Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
Gefängnis auf Blackwell’s Island, und für besonders aussichtsreich hielt Francesca diese Unternehmung selbst nicht. Sie fragte sich außerdem, wie irgendeiner der Randalls von ihrem Porträt erfahren haben sollte. Das Gleiche galt für Solange Marceaux.
„Was meint Hart dazu?“
Es fiel ihr schwer, Sarah in die Augen zu sehen. „Ich weiß nicht so genau.“ Sie spürte, wie sie rot anlief.
„Francesca? Was soll das bedeuten?“
Sie wandte sich ab. „Das soll bedeuten, dass er im Moment nicht mit mir reden will.“
„Jetzt fühle ich mich ja noch schuldiger als zuvor!“, rief Sarah entsetzt. „Ich hätte mein Studio abschließen müssen! Ich wusste, wie kompromittierend dieses Porträt ist! Oh, er muss ja so wütend darüber sein, dass du deine Hochzeit verpasst hast!“
In diesem Moment fehlte Francesca der Wille, Sarah zu sagen, dass sie keine Schuld traf. Denn genau genommen hatte alles irgendetwas mit dem Diebstahl zu tun. „Ich hoffe, Calder wird einsehen, dass ich ihn weder verletzen noch demütigen wollte.“
„Wenigstens empfindet er für dich wahre Liebe!“
Francesca konnte nur hoffen, dass das zutraf.
Als Sarah ihre Zweifel bemerkte, sagte sie: „Francesca, er verehrt dich, und das völlig zu Recht! Du bist die außergewöhnlichste Frau, die ich kenne.“
Ein Stich ging ihr durch die Brust. Wenn Hart am Abend heimkehrte, würde sie ihn zur Rede stellen; sie fürchtete sich davor, das während der Geschäftszeiten in seinem Büro zu machen. Doch der Abend schien noch eine Ewigkeit entfernt. „Können wir über das Wochenende reden, an dem das Porträt verschwand? Ich muss dieses Bild finden, Sarah, und dann muss ich es wegschließen!“
„Natürlich können wir darüber reden, aber ich habe bereits Dutzende von Fragen beantwortet. Und so ungern ich das auch sage: Es genügt nicht, das Bild wegzuschließen. Wenn du es hast, musst du es zerstören.“
„Da hast du zweifellos recht.“ Francesca nickte betrübt. „Ich weiß, du hast schon mit Calders Privatdetektiven gesprochen, aber damals war ich nicht dabei. Wann hast du bemerkt, dass das Porträt verschwunden ist?“
Sarah stutzte. „Francesca! Du warst doch mit dem Commissioner zusammen im Präsidium, als ich die Polizei benachrichtigt habe! Wie du weißt, fiel mir am Sonntag kurz nach Mittag auf, dass das Porträt verschwunden war. Das war so gegen ein Uhr.“
Der Anruf war um zwei Uhr erfolgt. „Und wie hast du bemerkt, dass es verschwunden war? Bist du ins Atelier gegangen und hast gesehen, dass es nicht mehr da war? Wie sah es dort aus, als du es betreten hast? Hatte man sonst noch etwas gestohlen? Stand etwas nicht an seinem Platz? War die Tür geöffnet oder geschlossen? Und hattest du zuvor die Tür hinter dir zugemacht oder nicht?“ Sie musste sich bremsen, das wusste sie. Doch ihr natürlicher Arbeitseifer war geweckt worden. Sie lief wirklich zu Höchstform auf, wenn sie sich auf einen Fall konzentrierte.
Geduldig berichtete Sarah: „Ich mache die Tür immer hinter mir zu, aber sie stand weit offen. Ich war sofort beunruhigt. Die Dienstmädchen lasse ich da nur einmal im Monat sauber machen, und da sie erst eine Woche zuvor dort aufgeräumt hatten, wusste ich sofort, dass jemand mein Studio betreten hatte. Gleich als Erstes fiel mir auf, dass die Staffelei leer war, auf der dein Porträt gestanden hatte. Ich hatte es die ganze Zeit über dort gelassen, natürlich mit einem Laken abgedeckt. Das Laken lag auf dem Boden, die Staffelei war leer. Ansonsten war nichts angerührt worden.“
Francesca hatte einen Notizblock aus ihrer Handtasche gezogen und schrieb mit, während Sarah weiterredete.
„Das alles habe ich auch Harts Privatdetektiven und der Polizei erzählt, und zwar mehr als einmal.“
„Du hast mit der Polizei gesprochen?“, fragte eine verdutzte Francesca.
Sarah stutzte. „Natürlich habe ich mit der Polizei gesprochen! Schließlich war Chief Farr persönlich hergekommen, um den Fall zu untersuchen.“
Das war nicht möglich! Bragg hatte den Diebstahl inoffiziell behandelt, weil er fürchtete, ein Polizist könnte bei der Suche nach dem Porträt das Bild zu Gesicht bekommen und anderen von dessen Existenz berichten. Bei der Polizei war einfach immer noch zu viel Korruption im Spiel, als dass sie dieses Risiko hätten eingehen können.
„Warum stehst du da wie vom Schlag getroffen?“, fragte Sarah irritiert.
Francesca musste tief durchatmen. Von ihrer ersten Begegnung an hatte Chief Farr
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