf einen Versöhnungsversuch einließ, indem sie ihm vorschlug, dass sie beide ein halbes Jahr wie Mann und Frau lebten. Wenn er dann immer noch eine Scheidung wollte, würde sie einwilligen. Sie war sehr zuversichtlich, was seine politischen Bestrebungen anging, und ihrer Verführungskünste war sie sich sogar noch sicherer – und sie sollte recht behalten.
Doch das änderte nichts daran, dass sie eine unglückliche Ehe führten. Er konnte ihr die Jahre der Trennung nicht verzeihen, außerdem hatte er sich so sehr verändert. Er war jetzt ein mächtiger Mann, den sie respektierte und bewunderte – und ihr wurde klar, dass sie ihn unverändert liebte. Dann jedoch war sie von einer außer Kontrolle geratenen Kutsche überfahren worden, und seitdem waren ihre Beine zu nichts mehr zu gebrauchen.
Tiefe Verzweiflung überkam sie nach diesem Unfall. Sie war so dicht davor gewesen, doch noch das Leben zu führen, von dem sie als junge Frau geträumt hatte. Für kurze Zeit hatte sie es genossen, wieder Ricks Ehefrau zu sein, auch wenn er noch so wütend auf sie war. Sie war davon überzeugt gewesen, dass er nach einer Weile wieder fähig sein würde, ihre Liebe und Bewunderung zu erwidern. Schließlich war er ein so guter Fang! Er stammte aus einer guten Familie, er war ein Gentleman und sein politischer Stern war im Aufsteigen begriffen. Er bekam mehr Einladungen, als er jemals hätte annehmen können, und sie sah mit Begeisterung die Karten durch, um zu entscheiden, welche Party sie besuchen und wem sie absagen sollten. Es kam einem Schock gleich, als sie erkannte, welche Macht eine einzelne Absage haben konnte. Sie träumte von der Zukunft, die sie beide erwartete – sie würden die beiden Mädchen adoptieren und eigene Kinder bekommen, während er weiter Karriere machte, bis er es bis in den US-Senat geschafft hatte. Dann konnten sie nach Washington umziehen, der aufregendsten Stadt der Welt, in der sich Macht und Ehrgeiz ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Glanz und Reichtum lieferten …
Am liebsten hätte sie ihren Tränen freien Lauf gelassen. Jetzt fürchtete sie den Moment, da er zur Tür hereinkam. Die Verzweiflung fraß sie auf. Sie verabscheute es, verkrüppelt und hässlich zu sein. Sie hasste ihr Leben!
Es war für sie immer selbstverständlich gewesen, ein Zimmer zu betreten und die schönste Frau im Raum zu sein. Aber das war nun nicht mehr möglich. Es war schon schlimm genug gewesen, in diesem verdammten Rollstuhl in die Kirche gefahren zu werden. Jeder hatte sie angestarrt, und sie hatte genau gewusst, was sie alle dachten. Die mitleidigen Blicke waren nicht zu übersehen gewesen, und aus dem, was sie hinter ihrem Rücken tuschelten, war auch das Mitleid der anderen herauszuhören gewesen.
Francesca Cahill war nicht zu ihrer eigenen Hochzeit erschienen, und erst vor ein paar Monaten war Rick noch in diese Frau verliebt gewesen.
Was blieb da für sie übrig, abgesehen von den beiden kleinen Mädchen?
Genau im richtigen Moment stellte Peter ihr das Glas Brandy hin.
Sie atmete tief durch und bekam sich mit einem Mal in den Griff, während sie gegen ein paar Tränen ankämpfte. Dann lächelte sie Peter an und bedankte sich so, wie man es von einer Dame erwartete. Sie trank den Brandy und schloss die Augen, als der sich brennend den Weg bis in ihren Magen bahnte. Jetzt musste sie nur noch warten, bis der Alkohol seine beruhigende Wirkung zeigte.
Für sie blieb nur übrig, eine gute Mutter zu sein. Sie sah in das fast leere Glas und fürchtete sich davor, ihren Gedankengang weiter zu verfolgen. In dem Moment hörte sie, wie die Haustür geöffnet wurde, und prompt versteifte sie sich.
„Mama?“, flüsterte Katie ängstlich. „Liest du uns eine Geschichte vor?“
„Schichte, Schichte!“, rief Dot begeistert und klatschte in die Hände, die das Kindermädchen Mrs Flowers eben erst gründlich von Apfelmus befreit hatte.
Ehe Leigh Anne zustimmen konnte – sie liebte es, den Mädchen Gutenachtgeschichten vorzulesen –, hörte sie Ricks Schritte im Flur und erstarrte. Unbehagen ergriff von ihr Besitz.
Er tauchte in der Tür zum in Olivgrün und Gold gehaltenen Esszimmer auf, lächelte sie erschöpft an und ging zu Katie und Dot, um sie auf den Kopf zu küssen. Leigh Anne näherte er sich nicht, was sie mit Erleichterung zur Kenntnis nahm. Francescas Verschwinden schien
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