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Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Titel: Bevor der Tod euch scheidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Joel, wie wär's, wenn du dich im ersten Stock umsiehst, während Mr Hart und ich das Erdgeschoss auf den Kopf stellen?“
    Sie näherten sich dem roten Ziegelsteinbau an der Lexington Avenue. Am Gittertor hing ein großes Schild mit der Aufschrift Xu verkaufen. Hart hob den Riegel hoch und öffnete das Tor, dann betraten sie das Grundstück.
    „Wusstest du, dass das Haus zum Verkauf steht?“, fragte sie.
    „Nein, das ist mir auch neu“, erwiderte er in grimmigem Tonfall.
    Francesca konnte sich vorstellen, dass er mit dem Haus keine angenehmen Erinnerungen verband. Es war einfach schlimm, dass er von seinem leiblichen Vater abgewiesen worden war. Spontan fasste sie seine Hand.
    Einen Moment lang ließ er sie gewähren, dann löste er sich aus ihrem Griff. „Mir ist Paul Randall völlig egal“, murmelte er tonlos.
    Während sie sich fragte, ob er seine eigenen Worte überhaupt glaubte, drehte sie den Türknauf, aber die Haustür war natürlich abgeschlossen. Joel versuchte, das Schloss zu knacken, in der Zwischenzeit ging Hart auf der Suche nach einem offenen Fenster um das Haus herum, und Francesca versuchte, so zu tun, als ob sie drei jedes Recht hatten, sich hier aufzuhalten. Dennoch warfen ein paar Verkäuferinnen, die auf dem Gehweg am Haus vorbeigingen, misstrauische Blicke in ihre Richtung. Auch ein Straßenhändler, der an der Ecke zur siebenundfünfzigsten Straße Kerzen verkaufte, unterbrach seine Arbeit und beobachtete interessiert, wie sich Joel am Türschloss zu schaffen machte.
    Auf einmal tauchte Hart im Haus auf und öffnete von innen die Tür. „Die Hintertür stand offen“, erklärte er.
    Sie begaben sich zügig nach drinnen. „Dieser Straßenhändler könnte uns einen Streifenpolizisten auf den Hals hetzen.“
    Hart zuckte mit den Schultern. „Ich bin durch den Salon ins Haus gekommen. Komm, Francesca, und sieh dir das an!“
    Mit diesen Worten nahm er ihren Arm und führte sie in den kleinen Salon, in dem sie im vergangenen Februar nach dem Mord an Paul Randall verschiedene Familienangehörige befragt hatte. Joel lief derweil die Treppe hinauf in den ersten Stock.
    Francesca zögerte, da ihr die arme Henrietta in den Sinn kam – wie sie sie damals hier als Matriarchin dieses kleinen Hauses und wie sie sie heute als Insassin auf Blackwell Island gesehen hatte. Diese Frau hatte ihren Ehemann, ihre Familie und ihr ganzes Leben verloren.
    Im Salon war es düster und trostlos, so als sei der Raum mit seinen weinroten Vorhängen und den weinrot und cremefarben gestreiften Wänden in tiefe Trauer versunken. Francescas Blick wanderte über das Sideboard mit seinem Sammelsurium und den Fotografien, vorbei am Kerzenleuchter und einem kleinen Gemälde auf dem Kaminsims, bis sie an der Sitzecke angelangt war. Ein moosgrünes Sofa stand zwei roten Sesseln gegenüber. Auf einem Beistelltisch stand ein leeres Glas, mehrere Zeitungen lagen auf dem Couchtisch.
    Das Glas konnte schon seit Monaten dort stehen, doch die Zeitungen waren ein anderes Thema. Francesca ging zum Couchtisch und griff nach der obersten Ausgabe. Es handelte sich um die New York Times. „Streik tritt heute in Kraft“, las sie und fragte sich, ob sich der Artikel auf den erwarteten Streik bei der Union Pacific in Omaha bezog. Dann sah sie das Datum. Montag, 30. Juni. „Die ist von heute“, sagte sie.
    Hart zog die Brauen hoch, während sie die Daten der zwei übrigen Zeitungen überprüfte. Beide waren von Sonntag.
    „Bill ist der Einzige, der dieses Haus verkaufen kann, aber jeder könnte heute hier gewesen sein – ein Makler, ein Kaufinteressent …“
    „Und nicht zu vergessen Bill!“, hielt sie dagegen und lief in die Küche. Als er ihr folgte, merkte sie ihm an, dass sich seine finstere Laune ein wenig besserte. Aber an der Küchentür geriet sie ins Stocken. Hier war sie Bill nach ihrer Flucht aus dem Schlafzimmer begegnet, und hier hatte sie ihn mit der gusseisernen Pfanne niedergeschlagen.
    „Kein Agent würde eine solche Unordnung hinterlassen.“
    Sie drehte sich zur Seite und entdeckte auf dem kleinen Küchentisch einen Teller mit ein paar Brotkrumen darauf. Ein Messer und eine Gabel lagen auf dem Teller. Francesca ging zum Tisch und berührte einen Krümel, der sich ganz so anfühlte, als ob er noch nicht lange dort lag. Im Spülbecken stapelten sich mehrere benutzte Teller. „Wenn Bill einen Makler engagiert hätte, würde der nicht so hier hausen.“
    Ehe Hart etwas darauf erwidern konnte, kam Joel in die

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