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Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Titel: Bevor der Tod euch scheidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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gedient. Soweit Francesca wusste, hatte er zu einer Spezialeinheit des Militärs gehört. Zweifellos war er von Hart angewiesen worden, sie im Auge zu behalten. Noch bevor sie beide sich verlobt hatten, war Hart bereits zu dem Entschluss gekommen, Raoul als eine Art Leibwächter einzusetzen.
    Ein wohlig warmer Hauch umstrich ihr Herz. Insgeheim hoffte sie, später am Abend mit Hart bei einem Scotch zusammenzusitzen und ihm von den Geschehnissen am heutigen Nachmittag zu berichten. Und hoffentlich würden sie den glücklichen Ausgang der Angelegenheit feiern können.
    Sie setzte ihren Überlegungen ein Ende und sah sich umso wachsamer auf der Brücke um. Ein Pärchen überquerte sie, außerdem waren zwei Kutschen unterwegs. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Randall oder Solange Marceaux in einer der Kutschen saß. Sie nickte Joel zu, der die Waffe unter dem Hemd versteckt hatte. Mit dem Ball in der Hand schlenderte er auf die Brücke und pfiff eine Melodie vor sich hin. Dann warf er den Ball gegen das Geländer und fing ihn auf, als der von der Mauer zurückprallte.
    Eine der Droschken war nahe der Brückenmitte stehen geblieben. Francescas Herz begann zu rasen, während sie die schwere Tasche an sich nahm und Raoul grimmig zulächelte. Als er keine Regung zeigte, wurde ihr auf einmal bewusst, dass sie ihn noch nie ein Wort hatte sagen hören.
    Sie ging zur Brücke; das entgegenkommende Paar betrachtete sie ein wenig neugierig. Das war auch nicht verwunderlich. Immerhin trug sie weder einen Parasol noch Handschuhe, sondem schleppte sich mit einer schweren Ledertasche ab, wie sie für gewöhnlich von Männern benutzt wurde. Gleichzeitig hielt sie in der anderen Hand ihre Handtasche mit der Pistole darin. Nahe der Droschke blieb sie stehen und ließ sie nicht aus den Augen, während sie die Ledertasche abstellte. Joel lief in einigen Metern Entfernung vor ihr her und schien ganz auf den Ball konzentriert zu sein. Er war einfach ein großartiger Assistent.
    Plötzlich fiel ihr auf, dass sich sonst niemand mehr auf der Brücke aufhielt. Das war sehr merkwürdig. Im gleichen Moment ging die Tür der Droschke auf. Francesca war starr vor Anspannung, doch eine hübsche junge Frau stieg aus, lief zum Geländer und stieß einen Freudenschrei aus, dann drehte sie sich um und rief einer anderen, älteren Frau auf Deutsch zu, sie solle zu ihr kommen.
    Die Enttäuschung versetzte ihr einen Stich. Die beiden waren Touristen, die sich die Stadt ansahen und die Aussicht bewunderten. Francesca schaute sich um, aber von den beiden Frauen und dem Droschkenfahrer abgesehen waren Joel und sie allein auf der Brücke. Sie warf dem Kutscher einen argwöhnischen Blick zu, doch der Mann saß auf dem Bock und blätterte in einem Magazin. Wo ist der Erpresser?, fragte Francesca sich ratlos.
    Die beiden Frauen stiegen in die Droschke ein und fuhren weiter. Dann näherten sich ein Radfahrer und eine weitere Kutsche Francescas Position. Ihre Anspannung wuchs. Die leere Kutsche fuhr vorbei, und Francesca richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Radfahrer, einen Mann etwa im gleichen Alter wie Bill. Aber es war weder Bill noch sonst jemand, den sie kannte. In seiner dunklen Tweedhose und dem Baumwollhemd wirkte er wie ein Arbeiter; am Lenker hing sogar eine Butterbrotdose.
    Enttäuscht ließ sie die Schultern sinken, öffnete die Handtasche und schaute auf ihre Taschenuhr. Seit über zwanzig Minuten hielt sie sich jetzt schon hier auf, und allmählich begann sie sich zu fragen, ob die Lösegeldforderung vielleicht nur eine Finte gewesen war. Sie hob den Kopf und stellte erschrocken fest, dass der Radfahrer auf sie zusteuerte.
    Er wollte sie überfahren!
    Zu spät wurde ihr klar, was er vorzuhaben schien. Doch letztlich strich nur das Vorderrad an ihren Röcken entlang, dann riss er den Lenker herum und drückte ihr mit solcher Wucht etwas in die Hand, dass sie ungewollt nach hinten taumelte. Sie erlangte das Gleichgewicht zurück und faltete das Blatt auseinander, nach dem sie reflexartig gegriffen hatte. Es war eine grobe Skizze in Kohle, die unverkennbar ihr Porträt darstellte.
    Sie stieß einen Schrei aus und steckte das Blatt in ihre Handtasche, als Joel zu ihr gelaufen kam. „Haben Sie sich was getan?“, fragte er aufgeregt. „Er hat sie absichtlich angefahren!“
    „Wir müssen ihn zu fassen bekommen!“, rief sie und wollte dem Radfahrer nachlaufen, der kehrtgemacht hatte und so schnell er nur konnte in die Richtung davonfuhr, aus der

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